Junge Trump-Wähler«Als Teenager fand ich Trump den witzigsten Typ überhaupt»
Die Mehrheit der Erstwähler stimmte für den Ex-Präsidenten. Warum? Zu Besuch in der Trump-Uni.
- An der Grand Canyon University dominieren Trump-Unterstützer bei den Studierenden.
- Im Vergleich zu vor vier Jahren stimmten mehr Junge für Trump.
- Religiöse und konservative Hintergründe sind ausschlaggebend für viele junge Trump-Wähler.
- Demokraten fühlen sich auf dem Campus nach der Wahl fremd.
«Das ist Trump-Land!», brüllt der junge Mann im Handyvideo, während um ihn herum Hunderte Studierende «USA! USA! USA!» skandieren. Begeistert wischt Cade Whitcomb durch die Aufnahmen der vergangenen Nacht. Auf seinem Kopf thront eine rote «Make America Great Again» Kappe, das Markenzeichen der Trump-Unterstützer.
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Gemeinsam mit rund tausend Studierenden hatte der 22-jährige Whitcomb auf dem Campus der Grand Canyon University in Phoenix, Arizona, die Wahl von Donald Trump gefeiert. «In welchem Pool wart ihr?», fragt sein Mitstudent Connor Barzzak, während er etwas neidisch auf das Video schaut, in dem sich junge Männer unter lautem Beifall in eines der Becken der universitären Schwimmanlagen stürzen. Er hatte die Party verpasst. «In allen», antwortet Whitcomb.
Die Mehrheit der Erstwähler stimmte für Trump
Die fast 26’000 Campus-Bewohnerinnen und -Bewohner der christlichen Privatschule sind sicher kein repräsentativer Querschnitt der amerikanischen Jugend, die Republikaner sind klar übervertreten. Als junge Mitarbeiterinnen am Nachmittag übrig gebliebene Trump-Fanartikel verteilen, sind diese schneller weg als Gratisbier. Doch es waren nicht nur die Grand-Canyon-Studierenden, die sich über Trumps Sieg freuten. Mehr als 40 Prozent aller 18- bis 29-Jährigen haben gemäss Nachwahlbefragungen für ihn gestimmt.
Im Vergleich zu 2020, als er gegen Joe Biden verloren hatte, konnte er in dieser Wählergruppe stark zulegen. Besonders bei den Erstwählern war er erfolgreich. Vor vier Jahren erhielt er nicht einmal ein Drittel deren Stimmen. Dieses Mal waren es über die Hälfte.
Es gibt verschiedene Erklärungen, weshalb ein beachtlicher Teil der Jungen bei dieser Wahl Kamala Harris den Rücken gekehrt hatte. Viele junge Wählerinnen und Wähler sagten zum Beispiel, dass sie Harris wegen ihrer Unterstützung für Israel nicht wählen konnten. Doch Trump scheint sie auch einfach überzeugt zu haben, besonders die Männer.
«Als Christen ist der Schutz der Israelis unsere Pflicht»
So war für die beiden Studenten Whitcomb und Barzzak schon immer klar, dass sie Trump wählen würden. «Als ich noch ein Teenager war, fand ich Trump den witzigsten Typ überhaupt. Wäre er ein Comedian, seine Shows wären immer ausverkauft», sagt Barzzak.
Ob es sie nicht störe, einen Comedian als Präsidenten zu haben? Die beiden jungen Männer winken ab. Wichtiger als der Charakter und das Auftreten des Präsidenten sei dessen Politik. Mit dem Älterwerden hätten sie gemerkt, dass sie darin mit Trump übereinstimmten. Sie kommen beide aus konservativen, religiösen Haushalten.
«Als Christen ist es unsere Pflicht, die Israelis als von Gott auserwähltes Volk zu beschützen», sagt Whitcomb. Und dafür sei Trump der beste Kandidat. Ausserdem hoffe er, dass Trump die Mauer zu Mexiko nun fertigstellen werde.
