Klartext von Mathias Flückiger«Der 18. August 2022 ist der schlimmste Tag meines Lebens»
Der Berner Mountainbiker ist seit wenigen Tagen von allen Dopingvorwürfen befreit. Bei einem Auftritt im «Sportpanorama» blickt er auf eindrückliche Weise zurück.
- Mathias Flückiger äusserte sich offen zu den Vorwürfen im «Sportpanorama».
- Er ist seit zwei Tagen von allen Dopingvorwürfen befreit.
- Die Disziplinarkammer fand eklatante Verfahrensfehler bei Swiss Sport Integrity.
- Flückiger wartet immer noch auf eine Entschuldigung für die Suspendierung.
Offen, ehrlich, schonungslos: So gibt sich Mathias Flückiger an diesem Sonntagabend im Studio des Schweizer Fernsehens. Er tritt auf in der Sendung «Sportpanorama», und Thema ist natürlich der Fall, unter dem der 36-jährige Mountainbiker seit mehr als zwei Jahren leidet.
Oder litt: Seit zwei Tagen ist Flückiger endgültig von allen Dopingvorwürfen befreit. Am Freitag gab Flückigers Entourage bekannt, dass der Radsportweltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) die Frist für einen Weiterzug des spektakulären Falls vor den Internationalen Sportgerichtshof hätten verstreichen lassen.
Flückiger hatte sich schon am Freitag in der entsprechenden Medienmitteilung unmissverständlich zitieren lassen: «Das System hat in meinem Fall massiv versagt, und zwar mehrfach. Ich hoffe, dass Swiss Olympic die Weichen für eine lückenlose Aufarbeitung des Falles stellt.»
Nun legte er im «Sportpanorama» nach und sagte, er warte bis heute auf eine Entschuldigung der Ethik- und Anti-Doping-Behörde Swiss Sport Integrity, die ihn am 18. August 2022 suspendierte, ohne ihn überhaupt angehört zu haben. «Solange keine Einsicht da ist oder ein Sorry, frage ich mich, wie man etwas verändern will», sagt Flückiger. Immerhin sei ein runder Tisch mit allen involvierten Parteien geplant. «Was ich erlebt habe, wünsche ich niemandem. Deshalb mache ich mich dafür stark, dass es Veränderungen gibt», sagt Flückiger.
Sein Bruder sagt: «Er hat sich aufgegeben»
Der Oberaargauer erinnert sich im Gespräch mit Moderator Paddy Kälin an den Moment, als ihm im Rahmen der Mountainbike-EM 2022 in München im Teambus von Swiss Cycling der vermeintlich positive Dopingbefund mitgeteilt wurde. «Das war heftig, die Stunde null für mich. Der 18. August 2022 ist für mich wie 9/11. Ein Datum, das Hühnerhaut auslöst. Mit Abstand der schlimmste Tag meines Lebens.»
Auch Flückigers Bruder Lukas kommt zu Wort in einem der Beiträge, die das Interview umrahmen. Einst selbst Weltklassefahrer, sagte Lukas Flückiger über seinen jüngeren Bruder: «Die Welt ist für ihn stillgestanden. Er hat nicht mehr gelebt, hat aufgegeben.» Mathias Flückiger sagt dazu: «In diesem Moment hatte ich keinerlei Hoffnung, dass man das lösen könnte.»
Die Disziplinarkammer von Swiss Olympic stellte schliesslich eklatante Verfahrensfehler durch Swiss Sport Integrity fest: bei der Entnahme der Probe, der Lagerung und der Interpretation der Wada-Regeln. Im Dezember 2022 hob die Disziplinarkammer die provisorische Sperre auf. Flückiger konnte danach wieder Rennen bestreiten. Im vergangenen Juli nahm er an den Olympischen Spielen in Paris teil.
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