Newsticker zur Medienkonferenz Julius Bär zum Signa-Debakel: Präsident entschuldigt sich | Bank baut 250 Arbeitsplätze ab
Kredite an René Benko kosten die Privatbank über 600 Millionen Franken – und den CEO den Job. Nun erklärte sich die Bank. Die Medienkonferenz zum Nachlesen.
Lesen Sie hier die Hintergründe zum Signa-Debakel von Julius Bär.
Julius Bär baut 250 Arbeitsplätze im Rahmen von Sparprogramm ab
Julius Bär baut im laufenden Jahr 250 Arbeitsplätze ab. Der Abbau erfolgt zwar im Rahmen des laufenden Sparprogramms, die Privatbank hat ihr Bruttoeinsparziel bis 2025 aber um 10 Millionen auf 130 Millionen erhöht.
Der Arbeitsplatzabbau wird zum Teil über freiwillige Abgänge oder Redundanzen erfolgen, wie eine Sprecherin am Donnerstag gegenüber AWP sagte. Allerdings werde es auch zu Entlassungen kommen.
Abgebaut werden solle vor allem Stellen im Bereich des «Back Office», zudem dürfte es Synergien aus der Zusammenlegung einer Division geben, wie Finanzchefin Evie Kostakis an einer Investorenkonferenz zum Jahresergebnis 2023 sagte. Insgesamt beschäftigte Julius Bär per Ende 2023 7435 Mitarbeitende.
Die Bank habe insgesamt noch viel Arbeit vor sich, um die angestrebten Finanzziele für 2025 zu erreichen, erklärte die Finanzchefin weiter. Der Umfang des Kostensparprogramms werde daher noch erhöht: Bereits 2024 sollen die Kosten 120 Millionen und 2025 dann 130 Millionen Franken tiefer ausfallen als 2022. Allerdings dürften zunächst im laufenden Jahr noch 20 Millionen an Restrukturierungkosten anfallen.
Weiter ausbauen will die Bank allerdings die Zahl ihrer Kundenberaterinnen und Kundenberater, nachdem diese bereits 2023 netto um 95 Personen zugenommen hatte. Im laufenden Jahr rechnet die Finanzchefin mit einem weiteren Anstieg um 60 bis 65 «Relationship Managers». Diese sollen mittelfristig für einen steigenden Neugeldzufluss sorgen: Die Bank erwartet, dass die neu angestellten Berater nach 3 bis 4 Jahren ihr volles Potential ausschöpfen. (SDA)
Zusammenfassung
Die Bank Julius Bär will nach dem Signa-Debakel reinen Tisch machen. CEO Philipp Rickenbacher tritt zurück. Die Privatbank schreibt zudem das gesamte Kreditengagement an die Signa-Gruppe ab. Julius Bär will sich nun aus dem Geschäft mit solchen Kreditfinanzierungen verabschieden und sich auf Lombard- und Hypothekarkredite fokussieren.
Julius Bär gewährte der Signa-Gruppe Kredite im Umfang von 606 Millionen Franken, die man nun abschreiben musste. Entsprechend fiel mehr als die Hälfte des Jahresgewinns weg. Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher entschuldigte sich in der Jahresmedienkonferenz am Donnerstagmorgen bei den Aktionärinnen und Aktionären, dass eine einzelne Kreditvergabe zu so einem grossen Abschreiber geführt hat.
Trotz dem Gewinnrückgang soll die Ausschüttung stabil bleiben: Der Verwaltungsrat schlägt eine unveränderte Dividende von 2.60 Franken je Aktie vor. Deutlich weniger Geld gibt es allerdings für die Geschäftsführung: So sollen der CEO und fünf Mitglieder der Geschäftsleitung gar keinen Bonus erhalten und auch der Verwaltungsratspräsident und weitere VR-Mitglieder werden gewisse Lohnbestandteile nicht in Anspruch nehmen.
Die verwalteten Vermögen beliefen sich zum Jahresende auf 427 Milliarden Franken nach 435 Milliarden per Ende Oktober 2023. Innert Jahresfrist haben diese damit um 1 Prozent zugelegt. Julius Bär hat im vergangenen Jahr zudem neue Berater angestellt: Insgesamt waren 95 Kundenberater mehr angestellt als im Vorjahr.
Trotz der negativen Schlagzeilen der vergangenen Wochen konnte die Bank 2023 einen Neugeldzufluss von 12,5 Milliarden Franken verzeichnen, was einem Neugeldwachstum von 2,9 Prozent entspricht. Im Vorjahr waren es Zuflüsse von 9 Milliarden gewesen. Vor allem Kunden aus Europa einschliesslich der Schweiz hätten Julius Bär ihre Vermögen anvertraut, heisst es am Donnerstag. Per Ende Oktober hatte Julius Bär allerdings noch ein annualisiertes Neugeldwachstum von 3 Prozent vermeldet.
