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Meinung

Mamablog: Krisen des Lebens
Kommen junge Eltern früher in die Midlife-Crisis?

Eigentlich will man ja trainieren und hot aussehen, ist aber träg wie ein verlatschter Turnschuh – wer kennts?
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Kommen junge Eltern eigentlich früher in die Midlife-Crisis? Angenommen, sie ist die Mitte aller wichtigen Ereignisse im Leben, macht das doch Sinn: Jugend – Ausbildung – Liebe – Kinderkriegen – Krise. Karriere – Enkelkinder – Pensionierung – Alter – Tod. Oder so ähnlich. Wenn sie nun sehr früh eintritt, besteht die Chance, dass man zwei durchmacht? Und wie lange dauerts im Normalfall? Ich hatte so ab vierzig damit gerechnet. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, hat es mich sicher längst erwischt. Vielleicht gehöre ich auch zu den Menschen, bei denen die Midlife-Crisis in den Charakter eingebaut ist und deshalb nicht so auffällt. Krisen kommen eh alle paar Jahre, also warum dieser erwartungsgeladene Name?

Nennen wir sie doch einfach Lebenskrise(n), um dem Theater den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Die kleine Pubertät

Mir ist aufgefallen, dass sich Lebenskrisen oft ähnlich anfühlen wie eine kleine Pubertät. Man findet sich zu dick, zu dünn, zu flach, zu klein, zu gross, zu männlich, zu weiblich, die Haare zu wellig, zu strähnig (später kommt natürlich noch zu grau und zu wenig dazu) – es ist einfach sicher nicht gut. Man isst entweder viel zu wenig oder viel zu viel. Man will trainieren und hot aussehen, ist aber träg wie ein verlatschter Turnschuh. Oder man trainiert exzessiv und ist innerlich und äusserlich hart und unbequem wie ein neuer Turnschuh. Man will entweder gar keinen oder ganz viel Sex, vor allem im Kopf und sicher immer dann, wenn es gerade nicht geht. Nach jedem Kater schwört man sich, nie mehr so viel zu trinken, macht es am nächsten Abend aber trotzdem wieder. Irgendwann reichen einfach schon ein Bier und zwei Gläser Wein. Man verunstaltet seinen Körper – erst mit blauen Haaren und Nasenringen, später mit bedeutungsvollen Tattoos oder aufgespritzten Lippen. Man ist immer müde und könnte überall schlafen. Nur nicht in der Nacht. Man will mehr als alles bedeutend sein und fühlt sich so unbedeutend, wie es nur geht.

In unserer Schule machten kürzlich Läuse die Runde. Uns hat es noch nie erwischt und ich wurde regelrecht paranoid. Jeden Tag durchsuchte ich meine Haare aufs Genaueste. Das hätte ich lieber gelassen, denn ich fand zwar keine Viecher, dafür gstabige graue Haare, von deren Existenz ich nichts gewusst hatte. Ich sage immer, dass ich mir eher die leergesoffenen Brüste machen liesse (was ich eh nie werde, weil es mir A. zu teuer und B. peinlich vor meinen Freunden wäre), als die grauen Haare zu färben. Das war leicht gesagt, als ich noch im Glauben lebte, ich hätte keine. Die Silbersträhnen – die nur ich sehe – haben schlagartig mein Lebensgefühl verändert. Ich schwankte tagelang zwischen einem wunderbaren Reifegefühl und totaler Verzweiflung (ich sag ja: Pubertät). Fragt sich jetzt, ob Läuse nicht besser gewesen wären. Die lassen sich rauswaschen.

Warum auf Geschenke verzichten?

Ich musste kurz weinen. Ich dachte, ich sei in meinen jungen (ausschliesslich blonden) Jahren zu wenig wild und fröhlich gewesen und hätte mein faltenloses Leben mehr feiern sollen. Was Quatsch ist. Ich war wild und habe gefeiert und es war schön, aber auch ätzend. Dann dachte ich daran, wie wir bald Einladungen zu wichtigen Geburtstagen verschicken werden mit der Anmerkung: Eure Anwesenheit ist uns Geschenk genug. Wer dennoch möchte, darf gerne einen Zustupf zu den 10'000-fränkigen E-Bikes, die wir uns kaufen wollen, ins Kässeli tun. Also bitte. Wenn dann endlich alle gut verdienen und es aufs Ende zugeht, soll ich auf Geschenke verzichten? Das dünkt mich unfair. Gerade in Krisen brauchen wir tolle Geschenke.

Wie meistern Sie solche Lebenskrisen, liebe Leserinnen und Leser? Diskutieren Sie mit.