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Testlauf beendet
Venedig will Tagesgebühr für Touristen verdoppeln

Venice's Grand Canal is seen in this 2003 photo. (KEYSTONE/AP Photo/Luigi Costantini)
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Nach dem Ende des weltweit ersten Tests mit einer Gebühr für Tagesbesucher will Venedig auch künftig Eintritt verlangen – allerdings keine fünf Euro mehr, sondern bis zu doppelt so viel. Der Versuch geht an diesem Wochenende nach insgesamt 29 Tagen zu Ende. Vom nächsten Jahr an sollen dann bis zu zehn Euro bezahlt werden müssen, wenn es in der Lagunenstadt an der italienischen Adria besonders voll wird.

Der für die Finanzen zuständige Stadtrat Michele Zuin kündigte in der Lokalzeitung «Il Gazzettino» an, dass von 2025 an zu bestimmten Tagen ein «Grundtarif» gelten soll. Zur genauen Höhe äusserte er sich noch nicht. An «kritischen Tagen» soll jedoch sogar ein Höchsttarif von zehn Euro bezahlt werden müssen. «Auf diese Weise hoffen wir, die Anreisenden zu entmutigen», sagte der Kommunalpolitiker.

Das eigentliche Ziel wurde nicht erreicht

Mit einer offiziellen Bilanz nach den letzten beiden Test-Tagen am Samstag und Sonntag will sich die Stadt noch Zeit lassen. Dazu sollen zunächst die gesammelten Daten ausgewertet werden. Im Grundsatz steht das Vorgehen trotz Kritik auch aus der Bevölkerung aber schon fest: Aus dem Test soll eine Regelung von Bestand werden – nicht an allen Tagen des Jahres, aber in Zeiten grossen Betriebs. 

Touristen besuchen am 1. Mai 2007 den Markusplatz in Venedig, Italien. Italien hat im vergangenen Jahr Spanien als beliebtestes Auslandsziel der deutschen Urlauber abgeloest. 10,1 Prozent der Auslandstouristen aus der Bundesrepublik fuhren 2007 nach Bella Italia, 9,2 Prozent in das Land der Toreros, wie eine am Mittwoch, 6. Februar 2008, veroeffentlichte Umfrage des Hamburger BAT-Freizeitforschungsinstitutes unter 4.000 Bundesbuergern ergab.(AP Photo/Gigi Costantini) Tourists enjoy the sun in a crowded St.Mark's Square, in Venice, northern Italy, with St. Mark's Basilica in the background, in this May 1, 2007 photo. (AP Photo/Gigi Costantini)

Alles in allem nahm Venedig mit der neuen Gebühr mehr als zwei Millionen Euro ein. An manchen Tagen wurden mehr als 25’000 zahlende Gäste registriert. Zuverlässige Schätzungen, wie vielen Touristen es gelang, sich vor den fünf Euro zu drücken, gibt es nicht. Fest steht aber: Das eigentliche Ziel – den Massentourismus zu begrenzen, unter dem Venedig leidet wie kaum eine andere Stadt – wurde nicht erreicht.

Stadtkämmerer Zuin gab zu, dass es «keine grossen Abschreckungseffekte» gegeben habe. Das habe aber auch niemand erwartet. «Anders wird es sein, wenn die Zehn-Euro-Höchstgrenze gilt, an Tagen, an denen eine für die Stadt kritische Anwesenheitsschwelle erreicht wird.» Tourismus-Stadtrat Simone Venutini meinte: «Venedig ist immer noch zu billig. Es ist keine Tragödie, wenn die Touristen mehr bezahlen.»

Die Sprecherin der Bürgerinitiative Assemblea per la casa Venezia (Versammlung des Hauses Venedig), Federica Toninello, hingegen sagte dem Fernsehsender Rai zu den bisherigen Erfahrungen: «Das hat der Kommune Geld in die Kasse gebracht, aber es hat nicht funktioniert.» 

Donna Leon: Venedig will Tourismus gar nicht stoppen

Die US-Schriftstellerin Donna Leon, deren Venedig-Krimis zu Welterfolgen wurden, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die Behörden wollen doch auch gar nicht, dass es funktioniert: Sie wollen den Tourismus nicht stoppen. Sie wollen mit den Besuchern Geld machen.» Leon hat ihr Domizil in Venedig längst aufgegeben. Sie lebt in der Schweiz – seit 2020 ist sie Schweizer Staatsb¨ürgerin.

23.10.2019, Sachsen, Zwickau: Donna Leon, US-amerikanische Schriftstellerin, liest im Ballhaus «Neue Welt». Sie stellte ihren 28. Roman um Commissario Brunetti mit dem Titel «Ein Sohn ist uns gegeben» vor. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Sebastian Willnow)

Die Regelung galt an insgesamt 29 Tagen. Grundsätzlich wurden in der Zeit zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr fünf Euro Eintritt fällig. Dazu konnte man sich übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden. Andernfalls drohten bis zu 300 Euro Strafe – tatsächlich bezahlen musste aber niemand so viel. 

Mit geschätzt etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr gehört Venedig zu den meistbesuchten Städten der Welt. Der Massentourismus bringt viel Geld in die Kassen, richtet aber auch erhebliche Schäden an. Heute leben im Zentrum mit seinen Hunderten Kanälen keine 50’000 festen Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50’000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen.

Vergangenes Jahr war die Stadt kurz davor, von den Vereinten Nationen auf eine Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gesetzt zu werden. Auch mithilfe der Gebühr konnte dies verhindert werden. Dabei gab es eine ganze Reihe von Ausnahmen: Einheimische, Hotelgäste und Kinder unter 14 Jahren beispielsweise müssen bislang nichts bezahlen. Dabei soll es auch bleiben.

DPA