Mit den vorgelegten Zahlen bleibt Julius Bär deutlich unter den Erwartungen am Markt. Zwar war die Spannbreite der Schätzungen wegen der Unsicherheit um die Rückstellungen hoch. Einen kompletten Abschreiber der Signa-Kredite hatte allerdings kaum ein Analyst erwartet. Die Dividende wurde dagegen unverändert erwartet. (SDA)
Ende der Medienkonferenz
Dann beendet Lacher die Medienkonferenz aprubt. Fragen stellen konnten nur Stakeholder, es ging dabei mehrheitlich um Details der Finanzzahlen. Auffällig ist, dass Journalistinnen und Journalisten nicht zu Wort kamen. Da wären wohl noch einige kritische Fragen zum Signa-Debakel und der Rolle der Verantwortlichen angestanden, was somit aber nicht zugelassen wurde.
Der Verwaltungsratspräsident betont stattdessen nochmals die Vorzüge der Privatbank und bedankt sich bei allen Zuhörerinnen und Zuhörern.
Wir bedanken uns ebenfalls für das Mitlesen. In Kürze folgt eine Zusammenfassung sowie ergänzende Artikel zum Knall bei Julius Bär.
Wird Julius Bär neue Geschäftsfelder erschliessen?
VR-Präsident Lacher verneint, nach dem Abschluss der «Private Debt»-Kredite gibt es keine Pläne, um in andere Geschäftsfeldern vorzustossen.
Lacher betont auf eine Nachfrage nochmals, dass der neue CEO extern gesucht werde. Die letzten drei Bankchefs seien intern nachgerückt, nun sei es Zeit für eine Person von aussen.
Viele Detailfragen zum Ergebnis
Viele Anlegerinnen und Investoren stellen per Telefon nun diverse Detailfragen zum Jahresergebnis 2023 und dem Ausblick auf 2024. Finanzchefin Kostakis beantwortet dieses finanztechnische Nachhaken der Fragesteller von UBS, Deutsche Bank oder anderen Stakeholdern der Privatbank.
Wie wird das «Private Debt»-Kreditbuch abgewickelt?
Bis 2026 soll das «Private Debt»-Kreditbuch abgeschlossen sein. Wie das individuell genau abgewickelt werde, könne sie nun nicht sagen, erklärt Kostakis. Das werde mit den Kunden individuell angeschaut. Es handle sich um Kredite von noch etwa 800 Millionen Franken, die über die Jahre 2024 und 2025 nun reduziert würden.
Wird der neue CEO von aussen kommen?
Ja, sagt Lacher, der neue CEO wird ausserhalb der Bank gesucht, interne Kandidaten kommen somit nicht infrage.
Zusammenfassung des Präsidenten
Der Präsident fasst nochmals zusammen. Julius Bär ziehe nun eine klare Linie. Das riskante Geschäft, das zum Signa-Debakel geführt hat, wird aufgegeben. Die Privatbank stehe trotzdem gut da, es sei viel Neugeld zu Julius Bär geflossen und spüre ein starkes Vertrauen. Damit schliesst Lacher die Präsentation ab und öffnet das Feld für Fragen.
Dividende bleibt gleich
Die Dividende von 2.60 Franken wird nicht angerührt, sagt Kostaktis, da man sich nach dem Abschluss des «Private Debt»-Kreditbuches auf gutem Weg sehe. Damit gibt die Finanzchefin zurück an VR-Präsident Lacher.
Ende des «Private Debt»-Kreditbuch
Im Kreditgeschäft erklärt Kostakis nochmals, dass man das «Private Debt»-Kreditbuch ordentlich abschliesse und dieses Kapitel beende. Mit den sonstigen und weniger risikoreichen mache man seit Jahren gute Geschäfte, zeigt Kostakis auf. Man konzentriere sich dabei also wieder auf das ursprüngliche Kerngeschäft. Das «Private Debt»-Kreditbuch sei im Vergleich zum gesamten Kreditbuch klein, es mache nur zwei Prozent aus.
Leitzinsen-Senkung später im Jahr erwartet
Beim Ausblick auf 2024 erklärt Kostakis, dass die Bank einen Rückgang der Leitzinsen erst später im Jahr erwarte, auch im Euroraum und den USA. Die zinsabhängige Marge werde daher 2024 stark wachsen. Zudem sind Sparprogramme angesagt, bis 2025 sollen 130 Millionen Franken gespart werden. Dazu werden auch Büros in Moskau und Wien geschlossen.
