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Holzschwindel in der Schweiz
Öko-Pellets? Ein Video zeigt, wie Konsumenten getäuscht werden 

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Höchste Qualität «vom Rohstoff bis zum Endkundenlager». Das verspricht das Gütesiegel mit der Bezeichnung ENplus A 1. Es prangt auf vielen Säcken mit Holzpellets, die in Schweizer Baumärkten verkauft werden. Unter anderem auch auf jenen der Firma Ameco. 

Eine internationale Recherche, an der auch diese Redaktion beteiligt ist, zeigt aber nun: Solche Versprechen sind häufig wertlos. Der Fall der Firma Ameco – die mehrheitlich einem Schweizer gehört – zeigt: Für angeblich ökologisch wertvolle Holzprodukte wie Pellets werden gesunde Bäume gefällt und geschützte Wälder gerodet. Das Klima wird durch solche Produkte nicht geschont. Im Gegenteil: Massive Rodungen und lange Transportwege tragen zur Erderwärmung bei.

Zertifizierung als Marketinginstrument

Im vergangenen Frühjahr und Sommer gelang es rumänischen Umweltschützern und Reporterinnen der «New York Times», den Weg vom lebenden Baum zum Pellet genau zu dokumentieren. Sie beobachteten das Sägewerk nahe der Gemeinde Joseni in den rumänischen Karpaten über Monate. Und was sie dabei feststellten, hat nichts mehr mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun.
Tamedia liegen die Fotos und Drohnenaufnahmen vor. Sie zeigen, wie im Ameco-Werk in Rumänien grosse, gesunde Baumstämme zu Sägemehl geschreddert wurden. In der Umgebung des Werkes wurden ganze Bergrücken kahl geschlagen.

Ameco erklärt, man habe umgestürzte Bäume verarbeitet, die kahlen Bergrücken seien Folge eines Sturms von 2020. Dem widerspricht ein rumänischer Umweltschützer, der Fällungen von gesunden Bäumen mit Fotos und Drohnenaufnahmen dokumentiert hat. Jene Bäume, die im vergangenen Frühjahr und Sommer in den Karpaten gefällt wurden, werden nun in Form von Pellets in einem Schweizer Baumarkt verkauft.

Aber wie kommen die Säcke zu einem Qualitätslabel? Zertifizierungen wie ENplus oder auch FSC werden von den kontrollierten Firmen selbst bezahlt, die dafür Gebühren an die Auditoren entrichten. Die wiederum haben ein Interesse an möglichst vielen zahlenden Kunden. Bei ENplus etwa wird die Qualität der produzierten Pellets geprüft, nicht aber die Herkunft des Holzes oder der Transportweg. 

Dass jenes Gütesiegel, das unter anderem auf den Pellets-Säcken von Ameco in einem Schweizer Baumarkt prangt, nicht viel wert ist, wird nicht einmal in der deutschen Zentrale von ENplus bestritten. «Die Zertifizierung ist ein Marketinginstrument», gibt der Gründer und Geschäftsführer des Labels, Martin Bentele, vor der Kamera des Westdeutschen Rundfunks offen zu.