Kamala Harris’ VizekandidatTim Walz: So reagieren Biden, die Obamas, Trump und Vance
Kamala Harris hat ihren «Running Mate» bekanntgegeben. Tim Walz soll der US-Präsidentschaftskandidatin auf dem Land Stimmen sichern.
Jetzt ist klar, mit wem Kamala Harris in den Kampf ums Weisse Haus zieht. Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten setzt als potenziellen Vize auf Tim Walz. «Was mich an Tim beeindruckt, ist seine tief sitzende Überzeugung, für Familien der Mittelschicht zu kämpfen», teilte Harris über Instagram mit. Sie ging tiefer auf Walz’ familiären Hintergrund ein und pries dessen politische Erfolge an. «Wir werden diese Wahl gewinnen.» Walz sprach in einer ersten Reaktion von der «Ehre seines Lebens». Er sei voll dabei. «Es erinnert mich ein bisschen an den ersten Schultag», fügte der Gouverneur von Minnesota hinzu.
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Der 60-jährige Militärveteran hat dazu beigetragen, in seinem Staat eine ehrgeizige Agenda umzusetzen – darunter ein umfassender Schutz von Abtreibungsrechten und Hilfeleistungen für Familien.
Trumps Team sofort im Angriffsmodus
Das Wahlkampfteam Trumps bezeichnete Walz am Dienstag als Gefahr für das Land. «Wenn Walz den Wählern nicht die Wahrheit sagt, werden wir es tun: Genau wie Kamala Harris ist Tim Walz ein gefährlicher linksliberaler Extremist», erklärte Trumps Wahlkampfsprecherin Karoline Leavitt. Der «Traum» von Harris und Walz sei es, die USA in ein Ebenbild Kaliforniens zu verwandeln – «der Albtraum eines jeden Amerikaners».
Der Vizepräsidentschaftskandidat der US-Republikaner, J.D. Vance, hat sein frisch verkündetes Gegenüber bei den Demokraten mit drastischen Worten angegriffen. Die Entscheidung für Tim Walz als Vizekandidat unterstreiche, «wie radikal Kamala Harris» sei, sagte Vance. Er warf ihr unter anderem vor, damit «auf den Hamas-Flügel ihrer eigenen Partei gehört» zu haben.
Mit dieser Aussage bezog sich Vance darauf, dass Walz besonders vom linken Flügel der Demokraten unterstützt wird. Dieser steht für einen Israel-kritischeren Kurs als die Mitte der Partei und stellte die Nahost-Politik von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Harris zuletzt immer wieder infrage. Walz selbst äusserte sich mit Blick auf die Lage im Nahen Osten bislang allerdings eher zurückhaltend.
Biden: Harris-Walz-Duo ist «mächtige Stimme für Arbeiter»
US-Präsident Joe Biden hat die Entscheidung für Tim Walz gelobt. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Kamala Harris werde Walz «eine mächtige Stimme für Arbeiter» und die Mittelschicht sein, teilte Biden am Dienstag in einem Post in den sozialen Medien mit. «Sie werden die stärksten Verteidiger unserer persönlichen Freiheiten und unserer Demokratie sein. Und sie werden sicherstellen, dass Amerika weiterhin die Welt anführen und seine Rolle als unverzichtbare Nation spielen wird.»
Einen Vizekandidaten auszuwählen, sei für den Spitzenkandidaten oder die Spitzenkandidatin einer Partei die erste wichtige Entscheidung, fuhr Biden fort und lobte Harris’ Wahl. Er selbst kenne Walz schon seit fast 20 Jahren, schrieb der Präsident. Zudem würdigte er Walz’ Hintergrund als Lehrer, Footballtrainer und Soldat der Nationalgarde.
Obamas: Harris hat mit Walz «idealen Partner» ausgewählt
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle haben die Harris’ Entscheidung für Tim Walz als Vizekandidaten gelobt. Mit Walz habe Harris «einen idealen Partner ausgesucht», teilten die Obamas am Dienstag mit. «Gouverneur Walz hat nicht nur die Erfahrung, um Vizepräsident zu sein, er hat die Werte und die Integrität, um uns stolz zu machen.»
