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Diskussion um neuen Labortest
Lässt sich Alzheimer bald im Blut diagnostizieren?

Multipipette in the laboratory.

Diagnostische Tests für Krankheiten, die sich gar nicht oder nicht gut behandeln lassen, sind eine heikle Angelegenheit. Für die Alzheimer-Erkrankung, die häufigste Form der Demenz, trifft das in höchstem Masse zu. Zwar sind in den USA seit kurzem Antikörper auf dem Markt, die gegen das Fortschreiten der krankhaften Vergesslichkeit helfen sollen. Auch in Europa steht eine solche Zulassung kurz bevor. Doch mithilfe dieser Medikamente ist bisher noch keine Heilung möglich, allenfalls lassen sich die kognitiven Einschränkungen etwas hinauszögern. Zudem sind die Nebenwirkungen der Mittel teilweise erheblich, und Langzeitstudien fehlen.

Vor diesem Hintergrund ist die Veröffentlichung eines internationalen Forscherteams unter der Leitung schwedischer Wissenschaftler zu einem Alzheimer-Test zu sehen. Im Fachmagazin «Jama Neurology» beschreiben die Neuroforscher, dass die Messung fehlerhafter Tau-Proteine, wie sie sich bei Alzheimer zwischen den Nervenbahnen als fibrilläre Ablagerungen bilden, die Diagnostik erleichtern könnte. Mit der Bestimmung des Biomarkers p-tau217 im Blutplasma liesse sich demnach künftig besser erkennen, wie die Krankheit fortschreitet sowie wann und für wen eine mögliche Therapie sinnvoll sein könnte. P-tau217 ist ein Protein, das während der Entstehung und Entwicklung von Alzheimer verklumpt und dessen Konzentration im Gehirn von Kranken erhöht ist.

An der Studie nahmen 786 Probanden im Durchschnittsalter von 66 Jahren mit milden bis mittleren kognitiven Einschränkungen teil. Die Analyse ergab, dass der Bluttest auf p-tau217, der bereits kommerziell erhältlich ist, ähnliche Ergebnisse erbrachte wie die Bestimmung von Biomarkern nach Punktion der Rückenmarksflüssigkeit oder der Nachweis auffälliger Veränderungen im PET-Scan des Gehirns, einer speziellen Form der Bildgebung. «Das ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagt Richard Oakley von der britischen Alzheimer-Gesellschaft. «Die Studie zeigt, dass Bluttests genauso akkurat sein können wie invasivere und teurere Untersuchungen auf Veränderungen im Gehirn.»

«Angesichts zunehmender Demenzfälle ist Eile geboten»

Bis weitere therapeutische Verfahren nicht nur in der Entwicklung sind, sondern praktisch angewendet werden können und Patienten helfen, werde zwar noch einige Zeit vergehen, da sind sich die Demenzexperten einig, die sich wie Oakley gegenüber dem britischen Science Media Centre geäussert haben. Gerade für Frühformen der Erkrankung und Behandlungen, die den Verlauf verlangsamen oder aufhalten können, sei es aber notwendig, akkurate Diagnosen zu stellen. «Angesichts zunehmender Demenzfälle ist Eile geboten, denn viele Menschen sind sich im Unklaren über ihren Zustand», sagt Oakley.

Der aktuell untersuchte Biomarker hat sich zwar als ähnlich tauglich erwiesen wie andere, aufwendigere Testverfahren. Doch auch diese sind nicht wirklich exakt, was das Stadium der Erkrankung und eine Vorhersage des Verlaufs angeht. «Das ist die Herausforderung, um Diagnose und Versorgung von Alzheimer-Patienten zu verbessern», sagt Neurowissenschaftler Mark Dallas von der University of Reading. «Und das sollte mit dem richtigen Biomarker erfolgen, und zwar mit einem, der leicht gemessen werden kann.»

Der nächste Schritt sei es dann, mithilfe der Tests jene Patienten zu identifizieren, die am meisten von einer Therapie profitieren. Auch wenn die Untersuchung auf p-tau217 viel Potenzial zu haben scheint: «Bevor irgendein Bluttest zur Standarddiagnostik wird, muss nachgewiesen sein, dass er mindestens so sensitiv und genau ist wie der bisherige Goldstandard, die Lumbalpunktion», sagt die britische Alzheimer-Forscherin Sheona Scales. «Das könnte für p-tau217 zutreffen.»