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Milliardendeal von Birkenstock
Wer vom Börsengang der Hippie-Sandale profitiert

Moderne Interpretation der Birkenstock-Sandale: symbolische Rolle in »Barbie« Foto: Michael Eichhammer / IMAGO
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Der Gegensatz könnte nicht grösser sein: Birkenstock, das einstige Aushängeschild der kapitalismuskritischen Hippie-Bewegung, geht an die Börse. Das Unternehmen könnte auf einen Börsenwert von insgesamt 8,3 bis 9,2 Milliarden Dollar kommen.

Die Eckpunkte der Publikumsöffnung sind aus den Unterlagen ersichtlich, welche der deutsche Hersteller von Sandalen und Schuhen bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Die Behörde hat die Dokumente am Montag veröffentlicht.

Demnach sollen 32 Millionen Stammaktien an der Börse in New York zum Kauf angeboten werden. Die Aktien werden unter dem Tickersymbol «Birk» kotiert und sollen zwischen 44 und 49 US-Dollar pro Titel kosten.

Von den 32 Millionen Aktien, die zur Verfügung stehen, bietet Birkenstock selbst 10,7 Millionen an. Die restlichen 21,5 Millionen stammen von der US-Beteiligungsgesellschaft L Catterton, die Hauptbesitzerin von Birkenstock ist. L Catterton ist ein Teil des französischen Luxusgüterherstellers LVMH um Konzernchef Bernard Arnault. Der Franzose war zwischenzeitlich der reichste Mann der Welt, machte zuletzt aber mit Geldwäscherei-Ermittlungen Schlagzeilen.

Ein genaues Datum für den ersten Handelstag nannte Birkenstock in den Börsenunterlagen nicht. Dem Vernehmen nach soll es aber der 11. Oktober sein.

Szene mit Schauspielerin Kate McKinnon: Birkenstock nutzt den «Barbie»-Film geschickt für Produktplatzierung.

Birkenstock nutzt für den Börsengang einen anhaltenden Popularitätsschub. Die Marke ist gerade beliebt bei Schauspielerinnen und Influencerinnen wie Kendall Jenner, Gigi Hadid und Sienna Miller. Ein Sandalenmodell war sogar im erfolgreichen «Barbie»-Film zu sehen, in dem Hauptdarstellerin Margot Robbie ein Paar rosa Sandalen trug.

Für die Schuhfirma ist der Film ein kommerzieller Segen. Die Suchanfragen nach Birkenstocks sind seit der Veröffentlichung des Streifens im Sommer laut Google-Trend-Daten in Grossbritannien um 518 Prozent gestiegen. Auch in der Schweiz haben die entsprechenden Suchanfragen deutlich zugenommen. Die Nachfrage für das Modell, das Barbie am Ende des Films trägt, ist nach Angaben der Internetplattform Lyst um über 110 Prozent gestiegen.

Im vergangenen Jahr wurde Steve Jobs’ ausgelatschtes Paar für gut 200’000 Franken versteigert.

Die Sandalen mit ihren breiten Riemen und Sohlen aus Kork und Latex waren aber schon lange vorher weltweit bekannt. In den 1960er-Jahren in die USA gebracht, wurden die Schlappen schnell von Hippies angenommen. Sie wussten den schnörkellosen Komfort zu schätzen und betrachteten das Aussehen der Sandalen als Markenzeichen gegen Modetrends.

Apple-Mitgründer Steve Jobs machte Birkenstock in den 80er-Jahren zu einem Teil seines äusseren Erscheinungsbilds. Im vergangenen Jahr wurde sein ausgelatschtes Paar für gut 200’000 Franken versteigert. Aber erst als das britische Topmodel Kate Moss die Sandalen in den 1990er-Jahren für Modeaufnahmen trug, wurden die Sandalen zum Standardschuhwerk der A-Prominenz.

Marken wie Paco Rabanne, Valentino und Celine haben ihre eigenen Versionen der Schuhmarke geschaffen und sie sogar auf den Laufstegen gezeigt.

Firma bis 2021 im Besitz der Gründerfamilie

Der Börsengang gilt als Meilenstein für das 1774 gegründete Unternehmen. 1897 stellte Konrad Birkenstock, Ururenkel von Firmengründer Johann Adam Birkenstock, die erste flexible Sohle her. Sie passt sich den Konturen des Fusses an.

Die Firma blieb bis 2021 im Besitz der Gründerfamilie, die damals die Mehrheit der Anteile an L Catterton verkaufte. Die Beteiligungsgesellschaft wird nach dem Börsengang die Kontrolle über Birkenstock behalten.

HAMBURG, GERMANY - AUGUST 16: Elise Seitz (L) seen wearing a beige SohoStudios oversize blazer, beige wide leg suit pants and beige suede Birkenstock Boston sandals; Sebastian Seitz (R) seen wearing a white logo t-shirt from Among My Fellows, a creme white pants and beige suede Birkenstock Arizona sandals, on August 16, 2022 in Hamburg, Germany. (Photo by Jeremy Moeller/Getty Images)

Interesse an grösseren Aktienpaketen am Sandalenhersteller haben unter anderem der norwegische Staatsfonds sowie die US-Investmentgesellschaft Durable Capital Partners LP bekundet. Laut den SEC-Dokumenten wollen sie 300 Millionen Dollar investieren.

Die Familie Arnault will Aktien im Wert von 325 Millionen Dollar kaufen. Um den Einfluss auf Birkenstock zu verstärken, soll Alexandre Arnault Einsitz im Verwaltungsrat nehmen. Der 31-Jährige ist der Sohn von Bernard Arnault.

Im kürzlich abgeschlossenen dritten Quartal erwirtschaftete Birkenstock einen Umsatz von 1,11 Milliarden Euro. Das sind 21 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Gewinn ging aber um 20 Prozent zurück.

Gemäss eigenen Angaben stellt Birkenstock 95 Prozent der Produkte in Deutschland her. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Linz am Rhein verfügt über mehrere Produktionsstätten in Deutschland und beschäftigt weltweit rund 6200 Mitarbeiter.

Die Erwartungen der Finanzgemeinde in den Börsengang sind hoch, da sich in letzter Zeit nur wenige Unternehmen für eine Publikumsöffnung in den USA entschieden haben.

So sagte Ben Laidler, Marktstratege beim israelischen Finanzdienstleister E-Toro, dem Onlineportal Yahoo Finance, dass Birkenstock eine «echte Bewährungsprobe» für den sich erholenden Markt für Börsengänge in den USA darstelle.