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Nahostkonflikt im Roten Meer
War das die eine Eskalation zu viel?

epa11012862 A boat sails past the Galaxy Leader cargo ship, seized by the Houthis offshore of the Al-Salif port on the Red Sea in the province of Hodeidah, Yemen, 05 December 2023. The Galaxy Leader ship, reportedly linked to an Israeli businessman, was seized and re-routed to offshore of the Yemeni port of Al-Salif by the Houthis on 19 November 2023 in retaliation for Israel's airstrikes on the Gaza Strip, according to statements by the Houthis. The ship, carrying around 25 crew members belonging to various nations, was seized as it was on its way to India. The Houthis, who control most of Yemen 's Red Sea coast, have fired missiles and drones at Israel and attacked more vessels transiting the area. Thousands of Israelis and Palestinians have died since the militant group Hamas launched an unprecedented attack on Israel from the Gaza Strip on 07 October, and the Israeli strikes on the Palestinian enclave which followed it.  EPA/YAHYA ARHAB
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Am Dienstag war die Maersk Hangzhou wieder unterwegs. Auf den Karten der öffentlich zugänglichen Websites, auf denen man die Positionen aller Containerschiffe mitverfolgen kann, näherte sich das Schiff der dänischen Grossreederei Maersk dem Eingang zum Suezkanal mit einer Geschwindigkeit von 13 Knoten. Nicht sehr schnell für ein Schiff, von dem man annehmen könnte, dass es sich so zügig wie möglich aus der Gefahrenzone entfernen möchte.

Vier Schnellboote von Huthi-Kämpfern hatten das 353 Meter lange Schiff am Sonntagmorgen angegriffen und unter Beschuss genommen. Die Crew hatte sich erst selbst gewehrt. Als die Terroristen versuchten, das Containerschiff zu entern, rief die Besatzung die Flugzeugträgergruppe USS Eisenhower um Hilfe. Die US-Soldaten versenkten die Boote und töteten zehn Angreifer.

Huthi und Hizbollah werden beide von Teheran finanziert

Es war der erste direkte Angriff der USA auf die Huthi-Rebellen im Jemen in den vergangenen Jahren. Ein Angriff, der eine neue Eskalationsstufe im Nahen Osten bedeuten könnte. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem Gegenschlag auf den Gazastreifen haben die Huthi in regelmässigen Abständen Raketen auf US-Schiffe und israelisches Territorium abgefeuert und Handelsschiffe angegriffen. Der Konflikt galt aber dennoch als irgendwie beherrschbar; US-Präsident Joe Biden hatte kürzlich direkte Angriffe auf die Stellungen der Huthi ausgeschlossen, der Iran hatte versichert, weder im Jemen noch im Libanon eine weitere Eskalation des Konflikts zu wollen.

maersk hangzhou

Das Regime in Teheran ist Hauptfinanzier und Waffenlieferant der Hizbollah, die im Süden des Libanon Hunderttausende Raketen auf Israel gerichtet hat, und auch der Huthi-Rebellen, die den Norden des Bürgerkriegslands Jemen unter ihrer Kontrolle haben. Beide Gruppen gehören zur «Achse des Widerstands» gegen Israel, beide haben sich die Zerstörung des jüdischen Staats auf die Fahne geschrieben.

Dennoch schienen beide Gruppen die Angriffe auf Israel bisher begrenzen zu wollen. So wie Israel und die USA ihre Vergeltungsaktionen gegen Hizbollah und Huthi. Es wirkte wie eine ungeschriebene Regel, eine gewisse Eskalationsstufe nicht zu überschreiten. Wie ein militärischer Tennismatch, der sich immer im Bereich des Unentschiedens bewegt.

