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Meinung

Morerod, der oberste Katholik
Diese Wahl ist ein Armutszeugnis für die Kirche

Mgr Charles Morerod, eveque de Lausanne, Geneve et Fribourg, s'exprime lors d'une conference de presse dans le cadre du traitement des abus dans le diocese de Lausanne, Geneve et Fribourg ce lundi 11 decembre 2023 a l'eveche de Fribourg. (KEYSTONE/Valentin Flauraud)
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In Kürze:
  • Charles Morerod wurde zum höchsten Katholiken der Schweiz gewählt.
  • Ihm wird vorgeworfen, Missbrauchsfälle verschwiegen und zu spät reagiert zu haben.
  • Eine Studie enthüllt systematischen Missbrauch in der Kirche seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
  • Das Forschungsprojekt zur Aufarbeitung wurde um drei Jahre verlängert.

Eine Studie der Universität Zürich zur Geschichte des sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche hat es in sich: Letztes Jahr konnten Historikerinnen erstmals das Ausmass des Missbrauchs aufzeigen. Die Resultate sind verstörend: Ab Mitte des 20. Jahrhunderts vergingen sich Hunderte Kirchenmänner sexuell an Kindern, sogar an Säuglingen. Folgenlos – auch dank Deckung durch die Bischöfe.

Einer dieser Bischöfe – Charles Morerod vom Bistum Lausanne, Genf und Freiburg – ist diese Woche in einer geheimen Wahl zum höchsten Katholiken der Schweiz ernannt worden. Ihm wird vorgeworfen, von Missbräuchen gewusst und zu spät reagiert zu haben. Sogar der Papst hat ihn im letzten Oktober dafür gerügt. In einem Communiqué gesteht Morerod selbst, dass er «nicht immer eine kanonische Untersuchung eingeleitet» habe. 

Wie die Studienautorinnen schreiben, haben die Verantwortlichen bis in die 2000er-Jahre sexuellen Missbrauch «ignoriert, verschwiegen oder bagatellisiert». Wenn sie zum Handeln gezwungen worden seien, «taten sie dies häufig nicht mit Blick auf die Betroffenen, sondern zum Schutz der Täterinnen und Täter, der Institution und der eigenen Position».

Fälle im Mitarbeiterstab Morerods sind mittlerweile verjährt

Die vorgebrachten Fälle im Mitarbeiterstab Morerods sind mittlerweile verjährt oder konnten von der Justiz nicht erhärtet werden. Wie das Forschungsteam in seiner Studie schreibt, sind in allen sechs Bistümern zumindest teilweise Akten vernichtet worden, was die Beweisführung erschwerte.

Jedenfalls steht die katholische Kirche in der Schweiz ganz am Anfang einer grossen Aufarbeitung. Das Forschungsprojekt der Universität Zürich wurde um drei Jahre verlängert. Morerod muss nun beweisen, dass er begangene Fehler korrigieren möchte. Auch seine neue Funktion als Präsident der Schweizer Bischöfe wird ihm das abverlangen. Qua Amtes ist er geweiht, die Kirche und ihre Getreuen in eine neue Ära zu führen. Ist er hierfür der Richtige?

Die Zeichen stehen nicht unbedingt gut. In seinem Communiqué vom Freitag sind lediglich Rechtfertigungsversuche zu lesen. Nirgends bittet er die Missbrauchsbetroffenen um Vergebung für das unermessliche Leid, das den Kindern durch Geweihte der katholischen Kirche angetan wurde. Und ebenfalls ist nirgends zu lesen, dass er nun Himmel und Erde in Bewegung setzen wird, um diese Missbräuche lückenlos aufzuklären. Dabei wäre dies das Mindeste, was er tun könnte.