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Unsicherheit am Markt
Krieg in der Ukraine und Energiewende treiben Uranpreis an

Die Schlackensortieranlage Centro-Uno von Selfrag liegt neben dem Kernkraftwerk Leibstadt, fotografiert am Dienstag, 18. Juni 2024 in Full-Reuenthal. Mit dieser Anlage kann Selfrag pro Tonne Schlacke etwa 100 Kilo Glas und Keramik, 100 Kilo Eisen, 40 Kilo Aluminium, 8 g Silber und 0,4 g Gold aus der Schlacke gewinnen. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Uran hat sich in den vergangenen Jahren massiv verteuert. Das liegt am Krieg in der Ukraine, aber auch an der Energiewende. Für die Schweizer Betreiber von Atomkraftwerken (AKW) ist das aber nicht ausschlaggebend.

In den zurückliegenden zwölf Monaten habe sich der Uranpreis «auf höherem Niveau eingependelt», sagt Barbara Kreyenbühl von der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Das AKW Gösgen zwischen Olten und Aarau ist einer der vier Schweizer Atommeiler.

Am Börsenhandelsplatz für Rohstoffe, Comex, in New York werden die Uran-Kontrakte für die kommenden Monate derzeit jeweils zwischen 75 und 85 US-Dollar je Pfund (rund 455 Gramm) gehandelt. Seit 2020 mit damals Notierungen von unter 25 Franken haben sich die Preise damit mehr als verdreifacht. Im Januar und Februar 2024 kosteten sie zeitweise über 105 Dollar.

Nur wenige Lieferanten

Die Preise seien damit auf neue Höchststände gestiegen, und auch heute würden sie noch immer weit über den langfristigen Durchschnittswerten liegen, sagt Dirk Hoozemans von der UBS. Die Gründe seien ein begrenztes und unsicheres Angebot bei einer gleichzeitig erhöhten Nachfrage im Zuge der Energiewende.

Die Stromproduktion durch Kernspaltung erzeugt im Gegensatz zur chemischen Verbrennung in Kohle- oder Gaskraftwerken keine direkten CO2-Emissionen. Ausserdem haben Atomkraftwerke eine vergleichsweise hohe Kapazität und produzieren in der Regel gleichmässig – anders als Solar- und Windkraftanlagen. Allerdings entstehen langlebige und radioaktive Atom-Abfälle, und die Gefahr katastrophaler Unfälle wie in Tschernobyl oder Fukushima besteht.

Neben den weltweiten Plänen zur Dekarbonisierung führten der Krieg in der Ukraine und Sanktionen gegen Russland zu Verschiebungen an den Märkten. Uran wird weltweit nur in wenigen Ländern abgebaut, und die für Atomkraft nötige Anreicherung ist noch seltener: Es gibt laut Hoozemans von der UBS nur eine Handvoll Unternehmen, die den Brennstoff anreichern. Ein grosser Anteil der weltweiten Ausfuhren von angereichertem Uran stammte aus Russland.

Viele AKW befinden sich im Bau

Viele AKW mussten sich daher umorientieren und etwa Uran aus Australien und Kanada beziehen. Bei der Axpo ist zwar teilweise noch russisches Uran in den Brennelementen der Kernkraftwerke Beznau und Leibstadt im Einsatz, wie es auf Anfrage heisst. Neue Verträge schliesst der grösste Schweizer Energiekonzern allerdings nur noch ohne russische Beteiligung ab.

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Auch künftig dürften sich daher die etwas normalisierten, aber nach wie vor hohen Uranpreise laut Marktexperten weiter halten. «Sofern die geplanten Kernkraftwerksprojekte realisiert werden, ist mit einer entsprechend steigenden Urannachfrage zu rechnen», heisst es etwa vom Kernkraftwerk Gösgen.

Das zeigt sich auch am Markt: Die Monatskontrakte ab 2027 sind teurer mit Preisen von über 85 Dollar, jene für ab 2028 werden über 90 Dollar gehandelt. Für langfristige Lieferungen ist eine Risikoprämie durchaus üblich. Die Preise zeigen aber, dass das Niveau nicht deutlich zurückkommen wird. Mit einem Engpass rechnet Kreyenbühl von Gösgen aber nicht. «Es existieren weltweit ausreichend Uranvorkommen. Mit steigenden Uranpreisen werden neue Minen in Betrieb genommen», sagt sie.

Schweizer Betreiber haben Vorräte

Ausserdem beziehen die hiesigen Atomkraftwerke ihren Kernbrennstoff über langfristige Verträge mit den Brennstofflieferanten. «Die Schweizer Kernkraftwerke verfügen über einen Vorrat an Brennelementen, um den Betrieb während mehrerer Jahre sicherzustellen», sagt Swissnuclear. Zudem ist der Anteil der Brennstoffkosten an den Gesamtkosten laut dem Verband der Schweizer Kernkraftwerksbetreiber gering.

Sprecher René Zimmermann verdeutlicht es am Beispiel Gösgen: Der Aufwand für Kernbrennstoff habe 2023 weniger als 9 Prozent der normalisierten Jahreskosten ausgemacht.

Weltweit sind gemäss jüngsten Statistiken 418 Atomkraftwerke in rund 30 Ländern in Betrieb. 61 Reaktoren befinden sich derzeit im Bau, und 90 neue AKW sind geplant. In der Schweiz erzeugen die Kernkraftwerke Beznau I und II, Gösgen und Leibstadt rund ein Drittel der Stromproduktion.

SDA/oli