Neue Enthüllungen zu GreensillKurz vor dem Kollaps gab die Credit Suisse dem Finanzierer noch Geld
Die Grossbank unterstützte mit einem Kredit von 140 Millionen Dollar das Vorhaben der australischen Firma Greensill. Diese wollte so eine eigene Versicherung ins Leben rufen.
Im Nachgang zum milliardenschweren Zusammenbruch von Greensill Capital kommen weitere Details ans Tageslicht: Nur Monate vor der Zahlungsunfähigkeit unterstützte die Credit Suisse den australischen Finanzdienstleister dabei, eine eigene Versicherungsgesellschaft ins Leben zu rufen.
Die Grossbank schoss das Geld ein, nachdem sich der Hauptversicherer von Greensill geweigert hatte, seine Police zu verlängern. Dabei handelt es sich um die australische Gesellschaft The Bond and Credit Company.
Die Credit Suisse, die enge Beziehungen zu Greensill unterhielt, gewährte dem Unternehmen im Oktober 2020 einen Kredit in Höhe von 140 Millionen Dollar. Keine fünf Monate später kam es zum Kollaps von Greensill.
Im Frühjahr 2021 muss die zweitgrösste Bank der Schweiz dann vier Fonds von Greensill im Wert von 10 Milliarden Franken einfrieren.
Die Existenz und die Höhe des Kredits machte die «Financial Times» bereits vergangene Woche publik. Bemerkenswert ist: Die dafür hinterlegten Sicherheiten sollen teilweise auf Rechnungen von Firmen beruhen, die inzwischen dementiert haben, mit Greensill Geschäfte gemacht zu haben.
Greensill finanzierte Lieferketten
Aus neuen Dokumenten, die der «Financial Times» vorliegen, geht jetzt hervor, wofür Greensill die 140 Millionen Dollar verwendete: Ein Teil der Summe war für den Aufbau einer «firmeneigenen Versicherungsgesellschaft» vorgesehen. Mit diesem Geld sollte also der Plan von Greensill unterstützt werden, einen eigenen Versicherer zu gründen. Diese Gesellschaft sollte risikoreiche Kreditvergaben absichern. Greensill war auf die Finanzierung von Lieferketten spezialisiert.
Die Versicherung bildete die Grundlage für die Produkte, die Greensill an Investoren verkaufte, darunter auch vermögende Kunden der Credit Suisse. Diese investierten 10 Milliarden Dollar in den Finanzierungsfonds für Lieferketten von Greensill. Die Schweizer Bank vermarktet diese Art von Produkt als weitgehend sichere Alternative zu Bargeld.
Eine Person, die an den Verhandlungen über das Darlehen beteiligt war, sagte gegenüber der «Financial Times»: Es sei «verblüffend», dass die Credit Suisse geglaubt habe, dass «Greensill eine Versicherungsgesellschaft aufbauen dürfe». Die gut unterrichtete Quelle verweist dabei auf die wachsenden Probleme, mit denen die Grossbank zu dieser Zeit konfrontiert war.
Die Credit Suisse lässt verlauten, dass sie «bis zum 22. Februar 2021 nicht über die Beendigung der Versicherung informiert» worden sei. «Die Credit Suisse verfolgt weiterhin alle möglichen Ansätze, um den Anlegern des Lieferketten-Finanzierungsfonds ihr Geld zurückzugeben», fügte das Finanzinstitut hinzu.
Die Insolvenz von Greensill sowie die Milliardenpleite des Vermögensverwalters Archegos Capital haben der Credit Suisse turbulente Zeiten beschert. Das Finanzinstitut hat seither den Präsidenten und den Konzernchef ausgewechselt sowie eine neue Strategie angekündigt. Der Aktienkurs stürzte auf unter 3 Franken ab.
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