Slalom in LienzMichelle Gisin singt – und wird Dritte
Topfavoritin Petra Vlhova siegt, drei Schweizerinnen fahren unter die Top 7. Derweil sorgt eine Rückkehrerin für die emotionale Geschichte des Tages.
Es schien, als würde sich Michelle Gisin für einen Auftritt in einer Casting-Show vorbereiten. Aber nein, das Singen am Start vor laufender Kamera inklusive ein paar Mini-Tanzschritten war ihre Art der Einstimmung auf den zweiten Slalom-Lauf. Zweite war sie nach halbem Pensum in Lienz, und die 28-Jährige vermochte die glänzende Ausgangslage zu nutzen: Es resultierte Rang 3 und damit der erste Podestplatz im Stangenwald in dieser Saison. Offenbar besteht eine Symbiose zwischen Gisin und dem 29. Dezember – vor genau einem Jahr hatte sie in Semmering ihr bisher einziges Weltcuprennen gewonnen.
Bereits nach Platz 3 vor Weihnachten im Riesenslalom von Courchevel war die Engelbergerin verblüfft gewesen ob sich selbst. Nun sagte sie: «Ich begreife das noch gar nicht. Es ist unglaublich, habe ich diesen verrückten zweiten Lauf so gut ins Ziel gebracht.» Gleich zu Beginn sei ihr ein Fehler unterlaufen, danach habe sie Trainer Christian Brill schreien gehört. «Ich verstand nicht, was er sagte. Aber es hat mich richtig aufgeweckt.»
Eine starke Teamleistung
Geschlagen wurde die Kombinations-Olympiasiegerin nur von Topfavoritin Petra Vlhova und Katharina Liensberger. Letztere befand sich bis vor wenigen Tagen in Quarantäne, nachdem ein Corona-Test positiv ausgefallen war.
Wie die Darbietung der Weltmeisterin war auch Gisins Leistung erstaunlich: In den letzten fünf Wochen schnallte sie sich nur an einem Trainingstag die Slalomski an. Und da sind nach wie vor die Folgen ihrer Drüsenfiebererkrankung; die Athletin sagte, am frühen Morgen habe sie sich nicht gut gefühlt. «Es gibt immer noch Tage, an denen alles zum Murks wird.»
Noch am Montag hatte Gisin mit Teamkollegin Camille Rast eine Runde in der Langlauf-Loipe absolviert. Der Abstecher schadete gewiss nicht, auch Rast überzeugte, wurde wie 24 Stunden zuvor im Riesenslalom Siebte. Mit Wendy Holdener (Rang 5) fuhr eine dritte Schweizerin vorne mit.
Nicht am Start war Mikaela Shiffrin. Die Amerikanerin, Siegerin von 46 Weltcup-Slaloms, hat sich mit dem Coronavirus infiziert und befindet sich in Isolation. Im Slalomweltcup liegt sie nun 120 Punkte hinter Vlhova.
Danioths emotionales Comeback
Emotional durchgeschüttelt wurde derweil Aline Danioth. 23 erst ist die Urnerin, und doch hat sie in ihrer Karriere schon so vieles erlebt. Zweimal Gold gewann sie einst an den Olympischen Jugend-Spielen, gar drei WM-Titel resultierten bei den Juniorinnen. Und auch im Weltcup ist Danioth schon dreimal in die Top 10 gefahren.
Und doch überlegte sie vor Jahresfrist gar, die Ski an den Nagel zu hängen. Dreimal schon hat die Technikerin das Kreuzband gerissen, 2020 verunfallte sie gleich zweimal. «Es gab Momente, da dachte ich: Das schaffe ich nicht mehr. Ich musste mehrmals von vorne anfangen, hatte Schmerzen, war mental down. Ich wusste nicht mehr weiter, es sind viele Tränen geflossen», meinte sie unlängst gegenüber dieser Zeitung. Danioth nahm sich eine Auszeit, um Abstand zu gewinnen, verreiste sie für einen Sprachaufenthalt auf Hawaii.
In Lienz gab sie ihr Comeback – nach 710 Tagen Rennpause. Ein Tag zum Geniessen sei es, sagte sie nach dem ersten Lauf. Nach der schwierigen Zeit, die hinter ihr liege, sei es schwierig, die Emotionen im Griff zu haben, es kullerten denn auch Tränen über ihre Wangen. Mit der Qualifikation für den zweiten Lauf (Schlussrang 25) erfüllte sie die Erwartungen. «Ich stehe erst seit zwei Monaten wieder auf den Ski. Ein besseres Comeback hätte ich mir nicht vorstellen können.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.