Trump, Ehefrau Jill, Obama, KremlRespekt und Häme: Die Reaktionen auf Bidens Rückzug
Sein Aus verkündete Joe Biden am Sonntagabend. Wie Politiker und Weggefährtinnen auf die politische Bombe reagieren.
Joe Biden will bei der Wahl im November nicht für eine zweite Amtszeit antreten. Der Demokrat verkündete am Sonntagabend (MEZ) seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen. Reaktionen liessen nicht auf sich warten, diverse Namen kursieren bereits für die Nachfolge im Kandidatenrennen.
Harris will US-Präsidentschaftskandidatin werden
US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat nach dem Rückzug von Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weisse Haus ihre Bereitschaft bekundet, ihm als Kandidatin nachzufolgen. Sie werde sich die Nominierung durch die Demokratische Partei verdienen und den Republikaner Donald Trump schlagen, sagte Harris am Sonntag in einer Erklärung.
Darin würdigte sie auch Bidens «selbstlose und patriotische» Entscheidung, seine Kandidatur aufzugeben. «Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Demokratische Partei – und unsere Nation – zu einen, um Donald Trump und seine extreme Agenda des Projekts 2025 zu besiegen», sagte sie.
Obama lobt Bidens Entscheidung
Der frühere US-Präsident Barack Obama hat den Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen gelobt – sich aber nicht öffentlich hinter US-Vize Kamala Harris als Ersatzkandidatin gestellt. «In den kommenden Tagen werden wir uns auf unbekanntem Terrain bewegen. «Aber ich bin ausserordentlich zuversichtlich, dass die Anführer unserer Partei in der Lage sein werden, einen Prozess in Gang zu setzen, aus dem ein herausragender Kandidat hervorgeht», schrieb Obama.
Der Rückzug aus dem Rennen sei sicherlich eine der schwierigsten Entscheidungen in Bidens ganzem Leben gewesen, teilte Obama weiter mit. «Aber ich weiss, dass er diese Entscheidung nicht treffen würde, wenn er nicht glauben würde, dass sie für Amerika richtig ist.» Biden habe «wieder einmal die Interessen des amerikanischen Volkes über seine eigenen gestellt». Er habe aufgrund seiner «herausragende Erfolgsbilanz» jedes Recht gehabt, zur Wiederwahl anzutreten. Die Entscheidung Bidens zum Rückzug zeige dessen Liebe zu seinem Land. Biden sei ein «Patriot von höchstem Rang».
Lob der Clintons
Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und Ex-Aussenministerin Hillary Clinton lobten ebenfalls die Entscheidung Bidens, seine Kandidatur zurückzuziehen. In einer gemeinsamen Erklärung würdigte das Ehepaar Bidens «ausserordentliche Laufbahn». «Wir schliessen uns Millionen Amerikanern an, um Präsident Joe Biden für alles zu danken, was er getan hat.»
Bill und Hillary Clinton sprachen sich zudem wie Biden für eine Kandidatur von Vizepräsidentin Kamala Harris aus. «Wir werden alles tun, um sie zu unterstützen», erklärten sie. «Nichts hat uns mehr besorgt als die Gefahr durch eine zweite Trump-Amtszeit», fügten sie mit Blick auf Ex-Präsident Donald Trump hinzu.
Top-Demokrat Schumer zollt Biden-Rückzug Respekt
Der führende Demokrat im US-Senat, Chuck Schumer, hat dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf Respekt gezollt. Biden sei nicht nur ein grossartiger Präsident, sondern auch ein wirklich bemerkenswerter Mensch. «Seine Entscheidung war gewiss nicht leicht, aber er hat wieder einmal sein Land, seine Partei und unsere Zukunft an die erste Stelle gesetzt», schrieb Schumer in einer Stellungnahme. Der heutige Tag zeige, dass Biden «ein wahrer Patriot und ein grosser Amerikaner» sei.
Trump: «Biden ist nicht in der Lage, das Amt zu bekleiden»
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat auf den Rückzug von Joe Biden aus dem Rennen um das Weisse Haus mit etlichen Anschuldigungen gegen den Demokraten reagiert. «Der korrupte Joe Biden war nicht in der Lage, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, und er ist sicherlich nicht in der Lage, das Amt zu bekleiden – und war es auch nie!», schrieb der Ex-Präsident auf seiner Online-Plattform Truth Social.
Er warf Biden vor, «nur durch Lügen, Fake News und indem er seinen Keller nicht verliess» das Amt des Präsidenten erlangt zu haben. Trump beschuldigte ausserdem Menschen, die Biden nahestehen, sowie dessen Arzt und die Medien, gewusst zu haben, dass Biden «das Präsidentschaftsamt nicht ausüben kann».
