Sinkender Absatz bei Apple und SamsungIst der Smartphone-Boom vorbei?
In den USA und in China werden weniger Handys verkauft, die Aktienkurse der Hersteller sinken. Auch in der Schweiz macht sich das bemerkbar.
Der kommende Herbst ist eine wichtige Jahreszeit für Apple: Voraussichtlich Anfang September wird der US-Technologiekonzern sein neues Smartphone-Modell iPhone 15 vorstellen. Der Verkaufsstart ist für Ende September vorgesehen. Die Hoffnungen in das neue Gerät sind gross. Es soll die Verkaufszahlen wiederbeleben. Denn der Absatz mit dem Aushängeschild iPhone ist seit mehreren Quartalen in Folge rückläufig. Vor allem in den USA spürt der weltweit zweitgrösste Hersteller von Smartphones nach den Boomjahren die gedämpfte Kauflust der Konsumentinnen und Konsumenten.
Kein Geringerer als Apple-Chef Tim Cook sah sich gezwungen, vergangene Woche an einer Konferenz mit Finanzanalysten die schlechte Nachricht zu bestätigen. Cook sprach von einem Umsatzrückgang bei den iPhones im Vergleich zum Vorjahr von 2,4 Prozent auf umgerechnet 34,7 Milliarden Franken im abgelaufenen Quartal. Er lag damit unter den Erwartungen der Wallstreet. In der Folge schmierte der Aktienkurs von Apple ab.
Weniger Geld für neues Smartphone
Luca Maestri, der Finanzchef von Apple, sagte seinerseits, dass der Rückgang in erster Linie auf die Zurückhaltung der US-Verbraucher zurückzuführen sei. Er spielte damit auf die Inflation und die steigenden Zinsen an, mit denen die Konsumentinnen und Konsumenten in den USA konfrontiert sind. Für ein neues und teures iPhone bleibt dann weniger Geld übrig.
In anderen bedeutenden Märkten wie China setzen die Konsumenten ihre Budgets anders ein. Nach Jahren der Entbehrung wegen der Corona-Krise investieren Chinesinnen und Chinesen lieber in Reisen oder Unterhaltung statt in ein neues Smartphone.
Erzrivale und Weltmarktführer Samsung kann sich der schlechten Konsumentenstimmung ebenfalls nicht entziehen. Für die Periode April bis Juni verkaufte der südkoreanische Hersteller nach Schätzungen des britischen Marktforschungsunternehmens Omdia im Vergleich zum Vorjahr knapp 9 Millionen Smartphones weniger. Das entspricht einem Rückgang von 14,3 Prozent. Samsung macht dafür vor allem die Lancierung des neuen Galaxy S23 im ersten Quartal verantwortlich. Der Effekt des Verkaufsstarts sei inzwischen verpufft.
Die rückläufigen Smartphone-Verkäufe machen sich gleicherweise in der Schweiz bemerkbar. Einerseits aufseiten der Zulieferer: Der Baselbieter Spezialchemiekonzern Clariant hat angekündigt, in seinen Werken in Deutschland Kurzarbeit einzuführen. Zurzeit verhandelt er mit den Gewerkschaften darüber. Der Konzern mit Hauptsitz in Pratteln spürt eine deutlich geringere Nachfrage nach seinem speziellen Flammschutz, den er für die Hersteller von Smartphones produziert.
Swisscom spürt Zurückhaltung
Auf der anderen Seite spüren die Mobilfunkanbieter eine zögerliche Haltung der Kundschaft. Laut Marktführer Swisscom liegt im zweiten Quartal in den eigenen Shops der Umsatz mit Endgeräten im Vergleich zum Vorjahr «leicht tiefer». «Viele Kunden behalten ihr Smartphone heute länger, bevor sie sich ein neues Gerät kaufen», sagt eine Firmensprecherin dazu. Weitere Angaben machte sie nicht.
Konkurrent Sunrise spricht von einem «stabilen Absatz», währenddem die Handyladenkette Mobilezone im ersten Halbjahr höhere Verkäufe feststellt. Die intakte Kauflaune führen Branchenkenner auf zwei Gründe zurück: Erstens sei die Teuerung in der Schweiz weniger ausgeprägt als in anderen Ländern. Und zweitens hätten viele Arbeitnehmer einen Teuerungsausgleich in Form einer Lohnerhöhung erhalten.
Hierzulande gehören die Produkte von Apple und Samsung zu den beliebtesten Smartphones. Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Vergleichsdienstes Moneyland.ch zeigt, dass 46 Prozent der Schweizer ein iPhone besitzen. 40 Prozent nutzen ein Samsung. Sunrise und Mobilezone rechnen deshalb damit, dass vor allem die Lancierung des iPhone 15 im Herbst die Verkäufe wieder ankurbeln wird.
Einen weiteren positiven Effekt könnten die Pläne von Samsung für Europa haben: Die Südkoreaner haben angekündigt, die Verkäufe von neuen faltbaren Smartphones forcieren zu wollen. Ziel ist es, bis Ende 2024 mindestens eine Million solcher Geräte zu verkaufen. Details für die Schweiz sind indes noch nicht bekannt.
Ähnlich wie die Schweizer Anbieter beurteilt das US-Marktforschungsunternehmen IDC die Lage. Es erwartet, dass sich der Smartphone-Markt weltweit bis Ende 2023 beruhigen wird. Für spätestens 2024 rechnen die Marktforscher von IDC wieder mit einem Wachstum.
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