Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Berühmtes deutsches Luxuswarenhaus
KaDeWe stellt überraschend Insolvenzantrag

epa08303372 A view of the closed KaDeWe (Kaufhaus des Westens) department store in Berlin, Germany, 18 March 2020. The famous shopping location announced it will be closed until further notice to protect the health of its employees and visitors. The German government and local authorities are heightening measures to stem the spread of the coronavirus. Germany now has passed 10,000 corona cases.  EPA/OMER MESSINGER
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es ist das bekannteste Kaufhaus Deutschlands und wohl das einzige mit Weltruf: das Kaufhaus des Westens, kurz KaDeWe. Viele Kunden sind Touristen aus dem In- und Ausland. Dass es bald dichtmacht, ist nicht zu erwarten. Doch am Freitag hat es überraschend beim Amtsgericht in Berlin einen Insolvenzantrag gestellt. Das erfuhr diese Redaktion von Personen aus dem Umfeld des Unternehmens.

Am Samstag hatte das Wirtschaftsmagazin «Capital» berichtet, ein Insolvenzantrag sei in Vorbereitung. «Bild» schrieb am Sonntag, die Mitarbeiter im KaDeWe hätten bereits am Samstag offen über den bevorstehenden Insolvenzantrag gesprochen. Dieser ist schon am Freitagabend gestellt worden, wie Recherchen ergeben haben.

Gericht könnte Antrag schon am Montag prüfen

Das Prozedere könnte nun wie folgt aussehen: Das Amtsgericht prüft ihn am Montag und könnte ihn voraussichtlich am Dienstag publik machen. Als Indiz für die Pleite wird gewertet, dass das KaDeWe einen verkaufsoffenen Sonntag angekündigt hatte, diesen kurzfristig aber wieder absagte. Möglicherweise sei der Tag für eine Inventur genutzt worden, sagte eine mit der Sache vertraute Person.

Der Antrag betrifft nicht nur das KaDeWe in Berlin, sondern die gesamte Unternehmensgruppe The KaDeWe Group GmbH. Das Unternehmen reagierte am Sonntag nicht auf eine Anfrage. Zur Gruppe gehören zwei weitere namhafte und für ihre jeweilige Stadt bedeutende Kaufhäuser: das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München.

Alle drei Kaufhäuser stehen für Luxus und Glamour. Die KaDeWe Group gehört zu 50,01 Prozent der thailändischen Central Group und zu 49,99 Prozent zur Signa-Gruppe des österreichischen Immobilienhändlers René Benko. Dessen Holding sowie die beiden grössten Tochtergesellschaften hatten Ende vergangenen Jahres in Österreich Insolvenz angemeldet.

Die Dachgesellschaft der KaDeWe Group ist die in der Schweiz ansässige Signa Retail Selection, die ihrerseits Ende November vergangenen Jahres nach eidgenössischem Recht ihre Liquidation angekündigt hatte. Auch die seit Jahren strauchelnde Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört dazu. Sie stellte ebenfalls einen Insolvenzantrag.

Entwicklung überrascht Insider

Trotzdem kommt auch für Insider der Antrag der KaDeWe Group überraschend. Bisher ging man davon aus, dass die Geschäfte in den Luxuskaufhäusern relativ gut laufen und sich die Gruppe deswegen einem Konkurs entziehen kann. Zudem gilt die thailändische Central Group als finanzstark. Dem Familienunternehmen wird nachgesagt, den Signa-Anteil an der KaDeWe Group kaufen zu wollen. Auf Anfrage reagierte die Central Group nicht.

Über das Verhalten der Thailänder kann daher im Moment nur spekuliert werden. Möglicherweise wollten sie nicht mehr Geld nachschiessen oder die Pleite nutzen, um die Signa-Anteile günstiger zu bekommen beziehungsweise eine bessere Verhandlungsposition zu erzielen, heisst es.

Die KaDeWe Group soll nach den letztverfügbaren Zahlen einen Umsatz von etwa 800 Millionen Euro im Jahr erwirtschaften. Ein Problem könnte die Höhe der Mieten darstellen. Laut einem Bericht des «Handelsblatts» von Dezember beläuft sich die Jahresmiete im Oberpollinger auf 20 Prozent des Umsatzes, im Alsterhaus auf 17 Prozent und im KaDeWe auf 13 Prozent. Die Richtigkeit der Zahlen wurde bestätigt. Marktüblich sind Mieten von bis zu 12 Prozent. Hinzu kommt, dass die Mieten insbesondere für das KaDeWe aufgrund von Staffelmieten in den kommenden Jahren stark steigen sollen.

1900 Stellen betroffen

Der Antrag betrifft die Betreibergesellschaft der KaDeWe Group und damit das Warenhausgeschäft und die Mitarbeiter. Laut «Bild» sorgen sich bereits viele um ihren Job. Genehmigt das Amtsgericht den Antrag, ist ihr Gehalt über das Insolvenzgeld für die kommenden drei Monate in aller Regel gesichert. Betroffen wären nach letztem Stand etwa 1900 Beschäftigte.

Unabhängig davon haben die Grundstücksgesellschaften für die Immobilien des Alsterhauses und des Oberpollinger bereits in der vergangenen Woche einen Insolvenzantrag gestellt.

Von der Insolvenz könnten zudem die Steuerzahler betroffen sein. Zu Beginn der Corona-Krise 2020 hatte die KaDeWe Group eine Ausfallbürgschaft der Länder Berlin und Hamburg sowie des Bundes für einen Bankkredit in Höhe von bis zu 90 Millionen Euro erhalten. Das Geld könnte im Fall einer Pleite weg sein.