Immobilien-Krise in ChinaJetzt spricht der Evergrande-Präsident
Das Unternehmen werde «seine dunkelste Stunde» hinter sich lassen, schreibt der oberste Verwaltungsrat des in Schieflage geratenen Immobilien-Konzerns.

Der Verwaltungsratschef des von der Zahlungsunfähigkeit bedrohten Immobilienriesen China Evergrande, Hui Ka Yuan, verbreitet Zuversicht. Es sei sicher, dass das Unternehmen «seine dunkelste Stunde» hinter sich lassen werde, schrieb Hui in einem Brief an die Mitarbeiter, über den lokale Medien am Dienstag berichteten.
Zugleich versprach er, die Firma, die seit Wochen Anleger rund um den Globus in Atem hält, werde Immobilienprojekte wie versprochen beenden und Verantwortlichkeiten gegenüber Käufern, Investoren und Banken erfüllen. Ein Sprecher von Chinas zweitgrösstem Immobilienentwickler bestätigte den Inhalt des Briefes.
Warten auf Signal der Politik
Noch ist unklar, wie die chinesische Regierung auf die drohende Wirtschaftskrise reagieren wird. Ein Analyst der chinesischen Bocom International Holdings, Philip Tse, warnte vor «weiteren negativen Konsequenzen», sollte die politische Führung kein klares Signal zur Lage von Evergrande senden.
Evergrande hat einen 305 Milliarden US-Dollar schweren Schuldenberg aufgetürmt und nun Probleme, Gläubiger zu bedienen. Am Wochenende hatte der angeschlagene Konzern angekündigt, Investoren seiner Vermögensverwaltungsprodukte mit Immobilien auszahlen zu wollen. So sollen sich Anleger, die an der Rückgabe von Vermögensverwaltungsprodukten gegen Sachwerte interessiert seien, an ihre Anlageberater wenden oder eine lokale Niederlassung aufsuchen.
Aktie hat im Jahr 2021 bereits 84 Prozent verloren
Am Dienstag verlor die Aktie erneut deutlich. In diesem Jahr ist sie bereits um mehr als 84 Prozent eingebrochen. Investoren rechnen damit, dass der Konzern die Zinszahlungen auf seine Milliardenschulden bereits in dieser Woche nicht länger bedienen kann.
Die Krise des Unternehmens führte bereits zu enormen Vermögensverlusten: Der chinesische Immobilientycoon Zhang Yuanlin, Vorsitzender der Sinic Holdings Group, verlor laut der US-Zeitschrift «Forbes» am Montag mehr als eine Milliarde Dollar. Der Handel mit der Aktie von Sinic wurde ausgesetzt, nachdem diese 87 Prozent ihres Werts verloren hatte.
Mit einem Anteil von rund einem Viertel am Bruttoinlandsprodukt ist der Immobiliensektor ein entscheidender Wirtschaftszweig in China. Eine Krise in dem Sektor könnte somit für die gesamte chinesische Wirtschaft schwerwiegende Folgen haben.
Vor den Unternehmensvertretungen kam es in mehreren chinesischen Städten zu Protesten von Investoren und Lieferanten, die ihr Geld zurückforderten. Laut Experten haben mehr als eine Millionen Menschen Bauvorhaben im Voraus bezahlt, die von Evergrande bisher nicht umgesetzt wurden. Ein Firmenvertreter hatte den verärgerten Geschäftspartnern daraufhin statt Geld nicht fertiggestellte Wohnungen, Parkplätze oder Lagerräume angeboten.
Andere werden mitgerissen
Auch andere Unternehmen im Immobiliensektor sind bereits von der Krise betroffen: Der Aktienkurs von Henderson Land verzeichnete ein Minus von 13,2 Prozent, der Kurs von New World Development sank um mehr als zwölf Prozent. Die Aktie von Sun Hung Kai Properties verlor 10,3 Prozent.
Die Krise macht sich auch in anderen Branchen bemerkbar: Das Versicherungsunternehmen Ping An verzeichnete ein Minus von fast sechs Prozent. Mit den Aktien der China Minsheng Bank, der Agricultural Bank of China und der Industrial and Commercial Bank of China verloren auch die Aktien von Geldhäusern zwischen drei und sechs Prozent ihres Werts. Der Leitindex der Hongkonger Börse, der Hang Seng Index, verlor am Montag zwischenzeitlich mehr als vier Prozent.
Die Aufmerksamkeit der Investoren richtet sich nun auf die anstehenden Rückzahlungen des Unternehmens: Fällig sind Zinszahlungen auf Bankkredite am Montag und auf zwei Anleihen am kommenden Donnerstag.
SDA/cpm
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