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Meinung

Kommentar zur Holzindustrie
Wir glauben an ein Märchen

Kahlschlag in den rumänischen Karpaten. Aus dem Holz wurden Pellets gemacht, die auch auf dem Schweizer Markt landeten. 
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Glaubt man Industrie und Politik, dann wurde ein wahres Wundermittel gegen die Erderwärmung gefunden. Holz! Vollholz im Wohnbau, Holzhackschnitzel für Heizkraftwerke, Holzpellets für den Ofen zu Hause: Überall wächst die Nachfrage nach dem Rohstoff aus den Wäldern rasant. Bund, Kantone, Gemeinden helfen mit Subventionen kräftig nach. Dass Holz besonders nachhaltig, ja sogar CO₂-neutral sei, suggerieren internationale Gütesiegel wie FSC oder ENplus. Logisch: Wo ein Baum gefällt wird, wächst ein Baum wieder nach.

Leider stimmt das bei weitem nicht immer, wie eine internationale Recherche jetzt zeigt. Die von der Industrie selbst erfundenen Gütesiegel werden allzu leichtfertig vergeben: Für als «nachhaltig» qualifizierte Produkte werden ganze Bergrücken kahl zurückgelassen. Vom Verkauf der Holzprodukte in Europa profitierten in einigen Fällen Diktaturen oder mafiöse Organisationen in Rumänien.

Auch die Ressource Holz wird knapp

Wo Holz problematischer Herkunft am Ende landet, ist oft kaum nachzuvollziehen: «Schweizer Pellets» werden in den meisten Fällen wohl wirklich in der Schweiz hergestellt. Aber woher kommt der Rohstoff? Und wenn die Nachfrage so stark ansteigt, werden wirklich nur Holzabfälle für die Herstellung verwendet? Oder werden auch gesunde Bäume gefällt und als Ganzes verarbeitet?

Die Gütesiegel auf den Holzprodukten sollen uns in der Sicherheit wiegen, ökologisch richtig zu handeln. Doch das ist zumindest beim Heizen in jedem Fall eine Täuschung. Selbst wenn das Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammt, setzt es bei der Verbrennung CO₂ frei. Und bis ein neu gepflanzter Baum wieder die gleiche Menge Kohlendioxid absorbieren kann, dauert es Jahrzehnte. So viel Zeit haben wir nicht mehr.

Es führt halt doch kein Weg an einem deutlich sparsameren Einsatz aller Ressourcen vorbei. Auch an der Ressource Holz. Denn anders, als die Gütesiegel der Industrie vermitteln, ist auch dieser Rohstoff nicht unbegrenzt verfügbar. Wenn der Verbrauch weiter steigt, holzen wir unsere Zukunft ab.