Im Rest seiner Mitteilung verfiel der Republikaner in übliche Wahlkampfrhetorik zum Thema Einwanderung.
First Lady kommentiert Biden-Rückzug mit zwei Herzen
Jill Biden hat den Rückzug ihres Ehemannes aus dem US-Präsidentschaftsrennen zunächst mit einem Emoji kommentiert. Die First Lady repostete über ihren privaten Account auf der Plattform X den entsprechenden Beitrag von US-Präsident Joe Biden mit zwei pinken Herzen.
Top-Republikaner Johnson fordert Biden zum sofortigen Rücktritt auf
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, fordert Joe Biden nach dessen Rückzug aus dem US-Präsidentschaftsrennen dazu auf, unverzüglich sein Amt niederzulegen. «Wenn Joe Biden nicht in der Lage ist, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, dann ist er auch nicht in der Lage, das Amt des Präsidenten auszuüben», schrieb Johnson auf der Plattform X. «Er muss sofort von seinem Amt zurücktreten.»
Johnson bezeichnete Bidens Rückzug als beispiellosen Zeitpunkt in der amerikanischen Geschichte. «Wir müssen uns darüber im Klaren sein, was gerade passiert ist», schrieb der Republikaner. «Die Demokratische Partei hat ihren Kandidaten etwas mehr als 100 Tage vor der Wahl vom Wahlzettel gestrichen.» Die gegnerische Partei habe damit «die Stimmen von mehr als 14 Millionen Amerikanern für ungültig erklärt», die in den parteiinternen Vorwahlen der Demokraten für Biden gestimmt hätten. Damit habe die «selbst ernannte «Partei der Demokratie» genau das Gegenteil bewiesen».
Seinen Beitrag nutzte Johnson auch für eine verbale Attacke auf Vizepräsidentin Kamala Harris, die Biden als Ersatzkandidatin vorgeschlagen hat. Johnson bezeichnete Harris als «schadenfrohe Komplizin», die «für die katastrophalen politischen Fehlschläge der Biden-Regierung mitverantwortlich» sei. Er richtete sich ausserdem an «Gegner auf der ganzen Welt», die sich «ungeachtet des Chaos im derzeitigen Weissen Haus» daran erinnern sollten, «dass der US-Kongress, das US-Militär und das amerikanische Volk voll und ganz darauf vorbereitet und verpflichtet sind, unsere Interessen im In- und Ausland zu verteidigen».
Kreml will Lage in den USA genau beobachten
Nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen in den USA will der Kreml die Lage «genau beobachten». Kremlsprecher Dmitri Peskow erinnerte daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Biden als berechenbaren Kandidaten eingestuft habe, der für Russland vorzuziehen sei.
Aber: «Die Wahl ist noch vier Monate entfernt, und das ist eine lange Zeit, in der sich viel ändern kann.» sagte Peskow. «Wir müssen geduldig sein und genau beobachten, was als Nächstes passiert.» Priorität für Russland habe, die Ziele des Kriegs gegen die Ukraine zu erreichen.
Der Vorsitzende der Staatsduma Russlands, Wjatscheslaw Wolodin, forderte, Biden zur Verantwortung zu ziehen. «Biden hat Probleme in der ganzen Welt und in seinem eigenen Land, den Vereinigten Staaten, geschaffen.» Biden sollte nun «zur Rechenschaft gezogen werden: für den entfesselten Krieg in der Ukraine, die Zerstörung der Wirtschaft europäischer Länder, die Sanktionspolitik gegen Russland und andere Länder.» Nach dem russischen Narrativ trägt der Westen die Schuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Prag und Warschau würdigen Bidens Verdienste
Spitzenpolitiker aus Tschechien und Polen haben nach dem Rückzug des US-Präsidenten Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen dessen Verdienste gewürdigt. «Lieber Präsident Joe Biden, Sie haben oft schwierige Entscheidungen getroffen, dank derer Polen, Amerika und die Welt sicherer sowie Demokratie und Freiheit stärker sind», schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk bei der Online-Plattform X. Er sei überzeugt, dass sich Biden davon auch bei seiner jetzigen Entscheidung habe leiten lassen. Es sei für den US-Demokraten «vielleicht die schwierigste im Leben» gewesen, fügte der liberale Politiker hinzu.
«Das ist zweifellos die Entscheidung eines Staatsmanns, der seinem Land jahrzehntelang gedient hat», schrieb der tschechische Regierungschef Petr Fiala bei X. «Es ist ein verantwortungsvoller und persönlich sicher nicht leichter Schritt, der aber deshalb umso mehr Anerkennung verdient», führte der liberalkonservative Politiker aus. Er drücke den USA die Daumen, dass aus der Wahl im November ein guter Präsident hervorgehe.
