Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Erspartes nachhaltig investieren
Kunden wollen grüne Anlagen, aber viele Banken können noch nichts bieten

Neue Energiequellen sind gefragte Investments: Windturbinen am Briesensee in Brandenburg, Deutschland.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es ist ein verstörendes Bild: Die Credit Suisse wirbt mit einer in einem Netz verhedderten Wasserschildkröte für ihre Nachhaltigkeitsfonds. «Kann eine Bank Nachhaltigkeit unterstützen? Wir sind dran.» So der Slogan der Bank, die immer wieder ins Visier von Klimaschützerinnen gerät.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die CS steht damit nicht allein da. Fast alle grossen Banken haben in den letzten Monaten klimafreundliche Bankangebote lanciert. Kein Wunder: Die Nachfrage steigt rasant.

Nur können Anlegerinnen heute kaum überprüfen, was wirklich in den Finanzprodukten steckt. Noch ist offen, ob in der Schweiz Vorschriften eingeführt werden, die dafür sorgen, dass die Banken das offenlegen müssen. Der Internationale Währungsfonds hat vor wenigen Tagen dazu aufgerufen, dass es möglichst bald einheitliche Regeln braucht – nur so können Anleger vor falschen Versprechungen beschützt werden. Bis dahin müssen sie den Anbietern einfach glauben oder versuchen, die Informationen selbst zusammenzutragen. Dabei helfen Internetportale wie Yoursri.ch oder Nachhaltiges-investment.org.

Viele Banken haben nichts im Angebot

Da viele Fragen offen sind, melden sich bei Greenpeace vermehrt Bankkundinnen, die Informationen zu klimaverträglichen Geldanlagen suchen. Die Umweltorganisation hat kürzlich einen Test bei Schweizer Banken gemacht, ob sie entsprechende Produkte führen. «Viele Banken haben nichts im Angebot, das ist schade, aber ehrlich», sagt Peter Haberstich von Greenpeace. Kritischer sei es, dass zehn Banken den Testpersonen Fonds als klimaverträglich angeboten hätten, die sich aber in der Analyse als Scheinlösungen entpuppt hätten.

Greenpeace ermutigt die Bankkunden, von ihrer Hausbank Klimaverträglichkeit einzufordern. «Die Bank spürt dann, dass die Kunden das wirklich wollen, und wird sich darauf ausrichten», sagt Haberstich. Dadurch könnte der Finanzplatz seinen CO2-Ausstoss schneller reduzieren.

«Drei von vier Neukunden legen zum ersten Mal Geld an.»

Tillmann Lang, Gründer Online-Vermögensverwalter Inyova

Einzelne Anbieter versprechen aber schon heute, Geld möglichst nachhaltig anzulegen. Einer davon ist der Online-Vermögensverwalter Inyova. Wenn Fridays-for-Future-Demonstranten ihr Geld investieren, dann sollen sie das über die Plattform tun, so der Anspruch der Firma. «Nachhaltigkeit wird zu einem Grundbedürfnis der Anleger. Jeder Anbieter muss darauf reagieren», sagt Inyova-Gründer Tillmann Lang.

Inyova spricht Kleinanlegerinnen an, die zwischen 2000 und 200’000 Franken investieren. Dabei handle es sich etwa um eine Studentin, die ihren ersten Lohn anlege, oder einen Familienvater, dem die Umwelt wichtig sei. «Drei von vier Neukunden legen zum ersten Mal Geld an», so Lang.

Meistens investieren sie mittels Sparplänen, eingezahlt wird das Geld oft vom Lohnkonto einer klassischen Bank. Das Portal schlägt den Sparern eine Auswahl an Wertpapieren von Firmen vor, die einen geringen CO2-Fussabdruck haben oder erneuerbare Energien fördern. Die Auswahl lässt sich nach den eigenen Vorstellungen anpassen.

Mit Vermögensverwaltungsgebühren von 0,6 bis 1,2 Prozent auf den angelegten Betrag ist Inyova teurer als die Konkurrenz. «Unsere Gebühren sind minimal höher, aber für wirklich nachhaltig produzierte Lebensmittel bezahlen die Kunden auch gern mehr», so Lang. Das Unternehmen wächst derzeit um 10 bis 15 Prozent pro Monat. Das entspricht einer hohen dreistelligen Anzahl Neukunden.

Ärger über Negativzinsen

Die Alternative Bank in Olten SO profitierte ebenfalls von der grösseren Nachfrage. Rico Travella von der Alternativen Bank sagt: «Wir sehen ein wachsendes Interesse an nachhaltigen Anlagen.» Der ABS-Anlagefonds – er hält das Ziel von 1,5 Grad Erderwärmung ein – habe sein Volumen in diesem Jahr auf 70 Millionen Franken verdoppelt. Zum Vergleich: Die Schweiz ist insgesamt auf einem Klimapfad von 4 bis 6 Grad. «In der Vermögensverwaltung verzeichnen wir ebenso einen starken Zuwachs», so Travella.

Auch bei den Kundinnen mit einem grösseren Portemonnaie passiert etwas. So sagt Reto Ringger, Chef und Gründer der Globalance Bank in Zürich: «Bei den grossen Banken sind die besonders vermögenden Kunden im Durchschnitt meist über 70 Jahre alt. Wenn es dort zu Erbschaften kommt, kommen wir häufig zum Zug, weil viele Erben für Umwelt- und Zukunftsthemen sensibilisiert sind.»

Rund 30 bis 40 Prozent der Schweizer Bankkunden interessierten sich heute für Nachhaltigkeitsthemen, so Ringger. Weil sie bei ihrer Hausbank keine passenden Anlageprodukte finden, sehen sie sich nach Alternativen um. Kommt dann eine Verschärfung der Negativzinsen, wie etwa bei der Postfinance, hinzu, spürt das Globalance. «Einige Kunden mit einem Vermögen von über 300’000 Franken sind zu uns gewechselt», so Ringger.

Das Portfolio der Globalance Bank trägt 2,1 Grad zur Klimaerwärmung bei. «Tiefer geht derzeit fast nicht», sagt Ringger. Denn nur 15 Prozent der weltweit kotierten Aktien lägen unter 2 Grad, dabei handle es sich vor allem um Technologiefirmen. Daraus ein diversifiziertes Portfolio zusammenzustellen, sei nicht einfach.

Immerhin hilft ein kleiner Trick der Bank dabei, die Bilanz aufzubessern: Bei grossen CO2-Produzenten, wie etwa Glencore, setzt sie auf sinkende Kurse.

«Es ist wie bei der Einführung des Airbags, heute können Sie auch kein Auto mehr ohne einen kaufen.»

Reto Ringger, Chef und Gründer der Globalance Bank

Laut Globalance-Chef Ringger herrscht ein ziemliches Durcheinander, weil es keine klaren Regeln für nachhaltige Anlagen gebe, bald schon würden diese Anlagen aber Standard sein: «Es ist wie bei der Einführung des Airbags, heute können Sie auch kein Auto mehr ohne einen kaufen.»

Dann werden alle Portfolios aller Banken nachhaltig sein. «Dann müssen wir uns noch mehr von den grossen Banken unterscheiden», so Ringger. Und weiter: «Das Klima im Portfolio hat ein grosses Potenzial für Enttäuschungen, weil viele Banken noch nicht liefern können, was sie versprechen.»

Für Lang von Inyova ist die Branche nicht schnell genug: «Ohne die Paris-Ziele können wir das Klima nicht retten, dafür muss sich die gesamte Finanzbranche verändern. Was zwar passiert, aber viel zu langsam und mit zu wenig Fokus auf die Wirkung in der realen Welt.»