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Krieg in Nahost
Huthi-Rebellen greifen norwegischen Tanker an

A grab from footage released by Yemen's Huthi Ansarullah Media Centre on November 19, 2023, reportedly shows members of the rebel group during the capture of an Israel-linked cargo vessel at an undefined location in the Red Sea. Israeli ships are a "legitimate target", Yemen's Huthi rebels warned on November 20, a day after their seizure of the Galaxy Leader and its 25 international crew following an earlier threat to target Israeli shipping over the Israel-Hamas war. (Photo by ANSARULLAH MEDIA CENTRE / AFP)
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Vor der Küste des Jemen hat die Huthi-Miliz erneut ein Schiff angegriffen. Diesmal traf ein Marschflugkörper den rund 144 Meter langen Tanker Strinda. Der Angriff verursachte nach Angaben des zu Hilfe geeilten US-Militärs einen Brand an Bord. Die 22 Besatzungsmitglieder aus Indien blieben den norwegischen Eigentümern zufolge aber unverletzt. Die Strinda hatte in Malaysia Pflanzenöl und Biokraftstoffe geladen und war auf dem Weg nach Venedig.

Selbst ernannte «Achse des Widerstands»

Mohammed Ali al-Huthi, de facto Präsident im Norden des Jemen, kommentiert den Angriff mit den Worten: «Der Jemen tut seine Pflicht», dazu teilte er einen Screenshot des katarischen Fernsehsenders al-Jazeera, in dem die Frage aufgeworfen wird, inwieweit die Huthi der Wirtschaft Israels durch ihre Aktionen im Roten Meer schaden. Die Huthi drohen seit Wochen damit, weitere Schiffe im Roten Meer, die Kurs auf Israel nehmen, anzugreifen, falls keine humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelange.

Die vom Iran unterstützte Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbst ernannten «Achse des Widerstands». Seit dem Einmarsch der Amerikaner 2003 hat sich die Miliz den Slogan «Tod Amerika, Tod Israel, verflucht seien die Juden, Sieg dem Islam» auf die Fahne geschrieben. Sie inszeniert ihre Angriffe öffentlich wirksam mit selbst gedrehten Videos. Ende November sprangen bewaffnete und maskierte Huthi-Kämpfer aus einem Helikopter, an dem die palästinensische Flagge befestigt war, und brachten den Autotransporter Galaxy Leader in ihre Gewalt. Wenig später wehte auch auf dem Deck des Tankers eine Palästina-Flagge.

MT Strinda

27/01/2022 by AS J. Ludwig Mowinckels Rederi

In einer mit hebräischen Untertiteln versehenen Videobotschaft hatte Abdul-Malik al-Huthi, der Anführer der Bewegung, Israel zuvor vor «irgendwelchen Dummheiten» gewarnt, man werde «sehr sensible Ziele» ins Visier nehmen. Anschliessend werden in dem Video Satellitenbilder aus Israel eingeblendet, etwa von der israelischen Militärbasis in Zrifin, nahe Tel Aviv. Die Huthi haben seit Beginn des Gazakriegs wiederholt Drohnen und Raketen in Richtung Israel abgefeuert, die allerdings abgefangen werden konnten.

USA wollen nicht direkt reagieren

Laut einem Bericht der US-Zeitung «Politico» herrscht in der amerikanischen Regierung dennoch Konsens darüber, dass man auf die anhaltenden Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer derzeit nicht direkt reagieren wolle. Washington will eine Ausweitung des Gazakriegs auf mehrere Fronten vermeiden. Ausserdem möchten die USA die Fortschritte der monatelangen Friedensgespräche zwischen Saudiarabien und den Huthi nicht torpedieren. Erst im September besuchten hochrangige Führer der Miliz das saudische Königreich – erstmals nach Ausbruch des Krieges im Jemen 2015. Konkrete Ergebnisse liessen bislang allerdings auf sich warten.

Dabei stieg die Hoffnung auf eine endgültige Beilegung des Jemen-Konflikts nach der historischen Annäherung zwischen dem Iran, der Schutzmacht der Huthi, und Saudiarabien. Das Königreich musste nach Jahren des Krieges einsehen, dass es mit seiner Militärkoalition die als Barfuss-Krieger verlachten schiitischen Huthi nicht besiegen konnte.

A picture taken during an organised tour by Yemen's Huthi rebels on November 22, 2023 shows the group's minister of information, Dhaifallah Al-Shami (4th L), inspecting the Galaxy Leader Cargo ship, seized by Huthi fighters two days earlier, whiled docked at a port on the Red Sea in Yemen's province of Hodeida with the Palestinian (L) and Yemeni flags in the background. The Bahamas-flagged, British-owned Galaxy Leader, operated by a Japanese firm but having links to an Israeli businessman, was headed from Turkey to India when it was seized and re-routed to Hodeida November 19, according to maritime security company Ambrey. The Huthis said the capture was in retaliation for Israel's war against Hamas, sparked by the October 7 attack by the Palestinian militants who killed 1,200 people and took around 240 hostages, according to Israeli officials. (Photo by AFP)

Die ursprünglich aus den nördlichen Bergregionen des Jemen stammenden Kämpfer wurden vom Iran mit Geld und Waffen versorgt und konnten damit weite Teile des verarmten Landes kontrollieren. Riad geriet hingegen wegen seiner Luftschläge und Tausender ziviler Opfer immer stärker in die Kritik.

Derzeit verstärkt das US-Militär die eigene Präsenz im Roten Meer. Beim jetzigen Huthi-Angriff reagierte der Zerstörer USS Mason sofort auf den Notruf des norwegischen Tankers und leistete Hilfe. In Washington denkt man zusätzlich über eine Marine-Einsatzgruppe nach, die Handelsschiffe im Roten Meer eskortieren soll. Der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, die USA seien in aktiven Gesprächen mit Verbündeten über die Aufstellung der Eskorten.

Die Huthi warnen die US-Verbündeten Saudiarabien und die Vereinigten Arabischen Emirate jedoch davor, sich bei diesem Vorhaben im Roten Meer zu engagieren. Der Huthi-Sprecher Mohammed al-Bukhaiti wurde während eines TV-Interviews sehr deutlich, er sagte, es werde in den Emiraten und in Saudiarabien kein Öl- oder Gasfeld geben, auf das man nicht ziele. Auch alle Schiffe, die Öl transportierten, seien potenzielle Ziele, so Bukhaiti. «Und der Winter steht in Europa und Amerika vor der Tür.»

Ein weiterer Brennpunkt in einer Region voller Brennpunkte

Die Reaktion der Huthi auf den Gazakrieg stellt die Annäherung an Saudiarabien auf eine harte Probe: Für das Königreich und seine futuristischen Stadtprojekte der Vision 2030 ist die Sicherheit im Roten Meer von entscheidender Bedeutung – genauso wie für die traditionelle Ölwirtschaft.

Das Königreich hat in den vergangenen Jahren stark in seine Marine investiert und eine Reihe neuer Kriegsschiffe gekauft. Darunter die in Spanien gebaute Korvette Al Jubail. Ziel war es, weniger vom Schutz der USA abhängig zu sein. Die vergangenen Wochen zeigten: In einer Region voller Brennpunkte ist mit dem Roten Meer ein weiterer hinzugekommen.