Anschlag in DeutschlandMesserangriff auf bekannten «Islamfeind»
In Mannheim hat ein 25-jähriger Afghane den Aktivisten Michael Stürzenberger im Gesicht und am Bein verletzt. Er liess erst ab, als er von einem Polizisten niedergeschossen wurde.
Einer von Michael Stürzenbergers Leuten zeichnete den Angriff selbst auf Video auf, die überaus brutalen Aufnahmen verbreiteten sich danach in den sozialen Medien in Windeseile. Zu sehen ist, wie auf dem Marktplatz von Mannheim ein junger, vollbärtiger Mann mit einem langen Messer auf einen Mann einsticht, wie ihn andere daran zu hindern versuchen, wie Polizisten dazukommen, ein Beamter vom Täter angegriffen und von einem von dessen Kollegen schliesslich niedergeschossen wird.
Laut der Polizei wurden bei der Attacke sieben Menschen verletzt, unter ihnen Stürzenberger und der Täter. Der angegriffene Polizist schwebt offenbar in Lebensgefahr. Die Polizei war innert Sekunden vor Ort, weil sie bereits am Marktplatz stand – wahrscheinlich, um Stürzenberger zu schützen. Der Täter ist laut Medienberichten ein 25-jähriger Afghane, der seit 2013 in Deutschland lebt. Die Ermittler hielten ein islamistisches Motiv für wahrscheinlich, meldete der «Spiegel».
Der «Bild»-Zeitung sagte eine von Stürzenbergers Mitstreiterinnen, dieser sei am Bein und im Gesicht verletzt worden und werde operiert. Lebensgefahr bestehe nicht. Es sei bereits der zweite schwere Angriff auf ihn: 2022 sei er in Bonn von einem Islamisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert über die Gewalttat. «Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar», schrieb der Sozialdemokrat auf X. «Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.» Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äusserte sich bestürzt. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) fügte hinzu: «Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der grossen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.»
Björn Höcke und andere Politiker der AfD nahmen den Angriff sogleich in ihrem Wahlkampf auf. «Nach der Staatskrise wegen einer Party auf Sylt», schrieb Höcke sarkastisch auf X, «warten wir auf die Sondersendungen im TV und die Betroffenheitsrhetorik von Steinmeier, Scholz & Co.»
Stürzenberger hatte an einem Stand mit einigen Mitstreitern für Pax Europa geworben, eine Bürgerbewegung, die sich der «schleichenden Islamisierung» Deutschlands entgegenstemmt und die christlich-jüdische Kultur Europas bewahren will. Pax Europa wendet sich unter anderem gegen den Bau von Moscheen und die Einwanderung von Musliminnen und Muslimen.
Der 59-jährige Stürzenberger gilt Behörden und Fachleuten weniger als Islamkritiker denn als «Islamfeind». Von 2013 bis 2022 führte ihn der bayerische Verfassungsschutz im Kapitel «Verfassungsrelevante Islamfeindlichkeit» auf – einer neuen, eigenständigen «Extremismusform ausserhalb des Rechtsextremismus». Im neusten Bericht von 2023 figuriert Stürzenberger allerdings nicht mehr.
Machtkampf innerhalb von Pax Europa
Das könnte mit einem Machtkampf innerhalb von Pax Europa zu tun haben, der im Dezember 2022 begann. Der damalige Bundesvorsitzende Günter Adolf Geuking wollte Stürzenberger wegen Meinungsverschiedenheiten über das weitere Vorgehen ausschliessen, wurde aber im April 2023 von einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung selbst abgewählt, nachdem sein Kontrahent dazu aufgerufen hatte.
Stürzenberger, der häufig auch bei Veranstaltungen von Pegida in Dresden auftrat, war bis 2011 Mitglied der CSU, trat aber aus der Partei aus, bevor er wegen seines Radikalismus ausgeschlossen werden konnte. In München kämpfte er jahrelang gegen die Errichtung eines neuen Islamzentrums.
Stürzenberger sieht Islam nicht als Religion
Aus Stürzenbergers Sicht ist der Islam keine Religion, sondern eine Ideologie, die nicht nach Deutschland gehöre. Den Koran verglich er mit Hitlers «Mein Kampf». Immer wieder demonstrierte Stürzenberger auch mit bekannten Rechtsextremisten oder lobte diese – wie etwa Martin Sellner, den österreichischen Anführer der Identitären Bewegung und Propagandisten der «Remigration».
2020 forderte Stürzenberger, rechtsstaatliche Prinzipien sollten für Muslime nicht gelten und diese umerzogen werden, falls sie Deutschland nicht freiwillig verliessen. Er stand wegen Hetze häufig vor Gericht, mindestens zweimal wurde er rechtsgültig verurteilt: einmal wegen Beleidigung eines Polizisten, einmal wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren.
Islamkritiker werden nicht selten zu Opfern von extremistischen Muslimen: 2004 schoss ein marokkanischer Islamist in den Niederlanden den Regisseur Theo van Gogh nieder und schnitt ihm die Kehle durch. Van Gogh hatte die Wut extremistischer Muslime auf sich gezogen, weil er mit der Islamkritikerin Hayaan Hirsi Ali den Film «Submission» produziert hatte. 2015 töteten islamistische Terroristen in Paris in der Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» elf Menschen; das Magazin hatte sich immer wieder über Mohammed und über Muslime lustig gemacht.
Laut der «Welt» hat Stürzenberger auf seiner Instagram-Seite zahlreiche Drohungen gegen sich und seine Familie veröffentlicht. In einer Nachricht heisst es: «Ich werd auch alle abstechen. Wartet nur ab.»
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