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Meinung

Mamablog: Militärdienst für den Sohn
Wenn der Staat ruft …

Denis Zakaria, Fussballer bei den BSC Young Boys, hoert einer Rede zu, waehrend der Brevetierung der Absolventen der Spitzensport Rekrutenschule, am Freitag, 3. Februar 2017, in Magglingen. (KEYSTONE/Anthony Anex)
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Militär war noch nie mein Ding. Ausser vielleicht in meiner frühen Kindheit, als die Soldaten aus den Kasernen der Nachbargemeinden beim Marschieren in unserem Dorf Rast machten und ich mich mit einer Kinderschar um sie versammelte, um eines dieser furztrockenen Militärguetzli zu erhaschen. Oder, wenns mal ganz super lief, einen Block Schoggi in strahlend roter Verpackung.

Ablehnen, auflehnen, demonstrieren

Ein paar Jahre später jedoch hatte sich diese Anziehungskraft für die Männer in Vierfrucht komplett verflüchtigt und sich in eine Ablehnung gegenüber der Schweizer Armee verwandelt. Klar, ich war siebzehn – und sowieso Anti drauf. Ablehnen, auflehnen, demonstrieren, das gehörte damals zu meinem jungen Leben genauso wie das Album «Check Your Head» von den Beastie Boys, das ich in Endlosschlaufe hörte. So versammelte ich mich also auf dem Bundesplatz, um gegen den Kauf von F/A-18-Kampfjets zu demonstrieren. Denn seinerzeit stellte sich eine Gruppe von Menschen die Frage, welchen Sinn es macht, so viel Geld für ein überflüssiges Spielzeug für Militärpiloten auszugeben. Die GSoA – Gruppe für eine Schweiz ohne Armee – sammelte in Rekordzeit Unterschriften für eine Initiative, die hätte verhindern sollen, dass unser Land bis zum Ende des Jahrtausends neue Kampfjets kauft. Leider vergebens. Der Krieg auf dem Balkan schürte Unsicherheit. Wohl auch beim Schweizer Stimmvolk. Die Jets wurden angeschafft.

Kurz darauf erlebte ich die nervigen Torturen, die meine männlichen Gspäändli nach der Matura und Lehre auf sich nahmen, um der 17-wöchigen RS zu entkommen. Sie täuschten psychische Krankheiten vor, schauspielerten, erzählten Lügen, verhielten sich komplett irrsinnig. Manche mit mehr, andere mit weniger Erfolg. Oder womöglich mit den besseren Beziehungen zu Ärztinnen und Ärzten, die ein entsprechendes Attest ausstellten, welches sie vom Dienst befreite.

Warum unsere Söhne ins Militär schicken?

Nun landete also ein Brief vom Schweizer Militär in unserem Briefkasten. Der Staat meldet sich, um unseren ältesten Sohn an seine Pflichten zu erinnern. Nicht dass ich etwas gegen staatliche Pflichten einzuwenden hätte – ganz und gar nicht. Sowie ich auch nichts dagegen hätte, wenn meine Tochter genauso vom Staat in die Pflicht genommen würde wie meine beiden Jungs. Aber dann bitte in Sinnvoll. In Form eines verpflichtenden Gesellschaftsjahrs im Altersheim, einer Behindertentagesstätte, im Krankenhaus oder einer Kita zum Beispiel. Es gibt genug Bedarf, oder etwa nicht? Weshalb also unsere Söhne ins Militär schicken?

Dass meine Fragestellung wohl eher abseits der gängigen Meinung liegt, wird deutlich, wenn man sich die Schlagzeilen der Zeitungen ansieht – 24. Januar, Grossbritannien, Armeechef Patrick Sanders: «Wir müssen die Armee verdoppeln», 22. Januar, Deutschland, Verteidigungsminister Boris Pistorius: «Wir müssen einkalkulieren, dass Putin ein Nato-Land angreift», 5. Februar, Dänemark, Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen: «Russische Militäraktionen gegen Nato-Länder sind sehr wahrscheinlich.» Und schliesslich unser neuer Sicherheitschef Markus Mäder am 18. Februar im SonntagsBlick: «Russland ist eine reale Bedrohung.»

In einer Zeit, in der Kriege wieder bis nach Europa kommen und die abscheulichen Bilder vom Nahostkrieg uns auf allen Social-Media-Kanälen erreichen, ist der Wind alles andere als auf soziales Engagement ausgerichtet. Sondern auf Abschottung und Aufrüstung gebürstet. Und diese Gesinnung scheint sich auch in den Köpfen vieler junger Männer breitzumachen, die sich aktuell die Frage stellen, ob sie den Rekrutendienst ableisten sollen. Oder wie es kürzlich ein Freund meines Sohnes vor dem Infotag der Schweizer Armee ausdrückte: «Es kann nicht schaden, wenn man lernt, wie man eine Waffe bedient – man weiss ja nie, wann es uns trifft.»