Walz habe als Gouverneur des Staats Minnesota progressiven Anliegen Priorität eingeräumt, etwa bezahlter Familienurlaub, das Recht auf Abtreibung und Massnahmen zur Waffenkontrolle, hiess es in der Erklärung des früheren Präsidentenehepaars. «Aber Tims Hauptwesenszug ist seine Fähigkeit, wie ein Mensch zu sprechen und jeden mit Anstand und Respekt zu behandeln.»
Erfolg für die Demokraten
Walz ist seit der Legislaturperiode 2023 landesweit bekannter geworden. Im Dezember wurde er zum Vorsitzenden des Verbands demokratischer Gouverneure gewählt. Walz hat sich häufig für US-Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Harris starkgemacht. Auch im US-Fernsehen ist er immer häufiger zu sehen. Die frühere demokratische Senatorin Heidi Heitkamp sagte der «New York Times», Walz erwecke den Anschein, «jemand mit einer Lebenserfahrung zu sein, die mit der vieler Menschen im ländlichen Amerika vergleichbar ist».
Walz gewann 2006 erstmals einen Sitz im Kongress. Im Amt setzte er sich für Veteranen-Themen ein. Nach seiner Wahl zum Gouverneur 2018 musste Walz Wege finden, um mit einem zwischen Demokraten und Republikanern geteilten staatlichen Parlament zusammenzuarbeiten. 2022 gewann Walz mit fast acht Prozentpunkten Vorsprung die Wiederwahl. Die Demokraten übernahmen die Kontrolle über beide Parlamentskammern in Minnesota.
Er erfand für Trump das Etikett «weird»
Der zweifache Vater ist bekannt für eine bodenständige Art und eine direkte Art, Botschaften zu transportieren. Er gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang auch zu Wählern ohne akademische Bildung findet. Walz wuchs in einer Kleinstadt in Nebraska auf, hat 20 Jahre lang als Lehrer gearbeitet und ein Highschool-Football-Team trainiert, bevor er seine politische Karriere startete.
Zuletzt erregte er Aufsehen, als er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als «weird» («merkwürdig», «schräg») bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihre Rivalen anwendet.
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Der Mittelweststaat Minnesota zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, doch könnte Walz womöglich helfen, in Swing-States der Region wie Wisconsin und Michigan zu gewinnen. Der Mittlere Westen galt lange als Rückhalt für demokratische Präsidentschaftskandidaten. 2016 jedoch gewann der Republikaner Donald Trump in Michigan und Wisconsin, was den Demokraten bis heute nachgeht. 2020 gewannen sie dort zwar wieder, aber in diesem Jahr hat Trump dort in Umfragen aufgeschlossen und greift auch in Minnesota an. Mit seinem Militärhintergrund spricht Walz zudem weisse Wähler auf dem Land an.
Seine Haltung zu Waffen hat sich im Laufe der Jahre allerdings verändert. «Ich bin ein Veteran, ein Jäger und ein Waffenbesitzer. Aber ich bin auch ein Vater. Und viele Jahre lang war ich Lehrer», schrieb er Ende Juli auf der Plattform X. Waffengesetze seien keine Bedrohung seiner Rechte. «Es geht darum, unsere Kinder zu schützen.»
Blitztour in den Swing-States
Das Amt des Vizepräsidenten ist generell kein einfaches: Aufgabe des Stellvertreters ist es, die Politik des Präsidenten anzupreisen und zu vertreten, gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ohne aber dem Chef die Schau zu stehlen, keine Patzer zu machen, ohne aber selbst zu sehr zu glänzen. Harris selbst konnte auf dem Posten – als Vize des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden – in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht punkten und blieb eher blass.
Vor dem Parteitag der Demokraten (19. bis 22. August) planen Harris und ihr designierter Vize in den kommenden Tagen eine Blitz-Wahlkampftour durch die sieben am meisten umkämpften Bundesstaaten: Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada. In diesen sogenannten Swing-States steht nicht schon vorab fest, ob aus Tradition der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Deshalb sind diese Bundesstaaten wahlentscheidend. Der erste gemeinsame Auftritt des Duos steht am Dienstagabend in Philadelphia an.
DPA/AFP/nlu/oli
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