Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Engpässe bei der Swiss 
Im Riesenvogel von Zürich nach Genf: Mit Langstreckenjets auf Europa-Routen

Der Start fühlt sich an wie auf einer Überseereise – dabei ists ein Inlandflug: Unter anderem am 27. Mai hebt die Swiss in Zürich mit einem A330 Richtung Genf ab. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Noch dauert es ein paar Wochen bis zu den Sommerferien, der verkehrs- und ertragsreichsten Zeit im Jahr für die Fluggesellschaften. Doch die Swiss operiert teilweise jetzt schon an ihrer Belastungsgrenze. Um zu kompensieren, dass im Moment viele ihrer Kurz- und Mittelstrecken-Flugzeuge vom Typ Airbus A220 nicht abheben können, nutzt die Airline auf diesen Strecken vermehrt Maschinen für die Langstrecke, etwa den A330, wie eine Unternehmenssprecherin bestätigt. 

Die Swiss ist eine der Airlines weltweit, die am stärksten von den Material- und Lieferkettenproblemen rund um die Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney betroffen sind, der sie für den A220 liefert. Sie muss in diesen Wochen auf teilweise bis zu acht Maschinen des Typs Airbus A220 verzichten, die mit diesen Triebwerken fliegen.

Hinzu kommen nochmals zwei bis drei A220, die aus anderen Gründen turnusmässig gewartet werden. Total hat die Swiss 30 Maschinen dieses Typs in ihrer Flotte. Sie bilden das Rückgrat für den Kurz- und Mittelstreckenverkehr des Unternehmens, provozieren allerdings seit Jahren immer wieder Zwischenfälle: Unter anderem musste die Swiss vor dreieinhalb Jahren alle A220-Flugzeuge einer ausserordentlichen Überprüfung unterziehen, nachdem ein Triebwerk mitten im Flug ausgefallen war.

Ziel: Keine weiteren Ausfälle

Zur jetzigen Situation schreibt eine Firmensprecherin, man ziehe bloss Langstreckenmaschinen für Kurz- und Mittelstreckenflüge heran, wenn es keine andere Möglichkeit gebe. «Auf diese Lösung greifen wir bei Bedarf zurück, um keine Flüge ausfallen zu lassen.» Mit dem gleichen Zweck fliegen die lettische Air Baltic mit 8, die Ferien-Airline Edelweiss mit 2 und Helvetic Airways mit 14 Flugzeugen im Namen der Swiss.

Aus diesem Grund geht die Swiss davon aus, keine «systematischen Flugplananpassungen» mehr vornehmen zu müssen. Zuletzt hatte sie, in Voraussicht unter anderem der Triebwerkprobleme, aber auch der absehbaren Engpässe in der europaweiten Luftraumüberwachung oder überlasteter Flughäfen, im Februar den Sommerflugplan ausgedünnt.

Das Rückgrat der Kurz- und Mittelstreckenflotte der Swiss: ein Airbus A220 auf dem Rollfeld des Flughafens Zürich, im Hintergrund der Klotener Kirchturm.

Es sei wichtig, zu verstehen, dass ein Langstreckenflugzeug oftmals zwischen zwei langen Flügen tagsüber in Zürich verfügbar sei. Auf vielen Langstreckenverbindungen erfolgt nämlich die Landung in der Schweiz morgens und der Abflug erst abends. «Dadurch ist die Kapazität grundsätzlich vorhanden», schreibt die Sprecherin.

Nun fliegt die Swiss während des gesamten Sommerflugplans – also von Ende März bis Ende Oktober – jeweils am Sonntag zwischen Zürich und Kairo (Ägypten) mit einem Langstrecken-Airbus vom Typ A330 hin und her. An Freitagen tut sie dasselbe auf der Route nach Tel Aviv (Israel), wie eine Sprecherin gegenüber dieser Zeitung bestätigt.

Für das spanische Malaga sind einzelne A330-Rotationen im Mai geplant, für Palma de Mallorca ebenfalls mehrere über den Sommer verteilt. Sogar ins nahe Genf fliegt die Fluggesellschaft am 27. Mai und am 3. Juni mit einem A330. Statt der 125 beziehungsweise 145 Sitzplätze, die der A220 je nach Ausführung bietet, fasst die Langstreckenmaschine 236 Fluggäste.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Swiss kürzere Strecken mit grossen Maschinen zurücklegt: Während der Pandemie, als Mittelmeerziele besonders hoch im Kurs waren und für zahlreiche Interkontinentalziele noch Einreisesperren galten, flog sie zum Beispiel wiederholt mit den besonders grossen Boeing 777 nach Mallorca.

Langstreckenflugzeuge unterscheiden sich nicht nur in puncto Grösse von kleineren Maschinen, sondern auch in Sachen Komfort: Zum Beispiel verfügen die Sitze über eingebaute Unterhaltungssysteme. Weiter besteht die Businessclass nicht nur daraus, dass der Sitz neben einem garantiert frei bleibt, sondern tatsächlich aus deutlich luxuriöseren Sesseln.

Für die zahlungskräftigste Kundschaft hat die Swiss in alle ihre grossen Maschinen ausserdem eine First Class eingebaut. Darauf ist sie besonders stolz; es ist eines ihrer Argumente, mit denen sie sich als Premium-Airline vermarktet.

Nun erklärt die Swiss-Sprecherin, dass man auf den genannten Flügen zwar keinen First-Class-Service anbieten werde. Dort sitzen könne man trotzdem: «Die Plätze in der First Class werden zum Businessclass-Tarif angeboten, zuzüglich einer Gebühr für den Sitzplatz.»

Der Irak verbietet, die Schweiz nicht

Während die Swiss ihren Flugplan also mit allerlei Kniffen aufrechterhält und noch zwei Drittel ihrer A220-Flotte nutzen kann, muss dieser Flugzeugtyp anderswo gleich ganz am Boden bleiben. Etwa im Irak: «Um die Sicherheit der Fluggäste und des Verkehrs nicht zu gefährden», hat die Zivilluftfahrtbehörde des Landes den Einsatz von A220-Maschinen bis auf weiteres verboten. Iraqi Airways mit Heimflughafen Bagdad betreibt fünf Modelle dieses Typs.

An zwei Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney hat die Airline vor zwei Wochen gravierende Schäden entdeckt. Dass die Sicherheit des irakischen Luftverkehrs nicht garantiert werden kann, könnte verschiedene Gründe haben: So ist der Nachschub von Ersatzteilen im Irak insbesondere aufgrund eines teilweise dysfunktionalen Zollregimes ein noch grösseres Problem als aktuell in der europäischen Luftfahrt. Hinzu kommt, dass die Luft dort heiss und sandig ist, was zu einer schnelleren Abnützung der Triebwerke führt.

Auf die Situation in der Schweiz habe das allerdings keine Auswirkungen, schreibt ein Sprecher des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl). Seit dem letzten Vorfall im April 2022, als während des Fluges ein Triebwerk kontrolliert habe abgeschaltet werden müssen, habe die Swiss die Prozeduren und die digitale Motorsteuerung entsprechend angepasst.

Darum schreibt der Sprecher weiter: «Aus Sicht des Bazl gibt es punkto Sicherheit keinerlei Anzeichen für den A220, die eine solch drastische Massnahme erfordern würden.»

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, die A220 bildeten «das Rückgrat der Kurz- und Langstreckenverkehr des Unternehmens». Richtig ist: Es handelt sich um den Kurz- und Mittelstreckenverkehr. Die Redaktion hat den Text entsprechend angepasst.