Interview mit Schweizer Pelletsproduzenten«Man wird ganze Wälder abholzen»
Der Freiburger Oskar Schneuwly steht auf einer schwarzen Liste des Pellets-Labels ENplus. Er erklärt die Hintergründe und warnt vor dubiosen Anbietern aus dem Osten und den USA.
Ihre Firma steht bei den Zertifizierern von ENplus auf einer schwarzen Liste. Warum?
Unsere Pelletsproduktion erfüllt dieselben technischen Standards wie ENplus. Aber wir unterwerfen uns den Regeln von ENplus nicht.
Was ist das Problem mit ENplus?
Das ist eine rein technische Zertifizierung, die keine Rücksicht nimmt auf die ökologische Herkunft und die Qualität der Pellets. Sie kontrolliert, ob das Pellet technisch im Zustand ist, wie es eine standardisierte Pelletsheizung verbrennen kann. Ob diese Pellets mit Erdgas von Putin oder mit Kohlestrom in Deutschland produziert werden, spielt da keine Rolle.
ENplus kontrolliert nicht die Herkunft der Rohstoffe für Pellets?
Auch Pellets aus China, die Tausende Kilometer mit Schiff und LKW hinter sich haben, könnten ENplus-zertifiziert sein.
Kommen Pellets aus Übersee in die Schweiz?
Zurzeit werden hier in der Schweiz Pellets aus Kanada, aus den USA und aus Brasilien angeboten. Häufig von ukrainischen Händlern. Die sind jetzt gross ins Pelletsgeschäft eingestiegen.
Diese Pellets haben die Ukraine nie gesehen?
Nein, die werden in Kanada oder den USA produziert und bekommen die Zertifizierung ENplus A 1. Ökologisch macht das überhaupt keinen Sinn. Bei der Frage der Herkunft ihrer Produkte hat die Schweizer Pelletsbranche total versagt.
Kommen auch Pellets aus der Ukraine?
Ja, aber die pelletieren dort viel Altholz. Sie entfernen zuvor Metall und Plastik. Aber halt nur, so gut es eben geht. Auch wird Altholz aus der Schweiz nach Italien exportiert und kommt dann in Form von Pellets zu uns zurück.
Ist das schlecht?
Ich habe noch keine Technik gesehen, die Altholz so aufbereitet, dass man es in einem filterlosen Ofen ohne Rückstände verbrennen kann. Das gibt beachtliche hohe Schwermetallwerte.
Der Schweizer Verband «ProPellets» wirbt doch mit Regionalität und Nachhaltigkeit?
Bis vor zwei Jahren behaupteten die grossen Schweizer Produzenten, dass sie fast nichts importieren würden. Dann haben die Deutschen den Markt leergekauft, weil sie ihre Kohlekraftwerke auf Pelletsfeuerung umrüsteten. Auf einmal war auch der Schweizer Markt leer, weil offenbar doch viel mehr aus Deutschland importiert worden war.
Dann drangen die Osteuropäer in diesen Markt vor?
Vor zwei Jahren, bevor der Pelletspreis explodierte, bekam ich jeden Sommer zwei, drei Angebote für Pellets aus Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, der Ukraine. Jetzt bekomme ich mindestens ein Angebot pro Woche. Die haben viel in die Pelletsproduktion investiert, laden das Zeug auf einen LKW und bringen es hierher. Ich wurde auch schon gedrängt, zwei meiner Silos mit importierten Pellets zu füllen. Wollte ich aber nie machen.
Andere Schweizer Produzenten nehmen die östlichen Angebote an?
Ja, viele. Und das Angebot wird immer grösser. Im Osten Europas werden ständig neue Pelletswerke gebaut. Österreich will in den kommenden vier Jahren seine Produktionsmenge verdoppeln. Sie alle brauchen Rohstoff. Es wird einen Run geben auf grosse bewaldete Gebiete. Man wird ganze Wälder abholzen, um das Holz zu pelletieren. Dabei sollten wir nur Restholz verwenden, niemals Nutzholz.
Aber wenn die Nachfrage so gross ist?
Trotzdem ist es falsch. Und genauso falsch ist es, Maisproteine als Klebstoff in die Pellets zu mischen. Weil wir mit dem Mais auch Menschen ernähren könnten.
Wie kann ich als Kunde wissen, wo meine Pellets wirklich herkommen?
Sie können nur bei Ihrem Lieferanten nachfragen. Vielleicht bekommen Sie die Wahrheit gesagt. Vielleicht auch nicht.
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