Lebensmittelampel auf VerpackungenMigros und Emmi hinterfragen den Nutri-Score
Der Detailhändler erwägt, bei den Eigenprodukten auf die Lebensmittelampel zu verzichten. Und der Milchverarbeiter Emmi macht die weitere Verwendung von der Politik abhängig.
Zwei Wochen nach einer Schlappe für den Nutri-Score im Parlament rückt nun auch die Migros vorsichtig von der Lebensmittelampel ab. Die Detailhändlerin kündigt gegenüber dieser Redaktion an, den Einsatz des Nutri-Score bei ihren Eigenprodukten zu überdenken.
Sie setzt das Ampelsystem bisher bei Produkten mehrerer Eigenlinien wie Anna’s Best oder V-Love ein. Die Migros überarbeitet gegenwärtig ihre sogenannte Warenstrategie. Dies geschieht im Zuge der Neugründung der Supermarkt AG. «Dabei überdenken wir auch unseren bisherigen Ansatz zum Nutri-Score auf Migros-Eigenmarken», so die Migros.
Nutri-Score weht in der Schweiz zurzeit ein rauer Wind entgegen. Der Nationalrat hat dem Bund vor zwei Wochen mittels einer Motion untersagt, weiterhin die nationalen Aktivitäten zum Nutri-Score zu koordinieren. Zudem wurde mit Annahme des Antrags festgeschrieben, dass Hersteller und Händler auch in Zukunft nicht dazu verpflichtet werden können, das System anzuwenden.
Emmi zögert, Nestlé bedauert
Auch der Luzerner Milchverarbeiter Emmi überdenkt seine Haltung zum Nutri-Score. «Wir beobachten die weiteren gesetzlichen Rahmenentwicklungen rund um den Nutri-Score natürlich sehr genau», sagt eine Emmi-Sprecherin. «Davon werden wir abhängig machen, wie wir den Nutri-Score in Zukunft einsetzen.» Ein Rückzug ist also auch für Emmi denkbar. Heute setzt Emmi den Nutri-Score auf ihren Caffè-Latte-Bechern ein.
Im Gegensatz dazu setzt Nestlé weiterhin auf den Nutri-Score. Der Schweizer Lebensmittelmulti führte ihn 2019 ein. Heute prangt er auf den Packungen aller in der Schweiz verkauften Produkte. Die Medienstelle des Konzerns äussert sich enttäuscht über den Parlamentsentscheid: «Da die Schweiz zu den Ländern gehört, die sich offiziell am Nutri-Score beteiligen, bedauern wir, dass die Möglichkeiten des Bundes, den Nutri-Score zu koordinieren und die Öffentlichkeit über dieses für die Konsumentinnen und Konsumenten nützliche Kennzeichnungssystem zu informieren, nun eingeschränkt sein könnten.»
Nestlé habe das Ziel, «die Konsument:innen bei der Wahl einer ausgewogenen Ernährung zu unterstützen, indem wir den Nährwert unserer Produkte verbessern und eine klare Nährwertkennzeichnung auf der Verpackung anbieten». Der Konzern würde sich deshalb wünschen, dass der Nutri-Score in den Regalen «noch präsenter» werde.
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