Huthi suchen und finden – der Propagandaerfolg

Nur weiss eben keine Seite genau, wo die Grenzen liegen. Jede will auf den Schlag der anderen mit etwas mehr Härte und Entschlossenheit reagieren, schon um die Erwartungen der eigenen Bevölkerung und Unterstützer zu befriedigen. Was letztlich zu genau der Eskalation führen könnte, die eigentlich keiner wollte, oder dies zumindest behauptete.

epa11048605 People hold Palestinian flags and photos of top Houthi leader Abdul-Malik al-Houthi during a protest against a multinational operation to safeguard Red Sea shipping and in solidarity with the Palestinian people, in Sana'a, Yemen, 29 December 2023.  The placards read in Arabic 'Allah is the greatest of all, death to America, death to Israel, a curse on the Jews, victory to Islam.' Thousands of people gathered to protest against the coalition created recently by the United States and denounce the Israeli strikes on the Gaza Strip. The US Department of Defense announced on 18 December a multinational operation to safeguard trade and to protect ships in the Red Sea amid the recent escalation in Houthi attacks originating from Yemen. These attacks in recent weeks have prompted major shipping companies to reroute their operations and raised concerns of prolonged disruptions to global trade. Houthis vowed to attack Israeli-bound ships and prevent them from navigating in the Red Sea and the Bab al-Mandab Strait in retaliation for Israel's airstrikes on the Gaza Strip, according to Houthi military spokesman Yahya Sarea.  EPA/OSAMAH YAHYA

Die Huthi führen – trotz der Verbindungen zum Iran – auch ein Eigenleben. Für die Rebellen sind der Terror der Hamas und die Angriffe auf die Schiffe im Roten Meer eine gute Gelegenheit, sich der Bevölkerung als wahre Unterstützer der palästinensischen Sache zu präsentieren. Und gleichzeitig die eigene Verhandlungsposition in den Friedensverhandlungen mit der von der UNO anerkannten Regierung Jemens zu stärken, die von Saudiarabien unterstützt wird.

Globaler Warenverkehr ist eingeschränkt

Der Angriff vom Sonntag war aber vielleicht ein Wendepunkt. Die USA und Grossbritannien überlegen sich, die Stützpunkte der Huthi im Jemen direkt zu bombardieren, sollten die Angriffe nicht aufhören. Grossbritannien «wird nicht zögern, weitere Massnahmen zu ergreifen, um Bedrohungen der Freiheit der Schifffahrt im Roten Meer zu verhindern», sagte Verteidigungsminister Grant Shapps in London.

Die Angriffe im Roten Meer behindern mittlerweile den ganzen globalen Warenverkehr, 12 Prozent aller Schiffe fahren durch den Suezkanal, für sie haben sich die Versicherungsraten verfünffacht. Viele Reedereien fahren den Kanal gar nicht mehr an und weichen auf die Route um das Kap der Guten Hoffnung aus. Das allerdings dauert etwa zwei Wochen länger und kann für grosse Schiffe Treibstoff-Mehrkosten von bis zu einer Million US-Dollar zur Folge haben.

Die Macht der «Achse des Widerstands»

Für das finanziell klamme Ägypten bedeuten die Angriffe wichtige Einnahmeverluste am Suezkanal, Devisen, die es dringend bräuchte. Dennoch kommt aus Kairo bislang kein Wort der Kritik. Die «Achse des Widerstands» hat es zumindest geschafft, dass sie über den weiteren Verlauf des Konflikts entscheidet, nicht Länder wie Saudiarabien, die sich vor dem Terror der Hamas Israel angenähert hatten, was für manche ein Verrat an den Palästinensern war.

Daher hat sich von den arabischen Staaten bisher nur Bahrain der von den USA geführten Operation Prosperity Guardian angeschlossen, einer multinationalen Truppe zum Schutz der Seewege vor dem Jemen. Länder wie Norwegen und Dänemark stellen Soldaten, nur Grossbritannien hat sich bisher mit Schiffen angeschlossen.

Dorthin entsendet der Iran nun auch den Zerstörer Alborz ins Rote Meer, die Regierung in Teheran lobte gleichzeitig die «mutigen Aktionen» der Huthi im Jemen. Deren Sprecher sagte, sie hätten «ihre religiöse, moralische und humanitäre Pflicht zur Unterstützung und Hilfe für diejenigen zu erfüllen, denen in Palästina und Gaza Unrecht widerfahren ist».