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Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Kritische russische Journalistin von mehreren Personen verprügelt  

Sie erlitt eine Kopfverletzung und schwere Prellungen: Die Journalistin Elena Milaschina wurde bei der Attacke mit einer grünen Flüssigkeit begossen.

Die russische Investigativ-Journalistin Elena Milaschina wurde bei einem Besuch in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny am Dienstag von mehreren bewaffneten Unbekannten attackiert und verprügelt. Milaschina ist bekannt für ihre investigativen Recherchen über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien. Sie veröffentlichte unter anderem Recherchen über die dortigen Hinrichtungen von Homosexuellen.

Die Attacke ereignete sich auf dem Weg zu einer Gerichtsverhandlung, von der sie gemeinsam mit dem Anwalt Alexander Nemow berichten wollte. Gegenüber der russischen Menschenrechtsorganisation Team gegen Folter sagte sie, Unbekannte seien ihr und Nemow gefolgt, als sie am Flughafen in Grosny landeten und in ein Taxi stiegen. «Wir fuhren etwa 500 Meter weit. Drei Autos holten uns ein, in jedem sassen mindestens vier Personen. Sie warfen den Taxifahrer aus dem Auto. Wir wurden mit dem Kopf nach unten gelegt, sie versuchten, meine Hände hinter meinem Rücken zu fesseln.» Es sei ein «klassisches Kidnapping» gewesen.

Danach habe man sie in einen Graben gezogen, wo die Unbekannten sie verprügelten: «Es waren mindestens 10–15 von ihnen. Einige durchsuchten unsere Taschen. Sie verlangten, dass wir die Passwörter für unsere Geräte eingeben.» Man habe mit Plastikrohren auf sie eingeschlagen, mit denen man normalerweise Inhaftierte in den tschetschenischen Gefängnissen verprügelt. Zudem sei ihr Equipment zerstört worden. 

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Ausserdem habe man ihr den Kopf rasiert, ein Messer gegen sie gedrückt und gedroht, ihr die Finger abzuschneiden: «Sie schlugen mit einem Stock auf meine Finger, einen nach dem anderen, und drohten, sie zu brechen.» Zudem wurde Milaschina mit grünem Desinfektionsmittel überschüttet. Auch der bekannte russische Oppositionskritiker Alexei Nawalny wurde schon mit der Flüssigkeit attackiert. Die Angreifer bedrohten auch den Anwalt Nemow und fügten ihm mit einem Messer eine Wunde zu, wie Fotos zeigen. «Dies ist eindeutig kein Angriff von Gangstern, sondern ein direkter Angriff auf ihre Arbeit», sagte Sergei Babinets, der Vorsitzenden von Team gegen Folter. 

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Seit 25 Jahren arbeitet Milaschina für die russische unabhängige Zeitung «Nowaja Gaseta». Laut der Zeitung wurde die Journalistin in der Vergangenheit mit zahlreichen Drohungen konfrontiert, darunter auch Morddrohungen. Sie verliess Russland im Februar 2022, kehrte aber bald zurück. Erst vergangene Woche sagte sie gegenüber BBC, dass sie sich im Klaren darüber sei, dass Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow und sein Gefolge die von ihm ausgesprochenen Morddrohungen «leicht erfüllen» könnten. «Ich gewöhne mich langsam daran, weil Kadyrow mehrmals fast jedes Jahr Drohungen an meine Adresse oder an die Adresse von Journalisten der ‹Nowaja Gaseta› schickt.»

Eine Verurteilung ist unwahrscheinlich

Auch der Kreml hat die Attacke kommentiert. Es sei ein schwerwiegender Vorfall, der gründliche Massnahmen erfordere, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Reportern. «Zweifellos müssen vor dem Hintergrund dieses Angriffs eine Inspektion und Ermittlungsmassnahmen durchgeführt werden», so Peskow. Ramsan Kadyrow hat sich auf Telegram ebenfalls zur Attacke geäussert: «Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Ich habe die zuständigen Stellen angewiesen, alles zu tun, um die Angreifer zu identifizieren.» Mittlerweile haben die Moskauer Behörden verlauten lassen, dass sie ein Strafverfahren wegen dem Überfall einleiten (siehe Box unten).

In der Vergangenheit wurden schon zahlreiche Journalisten und Journalistinnen von «Nowaja Gaseta» bedroht und attackiert. Sechs ehemalige Mitarbeitende wurden ermordet, unter ihnen auch Milaschinas Kollegin Anna Politkowskaja. Wie die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen festhält, hat bislang keine der russischen Ermittlungen zu den Morden zur Verhaftung von Verantwortlichen geführt. Dass es zu einer Festnahme oder Verurteilung der Täter von Milaschina kommt, ist damit höchst unwahrscheinlich.