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Meinung

Reden fürs Wohlbefinden
Wie man ein Superkommunikator wird

Frau und Mann unterhalten sich lächelnd an einem Tisch in entspannter Atmosphäre.
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BotTalk

«Wie gehts dir?»

«Gut.»

«Okay.»

«Schön.»

Stille.

So oder ähnlich verlaufen Gespräche, die nicht wirklich in die Gänge kommen. Man hat sich nichts zu sagen oder weiss nicht, was man die andere Person fragen soll. Leider sind solche Gespräche keine Seltenheit, wir alle kennen sie.

Dabei hat gute Kommunikation – ob beim Small Talk, im Beruf oder in hitzigen Diskussionen – ein enormes Potenzial für persönliches Wohlbefinden.

Stellen Sie sich vor, Sie hatten einen richtig schlechten Tag und wissen genau, dass ein Gespräch mit einer bestimmten Person Ihnen helfen würde, sich besser zu fühlen – meistens ist es eine gute Freundin oder der Partner. Man hört einander zu und versucht, den anderen wirklich zu verstehen. Man führt ein gemeinsames Gespräch, nicht zwei verschiedene. Diese Person ist für Sie ein «Superkommunikator» – und wahrscheinlich sind Sie es auch für Ihr Gegenüber.

Kommunikation ist eine erlernbare Fähigkeit

Der Begriff stammt vom US-Autor Charles Duhigg, der kürzlich ein Buch dazu veröffentlicht hat. Ich war so begeistert davon, dass ich den Amerikaner anrief und mehr wissen wollte. «Es gibt Menschen, die diese Fähigkeit in jedem Gespräch besitzen. Sie können mit fast jedem reden und eine tiefere Verbindung herstellen», sagte er. «Zu Beginn dachte ich, dass solche Menschen besonders charismatisch oder extrovertiert sein müssten.» Doch niemand werde als Superkommunikator geboren: «Es sind erlernbare Fähigkeiten.»

Buchcover von ’Supercommunicators’ von Charles Duhigg, mit bunten Buchstaben und Hinweisen auf das 30-jährige Jubiläum des Berlin Verlags.

Anstatt bei jeder Frage nur nach Fakten zu fragen, empfiehlt Duhigg zum Beispiel, tiefer gehende Fragen zu stellen, die zum Nachdenken anregen – selbst beim Small Talk. Statt also zu fragen: «Wo gingst du zur Uni?», könnte man fragen: «Warum hast du Jus studiert?» Oder statt «Wo wohnst du?» wäre die Frage «Was magst du an deiner Nachbarschaft?» viel öffnender. Und anstatt «Wie viele Kinder hast du?» könnte man fragen: «Warum ist dir Familie wichtig?» Warum-Fragen kommen laut Duhigg besonders gut an – vor allem beim Dating.

Eine weitere Technik, die er in seinem Buch vorstellt, nennt sich «looping for understanding». Hierbei geht es darum, den Gesprächsfaden aufzugreifen und die Kernaussage durch Fragen wie «Habe ich dich richtig verstanden?» oder «Lass mich das zusammenfassen» in eigenen Worten zu wiederholen. Das zeigt nicht nur Wertschätzung, sondern beweist auch, dass man aktiv zuhört und mitdenkt.

Wenn ein Gespräch hitzig wird

Was passiert aber, wenn Gespräche hitzig und herausfordernd werden – etwa bei politischen Diskussionen, wenn es um polarisierende Themen wie Politik geht? Duhigg zeigt hier, dass der wahre Zweck einer Debatte nicht darin besteht, den anderen zu überzeugen, sondern ihn zu verstehen. «Wer mit der Haltung in ein Gespräch geht, eine andere Perspektive nachvollziehen zu wollen, anstatt nur die eigene Meinung durchzusetzen, kann tatsächlich Meinungen beeinflussen – oft nicht sofort, aber langfristig.»

Apropos Politik: Gerade Donald Trump zeigt laut Duhigg, wie gelungene Kommunikation funktioniert: Er beobachtet seine Zuhörer, greift ihre Reaktionen auf und vertieft Themen, die Anklang finden. Natürlich gilt das nur für seine Anhänger, nicht für seine Gegner. Doch Superkommunikation bedeutet nicht automatisch, ein guter Mensch zu sein. Vielmehr geht es darum, Gespräche bewusst zu führen und herauszufinden, was das Gegenüber erwartet und braucht.

In dieser Kolumne denken unsere Autorinnen und Autoren jede Woche über das gute Leben nach.