Grosser StellenabbauBei der Migros müssen rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen
Die Migros beginnt am Dienstag mit den Entlassungen, die sie im Februar angekündigt hatte. Betroffen sind die Bereiche Marketing, Logistik und Informatik. Erstmals kommt ein einheitlicher Sozialplan zum Zuge.
Beim grössten Stellenabbau ihrer Geschichte macht die Migros nun vorwärts. In der Woche nach Pfingsten erfolgen erste Entlassungen im Rahmen der 1500 Stellenstreichungen, die die Migros im Februar angekündigt hatte.
Betroffen ist vorerst die Supermarkt AG, deren rund 900 Mitarbeitende mehrheitlich am Hauptsitz in Zürich arbeiten. Es müssen rund 150 Mitarbeitende gehen, rund 100 weitere erhalten einen anderen Job. Die Migros bestätigte am Freitag eine Meldung des Onlineportals Insideparadeplatz.
Die Migros wird am Dienstagvormittag vor Ort am Hauptsitz in Zürich über den Stand der neuen Supermarkt AG informieren. Laut einem internen Mail, das dieser Redaktion vorliegt, wird Supermarkt-Chef Peter Diethelm Details zum Umbau erläutern. Mitarbeitende, die vor Ort teilnehmen möchten, müssen sich anmelden, denn es stehen nur 300 Plätze zur Verfügung. Für die anderen wird die Veranstaltung per Livestream übertragen.
Gute Jobs vom Abbau betroffen
Bei den Betroffenen handelt es sich nicht um Personal in den Läden, sondern um gut ausgebildete Fachleute, etwa für Marketing, Informatik und Logistik. Sie wurden erst per 1. Januar vom Migros-Genossenschaftsbund (MGB) in die Supermarkt AG transferiert und wussten damals bereits, dass ein Stellenabbau erfolgen wird.
Jedoch war monatelang unklar, welche Bereiche betroffen sind, denn es fehlten Informationen vonseiten der Migros-Chefetage. Mit dem Umbau will die Migros ihr Geschäft radikal verändern. Sie will sich in Zukunft auf das Supermarktgeschäft konzentrieren und effizienter werden – Kundinnen und Kunden sollen das in günstigeren Preisen spüren.
Doch das Projekt ist aufgrund der komplexen Struktur anspruchsvoll und braucht Zeit. Die Auswirkungen der neuen Supermarkt AG – inder der Einkauf der Migros zentral gebündelt werden soll – würden für die Kundinnen und Kunden deshalb erst 2025 spürbar sein, sagte Migros-Chef Mario Irminger.
Die Entlassungen bei der Supermarkt AG sind erst der Anfang. In den nächsten Wochen werden weitere Migros-Tochterfirmen Entlassungen aussprechen müssen. Besonders betroffen sind laut gut unterrichteten Quellen die M-Industriebetriebe, aber auch im MGB und in den Genossenschaften wird es zu Stellenstreichungen kommen.
Arbeitnehmervertreter loben den Sozialplan
Bei allen Kündigungen kommt erstmals ein einheitlicher Sozialplan zum Zuge, der für fast alle Tochterfirmen in der komplexen Migros-Struktur gilt - also für die zehn Migros-Genossenschaften, den MGB, die Fachmarkt AG, die M-Industrie, die Verteilbetrieb AG sowie für die Supermarkt AG.
Dieser Sozialplan wird rückwirkend auf den 1. Mai 2024 eingesetzt. Er bringe für alle betroffenen Mitarbeitenden eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den bisherigen Sozialplänen der einzelnen Genossenschaften und Migros-Firmen, teilte der MGB am Mittwoch mit.
Der Kaufmännische Verband Schweiz, einer der drei nationalen Sozialpartner der Migros, ist zufrieden mit dem Ergebnis. Es handle sich um «gute Konditionen». «Im Rahmen des Möglichen habe ich ein gutes Gefühl», sagt Michel Lang, Leiter Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz.
Besonderes grossen Wert wurde darauf gelegt, Anschlussmöglichkeiten für Über-50-Jährige zu suchen, ausserdem werden Weiterbildungen finanziell unterstützt und teilweise auch Kosten für einen längeren Arbeitsweg bei einer neuen Stelle übernommen.
Neben der Neustrukturierung und dem grossen Stellenabbau – dem grössten in der bald hunderjährigen Firmengeschichte – sucht die Detailhändlerin ausserdem neue Besitzer für ihre Reisetochter Hotelplan, die Kosmetiktochter Mibelle sowie für die beiden Fachmärkte Melectronics und SportX. Wie es bei diesen Firmen weitergeht, will die Migros Anfang des nächsten Jahres respektive im Falle Melectronics und SportX im Sommer bekanntgeben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.