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Video­spiele bei über 60-Jährigen
«Ich game beinahe täglich», sagt Frau Kislig (81)

Die ältere Generation verbringt in der Schweiz im Schnitt 6,3 Stunden pro Woche mit Videospielen (Symbolbild).
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Für Hedwig Kislig in Oberwil bei Büren ist es ein festes Ritual: Am Morgen setzt sie sich auf den Hometrainer und stellt vor sich das Tablet auf. Währenddem sie ihre Kilometer abspult, spielt sie «Hay Day». Dabei handelt es sich um eine Wirtschaftssimulation, mit der eine Farm betrieben werden kann.

Die Spielerinnen und Spieler starten mit einem kleinen Bauernhof, den sie stetig ausbauen müssen. Sie müssen Felder bewirtschaften, Kühe melken sowie Mehl herstellen. Weiter können die Spieler Handel treiben, um so die Kassen zu füllen.

Rund 200’000 Senioren gamen

Mit ihren 81 Jahren ist Kislig dabei auf den ersten Blick eine eher ungewöhnliche Nutzerin. «Ich spiele beinahe täglich, jeweils eine halbe Stunde am Morgen und eine halbe Stunde am Abend», sagt sie. «Bei Regenwetter kann es schon mal länger als eine Stunde pro Tag dauern.»

Sie habe früher mehrere Blumengeschäfte im Raum Bern betrieben, erzählt Kislig. Mit «Hay Day» könne sie ihre unternehmerische Ader weiterhin ausleben – wenn auch nur virtuell. Ein willkommener Nebeneffekt sei, dass das Spiel sie motiviere, sich morgens auf den Hometrainer zu setzen.

Auf den zweiten Blick zeigt sich indes, dass Seniorinnen und Senioren wie Kislig als Gamer durchaus eine Rolle spielen. In der Schweiz dürfte es rund 400’000 Personen in der Altersgruppe zwischen 60 und 79 Jahren geben, die mindestens einmal pro Jahr ein Videospiel spielen.

Fast die Hälfte davon greift sogar mehrmals die Woche oder täglich zum Game – dabei ist das Smartphone das bevorzugte Gerät. Das zeigt eine neue repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Link im Auftrag der Gameagentur MYI Entertainment, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. 

Die durchschnittliche Spieldauer pro Woche beträgt bei der älteren Generation 6,3 Stunden. Sie spielt damit sogar länger als die Altersgruppe der über 40- und 50-Jährigen.

Die wichtigsten Beweggründe für das Spielen sind «Entspannen/Abschalten» und «Abdriften/Abschweifen».

«Unter den Gamern wächst die Altersklasse der Senioren», sagt Manuel Oberholzer, Mitbegründer von MYI Entertainment. Videospiele gebe es seit den 70er-Jahren. Für die Jahrgänge 1946 bis 1964 sei Gamen deshalb nichts Aussergewöhnliches. Wie der Studie zu entnehmen ist, spielen 37 Prozent der Babyboomer länger als zehn Jahre Videospiele.

Für die nachfolgenden Generationen wiederum würden Videospiele «ein immer wichtigerer Teil der Freizeitgestaltung», sagt Oberholzer. Und bei den Jungen gehöre das Computerspiel bereits zur Massenkultur. Wenn diese Spieler älter würden, werde somit auch die Gruppe der reifen Gamer grösser.

Was das Geschlecht betrifft, machen die Spieler 56 Prozent aus und die Spielerinnen 44 Prozent.

Die Untersuchung liefert jedoch nicht nur Erkenntnisse zu den älteren Spielern, sondern zur gesamten Gamerszene in der Schweiz. «Wir konnten aufzeigen, dass Gamen kein nerdiges Nischenthema mehr in der Schweiz ist, sondern in sämtlichen Bevölkerungsschichten vorkommt», sagt Studienautor Steffen Schmidt von Link.

Demnach spielen sechs von zehn Schweizern im Alter von 15 bis 79 Jahren mindestens einmal pro Jahr ein Videospiel. Das entspricht rund 4 Millionen Personen. Davon ist die Hälfte als «Kernspieler» einzustufen, die regelmässig pro Woche in die virtuellen Welten eintauchen.

Die wichtigsten Beweggründe für das Spielen von Games sind «Entspannen/Abschalten» und «Abdriften/Abschweifen». Was das Geschlecht betrifft, machen die Spieler 56 Prozent aus und die Spielerinnen 44 Prozent.

Der Schweizer Videospieler gibt für Games und Zubehör pro Jahr im Schnitt knapp 163 Franken aus. Ein neues Videospiel für Konsolen kostet im Laden zwischen 70 und 80 Franken.

Sechs Typen von Gamern

Die Gemeinschaft der Videospieler ist hierzulande uneinheitlich. Die Studie hat sechs verschiedene Typen ausgemacht: Der «Wettbewerber» misst sich gerne mit anderen Spielern und will vor allem eines: gewinnen. Die «Gefährtin» sucht vor allem das Gemeinschaftsgefühl, wenn sie zusammen mit Gleichgesinnten Videospiele spielt.

Der «Entdecker» taucht am liebsten in virtuelle Welten ein und erkundet diese ausgiebig. Die «Entspannte» schaltet beim Spielen vorzugsweise ab und kann so am besten herunterfahren.

Der «Suchende» möchte seine Fähigkeiten als Spieler ständig verbessern. Er sucht neue Herausforderungen und lässt sich durch schwierige Abschnitte in einem Spiel nicht abschrecken. In dieser Kategorie ist übrigens der Anteil der Senioren mit 21 Prozent am höchsten. Gut möglich, dass sie gerade im Ruhestand genügend Zeit finden, um ein Game zu beherrschen.

Die «Zeitvertreiberin» schliesslich wendet sich Videospielen immer dann zu, wenn sie die Zeit und Lust dazu hat. Sie betrachtet Games als ständiges Angebot, um etwas gegen Langeweile zu unternehmen.

Hedwig Kislig passt wohl am besten in die Kategorie der «Zeitvertreiberin».