Gesunkenes Schiff vor SizilienKachelmann zum Jacht-Drama: «Ein riesiger Gewitterklumpen»
Der Wettermann erklärt, welche deutlichen Anzeichen es seit Sonntag für ein gewaltiges Sturmereignis gab.
Um es gleich vorneweg zu sagen: Der Gewittersturm vor Sizilien, der womöglich eine Jacht versenkt hat, kam nicht überraschend. Am Sonntag hatten alle Wettermodelle die grosse Gewitteraktivität in der Region Porticello für den frühen Montag korrekt vorhergesagt.
Blitzfeuerwerk kündigte den Sturm an
Auch wenn man vorzieht, sich wenig um Wettervorhersagen zu kümmern (was auf dem Meer keine gute Idee ist), gab es am frühen Montagmorgen noch genügend Raum, sich auf ein katastrophales Ereignis vorzubereiten: Erste vorlaufende Gewitter haben sicher schon um 2.45 Uhr alle auf dem Schiff geweckt. Und wenn die Verantwortlichen kurz aufs Satellitenbild mit den Blitzeinschlägen geschaut hätten, dann wäre sofort klar gewesen, dass etwas ganz Grosses auf sie zukommt: ein riesiger Gewitterklumpen unter laufender Verstärkung.
Dieses Riesengewitter ist schon eine Stunde vor dem Ereignis als optisch grandioses Blitzfeuerwerk am Nordwesthimmel zu sehen – ununterbrochene Blitze, die immer häufiger und heller werden und spätestens eine halbe Stunde später durch ein Donnerdauergetöse zusätzlich an Dramatik gewinnen.
So lärmig wie ein Airbus A380
Für die Berichterstattung mag es praktisch gewesen sein, zu behaupten, die Menschen seien im Schlaf überrascht worden. Das war aber ganz sicher nicht der Fall.
Der Lärm des Gewitters kurz vor dem Eintreffen des Sturms wird nicht weit von dem entfernt gewesen sein, was man hört, wenn neben der Besucherterrasse in Kloten ein Airbus A380 startet und der Wind günstig ist. Geschlafen hat auf dem Schiff zu diesem Zeitpunkt ganz sicher niemand.
Auch ein Downburst käme infrage
Ob es wirklich eine Wasserhose (so heissen Tornados über dem Meer oder auch mal dem Zürichsee) war, die das Schiff versenkte? Kann sein. Allerdings kann man so ein Ereignis morgens um 4 Uhr kaum erkennen. Infrage kommt auch ein Downburst, eine grosse Fallböe, die in Sachen Windgeschwindigkeit Tornadoqualitäten erreichen kann. Oder es war eben ein einfacher Gewittersturm wie der vom 18. August 2022, als am frühen Morgen auf Korsika bis zu 225 km/h gemessen wurden.
Ob Tornado oder nicht, ein solch grosses Gewitter wie das, was die Jacht am Montagmorgen erlebt hat, bedeutet immer Gefahr für Leib und Leben. Aufgrund der Vorhersagen vom Sonntag und des aus grosser Distanz heranziehenden Gewitters, das sich frühzeitig bemerkbar gemacht hat, hätte die Jacht nie dort sein dürfen.
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