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Emotionaler TV-Auftritt
«Im Moment bin ich chronisch krank» – dann kommen Reusser die Tränen

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Sie versucht, ihre Emotionen wegzulächeln. Es gelingt ihr einmal, zweimal, die Augen glänzen längst – dann geht es nicht mehr. Marlen Reusser wischt eine Träne weg und sagt: «Oh Mann, wir können dieses Interview gar nicht machen, ich bin nicht fähig. Das ist ja Wahnsinn.»

Es sind berührende Momente, gerade weil diese aussergewöhnliche Athletin, diese selbstbewusste, vor Energie strotzende Frau noch nie so zu sehen war wie in der am Dienstagabend auf SRF ausgestrahlten Dokumentation «Marlen Reusser – über Gold, Pech und Leidenschaft». Diesmal geht es nicht darum, ein abgebrochenes Rennen, eine Niederlage oder einen Sturz zu erklären, es geht um ihre Gesundheit generell, ja es geht um nichts weniger als um ihre Zukunft als Radprofi.

Die Bernerin, die am Freitag 33 wird, leidet am Post-Covid-Syndrom, das ist nicht neu, nicht umsonst liegt ihr letzter Wettkampf vier Monate zurück. Wie sie in diesem Gespräch aber ihren körperlichen Zustand beschreibt, erschüttert. «Im Moment bin ich chronisch krank, kann man sagen. Es gibt Zeiten und Momente, in denen es schlechter geht, und solche, in denen es besser geht. Aber es geht immer nicht gut.»

Sie spricht von Phasen, in denen es ihr so schlecht gehe, dass sie gar nichts mache. Und von solchen, in denen sie «halb komatös im Bett lag und im Kopf in so einer Zwischenwelt war». Diese Ohnmacht hat ihr besonders zugesetzt, sie, die Ärztin, ist der Krankheit ausgeliefert, auch wenn sie das zunächst nicht wahrhaben wollte. «Ich habe schon kapiert, was das für eine Diagnose ist. Aber ich dachte: Ich bin Marlen, das kann ja nicht sein, ich bekomme das hin.»

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Also versuchte sie, sich selber zu überlisten. «Ich beschloss dann einfach, dass ich gesund bin – und übertrieb es (mit Training), um meinen Körper zu überzeugen, dass es schon geht.» Es ging nicht. Reusser erwähnt die sogenannte postexertionale Malaise und erklärt: «Jedes Mal, wenn du etwas machst, zahlst du dafür mit ein bisschen Latenz, also nicht sofort.» Sie hatte immer noch die Heim-WM in Zürich als Ziel, dachte, sie schaffe es an den Start. «Und dann haute es mich richtig in die Pfanne.»

«Ich war wohl ein bisschen arrogant»

Es ist ein weiterer Tiefpunkt eines bitteren Jahres, das ihr so viele Höhepunkte hätte bescheren sollen, mit den Sommerspielen in Paris und der WM im eigenen Land. Stattdessen erkrankte die Olympiazweite von Tokio im Frühjahr an Covid, stürzte Ende März an der Flandern-Rundfahrt, erlitt Brüche an Kiefer, beiden Gehörgängen und acht Zähnen. Nach dem schnellen Comeback Ende April ging es bald nicht mehr, immer wieder plagten sie Virusinfektionen. Reussers letzter Einsatz datiert vom 19. Mai. Die Tour de Suisse verpasste sie danach ebenso wie alle weiteren grossen Rennen.

Die WM, die am Samstag beginnt, ist längst abgehakt. Es geht jetzt ums grosse Bild, um die Fortsetzung ihrer Karriere. Reusser sagt: «Ich weiss nicht, ob ich Angst habe, aber mir ist bewusst, dass es Leute gibt, die davon nicht genesen.» Im Rückblick ist sie selbstkritisch, spricht davon, dass sie «wohl ein bisschen arrogant» gewesen sei, weil sie geglaubt habe, die Erkrankung könne ihr, Marlen Reusser, nichts anhaben. «Ich habe jetzt deutlich mehr Demut und weiss, dass es nicht sicher ist, dass ich davon genese. Das ist schon eine spezielle Perspektive.»

Darum liegt es ihr auch fern, sich sportliche Ziele zu setzen. Sie formuliert es so: «Die nächste Saison habe ich im Kopf – aber eben nicht in den eigenen Händen. Ich kann das nicht selber entscheiden, es wird für mich entschieden.» Denn momentan zählt nur etwas: «Dass ich überhaupt wieder gesund werde.»

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