Wegen Mangel an ComputerchipsLieferschwierigkeiten bremsen Schweizer Autokäufer aus
Wer auf ein neues Auto wartet, braucht Geduld. Wegen fehlender Chips können derzeit deutlich weniger Neuwagen ausgeliefert werden.
Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bekommen den globalen Halbleitermangel am eigenen Leib zu spüren. Sie müssen wegen fehlender Computerchips länger auf ihre Fahrzeuge warten. Die Hersteller können schlicht nicht liefern. Betroffen sind fast alle Marken.
Wie gross das Problem ist, zeigen Daten von Auto Schweiz, der Vereinigung der Schweizer Automobilimporteure: Im Juli 2021 wurden gut 14 Prozent weniger neue Autos zugelassen als im Juli 2020 – und jener war wegen der Corona-Pandemie ohnehin schon schlecht.
Dass es durch den Chipmangel zu Engpässen in der Autoindustrie komme, habe sich bereits abgezeichnet, sagt Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener. «Es gibt nun offensichtlich noch grössere Lieferschwierigkeiten, als man angenommen hat. Aber es ist nicht bei allen Modellen gleich. In der Summe haben wir einen massiven Rückgang», sagt er.
Viele grosse Marken sind betroffen – aber nicht alle
Betroffen sind grosse Hersteller wie VW mit einem Minus von knapp 18 Prozent, Mercedes mit minus 14 Prozent und Skoda mit minus 27 Prozent. Bei Renault fiel der Rückgang mit 46 Prozent besonders gross aus. Eine Sprecherin führte das nicht nur auf Lieferschwierigkeiten durch den Chipmangel zurück, sondern auch auf die gute Entwicklung im Vorjahr, als Renault von der Markteinführung neuer Modelle profitierte.
Einige asiatische Hersteller wie Toyota oder Hyundai schnitten dagegen deutlich besser ab und konnten ihre Verkäufe sogar steigern, ebenso die Spanier von Seat. Toyota hatte bereits vor der Corona-Krise Lagerbestände für kritische Bauteile aufgebaut und kam dank dieser Strategie bislang ohne grössere Produktionsausfälle durch die Krise.
Grund für den Mangel sind zum einen Produktionsengpässe bei Chips, zum anderen die starke Nachfrage nach Elektrogeräten von Handys bis hin zu Spielkonsolen, in denen ebenfalls Halbleiter verbaut werden.
Kunden müssen warten – oder Alternativen suchen
Viele Kunden bekommen ihre Autos nun einige Monate später als geplant. Wer nicht so lange warten will, steigt möglicherweise auf einen Occasionswagen um. Dort sind die Preise angesichts der steigenden Nachfrage in die Höhe geschnellt.
Ein rasches Ende der Lieferschwierigkeiten ist nicht in Sicht. «Das ist nicht innerhalb von fünf Minuten vorbei», sagt Auto-Schweiz-Direktor Burgener. Auch im August und September werde es voraussichtlich noch Lieferschwierigkeiten und damit weniger Zulassungen geben. Erst ab dem vierten Quartal dürfte sich die Lage entspannen.
Schlecht – aber nicht so schlecht wie 2020
Für die Autobranche ist der Chipmangel ein Rückschlag. Sie war eigentlich gerade in einer Aufholjagd nach dem verpatzten Corona-Jahr. 2020 wurden so wenig Autos in der Schweiz neu zugelassen wie seit der Ölkrise Mitte der 1970er-Jahre nicht mehr. Doch dann kam die erhoffte Wende: Im Frühling verkaufte die Branche wieder deutlich mehr Autos.
Davon können viele noch zehren – denn dank des vorübergehenden Booms im Frühling sind die Verkaufszahlen für den gesamten Zeitraum seit Anfang des Jahres bei den meisten Herstellern immer noch deutlich im Plus. Quer über alle Marken hinweg liegt der Zuwachs bei 14 Prozent.
Trotz des Dämpfers erwartet Auto Schweiz für das laufende Jahr weiterhin einen Zuwachs. «Es wird sicher besser als 2020, aber vielleicht nicht so deutlich, wie wir das prognostiziert haben. Das wird sehr sportlich», sagt Burgener.
Auto Schweiz war für das laufende Jahr zuletzt von 270’000 Autoverkäufen ausgegangen. Das wären gut 30’000 mehr als im Corona-Jahr 2020 – aber immer noch 40’000 Stück weniger als 2019.
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