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Huthi-Rebellen im Roten Meer
Öl und Gas wird teurer, Ikea warnt vor leeren Regalen

Containers of Danish shipping and logistics company Maersk are seen in Copenhagen, Denmark, on September 14, 2023. Built in South Korea by Hyundai Heavy Industries (HHI) and fitted with a dual-fuel engine, "Laura Maersk" is a relatively small model that will be able to transport 2,136 20-foot (TEU) containers. It will begin operating in the Baltic Sea in October 2023, Maersk said. (Photo by SERGEI GAPON / AFP)
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Die Huthi-Miliz beschiesst seit Wochen vom Jemen aus Handelsschiffe im Roten Meer mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen. Am 19. November sprang ein bewaffnetes Rebellenkommando aus einem Helikopter auf den 190 Meter langen Autotransporter Galaxy Leader in der Nähe der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah und kaperte das Schiff samt 25-köpfiger Besatzung.

Die Entführung wurde von den Aufständischen gefilmt. Seitdem sind in der Meerenge Bab al-Mandab mindestens zehn Containerschiffe und Tanker angegriffen und teilweise beschädigt worden, verletzt wurde niemand. Auch der US-Lenkwaffenzerstörer USS Carney griff ein und schoss am vergangenen Wochenende ein Dutzend Drohnen ab. Die vom Iran unterstützten Huthis rechtfertigen ihre Aggression als Solidaritätsaktion für die Hamas-Terrormiliz und die Palästinenser im Gazastreifen.

Internationale Reedereien sind über die Ausweitung der Anschläge alarmiert und haben reagiert. Am vergangenen Montag gab der Energieriese BP bekannt, alle Öltanker der eigenen Flotte aufgrund der sich «zuspitzenden Sicherheitslage» auf die Route um das Kap der Guten Hoffnung umzuleiten. Prompt kletterte der Ölpreis der Marke Brent am Freitag auf fast 80 Dollar pro Fass. Der US-Gaspreis stieg aus Sorge vor Verzögerungen beim Transport von LNG-Flüssiggas um 14 Prozent.

Auch die Marktführer Maersk, Hapag-Lloyd und CMA CGM haben ihre Frachter umdirigiert oder die Kapitäne angewiesen, einen sicheren Hafen anzulaufen. Die weltgrösste Genfer Reederei MSC, die 800 Schiffe unterhält, wird den Suezkanal ebenfalls meiden. Der wichtigste Ölhändler der Welt, Trafigura, prüft die Lage ständig. Henning Gloystein vom Beratungsunternehmen Eurasia bezeichnet die Massnahmen als «signifikante Eskalation» und erwartet einen neuen Preisschub bei Öl und Gas.

Frachtkosten und Preise steigen

In der Tat bedeutet eine Fahrt via Südafrika eine Verlängerung der Reise um zusätzliche 3200 Meilen und erhöhte Treibstoff- und Frachtkosten. Zudem kommt es bei Lieferketten zu Verzögerungen. Der schwedische Möbelriese Ikea hat diese Woche vor «Einschränkungen mancher Produkte» und sogar vor «leeren Regalen» gewarnt. Die Zusatzkosten dürften an die Verbraucher weitergegeben werden.

MSC hat auf seiner Website bereits über die Einführung eines Notfallaufpreises für Containerschiffe informiert, aufgrund des «gestiegenen Risikos im Roten Meer und der Umleitung der Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung». MSC verlangt ab 20. Januar 2024 einen Zuschlag von 1200 Dollar pro Container und 2000 Dollar für Kühlcontainer.

Auch die Versicherungsprämien ziehen an. Laut Bloomberg haben sich die Assekuranzpreise für einen Schiffsrumpf seit Anfang Dezember verdoppelt und die Kriegsrisikozuschläge verzehnfacht. Für einen Frachter im Wert von 100 Millionen Dollar beträgt die Prämie neuerdings 500’000 Dollar pro Wegstrecke durch das Rote Meer. Israelische Reeder zahlen laut David Osler von Lloyd’s List Intelligence Aufpreise von 250 Prozent oder werden gar nicht mehr versichert.

Strategische Bedeutung für Welthandel

Der Suezkanal ist für den Welthandel strategisch wichtig. Rund 30 Prozent des gesamten Containerverkehrs zwischen Asien und Europa und 10 Prozent des Welthandels werden über diese Route abgewickelt. Auch die Öl- und Gastransporte über das Rote Meer sind bedeutend. Die Öltransporte belaufen sich auf neun Millionen Fass pro Jahr, etwa 10 Prozent des globalen Verbrauchs.

BP fördert als Grossproduzent Öl im Irak und in Oman. Der Anteil an globalem LNG-Flüssigerdgas beträgt rund 8 Prozent. Nach Angaben von Kuehne+Nagel-Experte Michael Aldwell passieren jährlich rund 19’000 Schiffe den Suezkanal und brauchen dafür 30 bis 40 Tage. Der Umweg über das Kap könnte je nach Endziel eine Verzögerung der Transporte von drei bis vier Wochen bedeuten.

USA führen maritime Koalition an

Die Lage spitzt sich zu, weil die Huthis zu Beginn Schiffe mit israelischen Besitzern, zwischenzeitlich aber auch andere Frachter attackieren. Die US-Regierung setzt mit der Operation «Prosperity Guardian» auf eine breite maritime Allianz mit Unterstützung aus Grossbritannien, Frankreich, Kanada, Spanien, Italien und Bahrain.

Der Ende November gekaperte Autotransporter Galaxy Leader wurde mittlerweile eine Touristenattraktion in der jemenitischen Hafenstadt Hodeidahepa.

US-Präsident Joe Bidens nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan drohte den Huthis bei neuen Attacken mit Gegenangriffen «an einem Ort und Zeitpunkt, den wir wählen». Sullivan erwartet von Teheran, die verbündeten Huthis an die Kette zu legen. Der israelische Geheimdienst beschuldigt den iranischen Brigadegeneral Abdolreza Shahlaei von den Quds-Brigaden, einer Eliteeinheit der Revolutionsgarden, die Angriffe der Huthis zu koordinieren.

Unbestritten ist, dass die Rebellen Drohnen und Antischiffsraketen iranischer Bauart einsetzen. Sollte der Iran gar beschliessen, die Strasse von Hormuz zusätzlich zu blockieren, würde der Welthandel angesichts der reduzierten Kapazitäten im Panamakanal massiv einbrechen und eine weitere Energiekrise auslösen. Ein neuer Inflationsschub und Lieferengpässe wären dann garantiert.