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Kolumne «Heute vor»
Hungrige Schwäne und andere fauchende Ungetüme

Aus dem Archiv der «Zürichsee-Zeitung».
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Im Dezember 1941, gut zwei Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, dominierten weltpolitische Konflikte die Schlagzeilen der Schweizer Zeitungen. In den staatlichen Anzeigen informierte das Kriegswirtschaftsamt über die Rationierung gewisser Nahrungsmittel. Doch auch in diesem dunklen Kapitel der Menschheitsgeschichte vergingen die Tage, und die Lokalblätter bemühten sich darum, das Alltägliche in dieser turbulenten Zeit festzuhalten. Beispielsweise im «Anzeiger des Bezirkes Horgen», wo man vor 80 Jahren über eine neue Dreschmaschine in Oberrieden staunte.

In einem Artikel berichtete die linksufrige Zeitung über ein «fauchendes Ungetüm, das dieser Tage die Runde um alle Scheunen machte». Eine solche Maschine habe man noch nie gesehen, weshalb es nicht verwunderlich gewesen sei, dass auch die ganze Dorfjugend mit dabei sein wollte. So bekämen die Jungen zugleich auch eine Ahnung, wie weit «der Weg von Sämlein, das in die Erde gelegt wurde, bis zum täglichen Brote» sei.

Der Autor des Artikels lässt seiner Begeisterung über die neue Landwirtschaftsmaschine freien Lauf: «Der Saft der Dreschmaschine, die sich mächtig in die Riemen legt, um die köstlichen Körner fein säuberlich vom Stroh zu trennen, scheint eine eindrückliche Melodie zu summen.» Eine Melodie, die «von wirtschaftlichen Lebenswerten» erzähle, derer man sich erst in harten Zeiten wieder sichtlich bewusst werde.

Derweil befasste man sich im rechtsufrigen «Anzeiger vom Zürichsee» mit einer Schar besonders frecher Entenvögel. Obwohl der Schwan eigentlich kein Tier sei, das sich durch «allzu grosse Initiative auszeichnet», hätten Hunger und schlechte Zeiten genau diese Eigenschaft im majestätischen Vogel geweckt. Denn wie ein Artikel von damals beschreibt, hat man den Tieren dabei zusehen können, wie sie über die Trottoirs bis hin zum Markt an der Bahnhofstrasse in Zürich watschelten.

An sich ein recht amüsantes Ereignis, wenn es «nicht auch seine wirtschaftliche Seite hätte». Denn als es den Schwänen nicht gelungen sei, die «Gebefreudigkeit der Menschen» auf ihren weiten Spaziergängen anzuspornen, hätten sich die Tiere kurzerhand in «Raubritter» verwandelt. Auf ihren Beutezügen verzehrten die «gefrässigen Majestäten sämtlichen Rot- und Röslikohl, ohne auch nur ein einziges Blättchen übrig zu lassen». Die Anbauer hätten deshalb «bei aller Tierfreundlichkeit nicht gerade Freude an den geleerten Anpflanzungen gehabt».