Tschechien gilt ebenso wie Polen als entschiedener Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Ein möglicher Sieg des Republikaners Donald Trump, der sich wiederholt kritisch über die Waffenlieferungen an Kiew geäussert hat, wird in Prag und Warschau teils mit Sorge betrachtet.
Respekt aus Deutschland
Der Verzicht von Joe Biden verdient nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz Respekt. «Mein Freund @POTUS Joe Biden hat viel erreicht: für sein Land, für Europa, die Welt, schrieb Scholz auf der Plattform X. «Dank ihm ist die transatlantische Zusammenarbeit eng, die NATO stark, die USA ein guter und verlässlicher Partner für uns. Sein Entschluss, nicht noch einmal zu kandidieren, verdient Anerkennung.»
Auch Vertreterinnen und Vertreter der Parteien in Deutschland haben US-Präsident Joe Biden für dessen Verzicht auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur Respekt gezollt. «Joe Biden hat mehr als fünf Jahrzehnte lang dem amerikanischen Volk gedient. Seine heutige Entscheidung verdient grössten Respekt», schrieb etwa CDU-Chef Friedrich Merz am Sonntagabend im Onlinedienst X.
Grünen-Chefin Ricarda Lang äusserte sich ähnlich. Sie schrieb ebenfalls bei X: «Joe Biden hat als Präsident seinem Land auf beeindruckende Art und Weise gedient. Und er tut es auch mit diesem Schritt. Mein grösster Respekt!»
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), nannte Biden auf X in englischer Sprache einen «Präsidenten, dem wir in Europa und Deutschland viel zu verdanken haben». «Das Ende ist tragisch und wird seinem Lebenswerk nicht gerecht.» Roth, der selbst seinen Rückzug aus der Politik im kommenden Jahr angekündigt hatte, schrieb weiter, «es scheint in der Politik nicht leicht zu sein, den richtigen Moment zu finden, um Goodbye zu sagen».
Die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht durch den Rückzug Bidens wieder Chancen für dessen Demokraten. «Noch können die Demokraten die Wahl für sich entscheiden», sagte Strack-Zimmermann der «Rheinischen Post».
Der aussenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), sieht in der Entscheidung Bidens «viel Mut». Biden habe «damit wie in den dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit Führung bewiesen», sagte Hardt der «Rheinischen Post».
Musk: Zeitpunkt von Biden-Rückzug war in Washington bekannt
Tech-Milliardär Elon Musk will über den Rückzug Joe Bidens aus dem US-Präsidentschaftsrennen Bescheid gewusst haben. «Ich habe letzte Woche gehört, dass er sich genau zu diesem Zeitpunkt zurückziehen würde. Das war in DC allgemein bekannt», schrieb Musk auf der Plattform X, die ihm gehört. «Die wirklichen Kräfte, die an der Macht sind, entledigen sich der alten Marionette zugunsten einer, die eine bessere Chance hat, die Öffentlichkeit zu täuschen. Sie fürchten Trump, weil er keine Marionette ist.» Musk kommentierte den Online-Diskurs um Bidens Rückzug mit etlichen weiteren Beiträgen bei X.
Der Multimilliardär gehört zu den reichsten Menschen der Welt und hat schon mehrfach seine Unterstützung für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump kundgetan. Medienberichten zufolge soll diese Unterstützung im Wahlkampf nicht nur verbal, sondern auch finanzieller Art sein. Kurz nachdem Trump den Senator J.D. Vance als seinen Vize verkündet hatte, kommentierte Musk bei X: «Das klingt nach einem Sieg.»
Bidens Enkeltochter: «Einfach nur stolz» auf Grossvater
Die Enkeltochter von US-Präsident Joe Biden hat ihren Grossvater nach dessen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen gewürdigt. Sie sei «einfach nur stolz» auf ihren Grossvater. Er sei nicht nur der effektivste Präsident unserer Zeit gewesen – und werde es auch weiterhin sein, schrieb die 30-Jährige auf der Plattform X. «Unsere Welt ist heute dank ihm in vielerlei Hinsicht besser.» Er habe sich wahrscheinlich bereits als der effektivste und wirkungsvollste Staatsdiener in der Geschichte der USA etabliert. Sie schrieb weiter: «An die Amerikaner, die ihm immer den Rücken gestärkt haben: Bleibt weiter hoffnungsvoll.» Naomi Biden ist die Tochter von Bidens Sohn Hunter Biden.
AFP/DPA/SDA/cpm
Fehler gefunden?Jetzt melden.