«Trump ist ruhiger und bescheidener geworden»
Auch Michael Eudaley hat vor allem aus religiösen Gründen für Trump gestimmt. Der 20-Jährige fällt an diesem Mittwoch sofort als Anhänger des frisch gewählten Ex-Präsidenten auf. Er hat sich als Trump verkleidet und imitiert dessen Gestik, während er mit seinem Elektroroller über den weitläufigen Campus fährt. «Ich habe die Party gestern leider verpasst und wollte den Leuten heute so eine Freude machen», erklärt Eudaley seine Verkleidung. Als gläubiger Christ wolle er für alle das Beste. Er ist überzeugt, dass das auch Trump will. «Seit dem Attentat auf ihn ist er bescheidener und ruhiger geworden.»
Eudaley hofft, dass Trump illegalen Einwanderern die Chance gibt, legal in den USA zu arbeiten. Davon könnten nämlich auch die Eltern eines seiner Freunde profitieren. Es wäre das ziemliche Gegenteil von dem, was Trump angekündigt hat, nämlich eine «Massendeportation» von Millionen von Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung.
Er ist nicht der Einzige mit Trump-Hut auf dem Campus, dessen Wünsche für die Zukunft des Landes aus europäischer Perspektive auf den ersten Blick nicht unbedingt zu Donald Trump passen. «Ich wünsche mir, dass wir als Land wieder vereinter sein werden, offen über alles diskutieren können, dass es genügend gut bezahlte Jobs gibt und eine bezahlbare Gesundheitsversorgung», sagt Jaden Daniels. Auch die Natur ist der Umweltwissenschaften-Studentin wichtig.
Umweltschutz und gute Sozialleistungen stehen auf Trumps Prioritätenliste nicht besonders weit oben. Dass Daniels und ihre Mitstudentin dennoch für Trump gestimmt haben, hat vor allem zwei Gründe: «Trump wird die Grenze sichern und hoffentlich die Inflation runterbringen», sind die beiden überzeugt.
Nach der Wahl blickten sie nun hoffnungsvoll in die Zukunft. Grosse Hoffnungen setzen sie auch auf Robert Kennedy Junior, der zuerst selbst kandidiert hatte und sich dann zugunsten von Trump zurückgezogen hatte. Er soll nun einen Posten in der Regierung erhalten. Auf dem Campus in Phoenix hat er viele Fans.
Weitaus weniger optimistisch an diesem sonnigen Mittwochnachmittag sind die drei afroamerikanischen Studenten, die gerade die Trump-Feier der Vornacht diskutieren. «Ich habe kurz vorbeigeschaut, es war beängstigend», sagt der 19-jährige Informatikstudent Praise, der nur seinen Vornamen nennen möchte. Er kommt ursprünglich aus einem demokratischen Bundesstaat und hat Harris gewählt. «Es sah aus wie eine Szene aus einem Horrorfilm, wie sie schreiend über den Campus marschiert sind», sagt sein Mitstudent.
Praise sei schon bewusst gewesen, dass ihre Universität republikanisch sei. «Aber dass es so viele Trump-Unterstützer sind, hätte ich nicht erwartet.» Er habe auch einige Mitglieder seines Leichtathletikteams in der Menge gesehen. «Ich fühlte mich ihnen so fremd», sagt Praise. «So als würden sie mich grundsätzlich ablehnen.»
Trump-Wähler fühlen sich von Demokraten angefeindet
Spricht man mit den Trump-Wählerinnen und -Wählern auf dem Campus, verhält es sich hingegen gerade umgekehrt. Praktisch alle berichten davon, dass es die Demokraten seien, welche die Gegenseite anfeindeten.
Trump-Imitator Eudaley habe zum Beispiel Dutzende Follower in den sozialen Medien verloren, nachdem er einen Siegespost hochgeladen habe. Dabei sei es ihm wichtig, Menschen mit verschiedenem Meinungen in seinem Umfeld zu haben und mit diesen zu diskutieren. «Nur so können wir voneinander lernen.»
Die meisten Amerikanerinnen und Amerikaner halten das anders, zumindest in Arizona. Sie vermeiden es, über Politik zu sprechen. «Das gibt nur Streit, und ich streite nicht gerne», sagt eine Studentin. Sie wünscht sich wieder mehr Einigkeit für die USA.
Cade Whitcomb ist zuversichtlich, dass die Wahl Trumps die Bevölkerung wieder zusammenbringen wird. «Er macht das Land erfolgreich, und das wird uns vereinen.»
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