Gutes Geschäft in der Schweiz und Europa
Julius Bär konnte weltweit Kunden gewinnen, die Kernmärkte waren aber die Schweiz und Europa, die am meisten beigetragen haben, erklärt Kostakis. Die Finanzchefin spricht nun ausführlich über die Details des Jahresergbnis 2023 und betont bei negativen Zahlen den Einfluss der Signa-Kredite. Da man künftig komplett auf das «Private Debt»-Kreditbuch verzichte, sehe das in Zukunft wieder besser aus, verspricht Kostakis.
Finanzchefin erklärt die Details
Nun spricht Finanzchefin Evie Kostakis, die sich als Erstes bei CEO Rickenbacher für seine 20-jährige Arbeit für die Bank bedankt.
Dann spricht sie über das Ergebnis 2023. Wichtige Kernpunkte waren die Aktienmärkte, welche sich gut entwickelten, der starke Franken und die Leitzinsen der Nationalbanken.
Dritthöchster Gewinn der Geschichte
Ohne das Signa-Debakel hätte Julius Bär den dritthöchsten Gewinn der Geschichte geschrieben, über eine Milliarde Franken. Lacher betont, dass 2023 rund 12,5 Milliarden Franken an Neugeld zu Julius Bär geflossen sei. Gemäss Lacher hatten die Signa-Kredite keinen Einfluss darauf. Die Privatbank habe im November und im Dezember signifikante Zuflüsse verzeichnet.
Man sei damit gut aufgestellt für 2024. Die Privatbank habe fast 100 neue Mitarbeitende angestellt, sei also ein attraktiver Arbeitgeber, macht der Verwaltungsratspräsident Werbung für seine Bank.
Konsequenzen des Signa-Debakels
Lacher erklärt, dass es keine Bonuszahlungen für alle Involvierten gebe, auch für ihn selber gibt es keinen Bonus, sagt der Verwaltungsratspräsident. Man werde zudem die Aufsicht über das Risikomanagement überarbeiten. Auch die Kreditvergabe werde neu geregelt, sagt Lacher. Das sei alles mit der Finanzmarktaufsicht Finma bereits besprochen.
Lacher entschuldigt sich
Das riskante Geschäft, das zum Signa-Debakel geführt hat, wird aufgegeben, sagt Lacher. Er entschuldigt sich bei den Aktionärinnen und Aktionären, dass eine einzelne Kreditvergabe zu so einem grossen Abschreiber geführt hat, welcher über die Hälfte des Jahresgewinns gekostet hat. Als Konsequenz ziehe man sich komplett aus diesem Geschäftsfeld zurück. Die Privatbank habe 2023 gut gearbeitet und gute Ergebnisse geliefert, es schmerze ihn sehr, dass ein einzelnes Ereignis das beeinträchtige.
Zum Jahresergebnis 2023
Nun spricht Lacher über das Jahresergebnis und damit natürlich über den Abschreiber von über 600 Millionen Franken an die Signa-Holding, welche aus drei Krediten besteht. Man ziehe damit einen Schlussstrich unter diese Kredite, somit ist alles in Zusammenhang mit Signa aus den Büchern der Privatbank gestrichen und das Kapitel damit abgeschlossen, sagt Lacher.
Lacher dankt Rickenbacher
Verwaltungsratspräsident Lacher sagt, es sei ihm wichtig gewesen, dass sich Rickenbacher selber noch verabschieden und erklären kann. Rickenbacher habe in den letzten fünf Jahren gute Arbeit geleistet und auch zwei der besten Jahresergebnisse der Geschichte verantwortet. Der neue CEO habe das volle Vertrauen.
Bankchef Philipp Rickenbacher erhält das Wort
Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher gibt zuerst dem abtretenden CEO Philipp Rickenbacher das Wort. Er sagt, er übernehme die volle Verantwortung. Mit seinem Abgang ziehe die Bank eine klare Linie, um das Vertrauen der Anlegerinnen und Kunden wieder zu gewinnen. Er sei dankbar für die letzten 20 Jahre, die er bei Julius Bär arbeiten durfte. Er sei überzeugt, dass die neue Führung das Vertrauen wieder herstellen kann.
Verwaltungsratspräsident und Finanzchefin informieren
Die Medienkonferenz beginnt um 9.30 Uhr. Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher und Finanzchefin Evie Kostakis geben Auskunft zum Jahresergebnis, dem Chefwechsel und dem Signa-Verlust.
SDA/anf/Beatrice Bösiger
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