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Meinung

Tribüne
Humor ist,
wenn man trotzdem lacht

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Wir laufen in der derzeitigen Situation Gefahr, schwermütig und leicht aggressiv zu werden. Gleichzeitig versuchen uns Kabarettisten humorvoll über die Schutzmassnahmen aufzuklären. Der Toilettenpapier-Run gab Anlass zu unzähligen Witzen. Auch auf Social Media kursieren derzeit viele humoristische Beiträge. Sie versetzen mich in eine Stimmung des Schmunzelns, Lachens und der Erheiterung. Sie regen zum Unernst im Ernst an. Mich erinnert dies an den Sommer 1989 in der DDR. Damals, kurz vor der Wende, in einer wirklich gefährlichen Situation, wurden viele politische Witze geboren. Sie waren ein Ventil in einer Situation mit Überdruck. Gleiches trifft wohl auf die jetzigen Tage zu.

Sogar der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat 1943 aus dem Gefängnis geschrieben, dass man in solcher speziellen Lage «sich durch eine Dusche Nüchternheit und Humor zur Ordnung rufen muss, sonst gerät man aus dem Gleichgewicht». Lachen entspannt, wenn man angespannt ist.

Interessant ist, dass das Wort Lachen in der Bibel kaum im positiven Sinne vorkommt. Gott lacht eher über und selten mit den Menschen. Die damaligen Theologen versuchten sich gegenüber der griechischen Götterwelt abzusetzen, zu der das Lachen gehörte. Aber können Sie sich vorstellen, dass Jesus als junger Mann mit seinen Freundinnen und Freunden durch Israel-Palästina zog, mit ihnen ass und trank, ohne sich zu freuen, zu lachen und fröhlich zu sein? Schaue ich mir die Geschichten um und mit Jesus an, entdecke ich auch Humor in ihnen. Und es ist ein leicht zu widerlegendes Vorurteil, dass Christen nicht lachen würden. Am Oberriedner Kirchen-Mittagstisch erzähle ich seit Jahren Witze aus der kirchlichen Schublade. Ich habe immer noch genug.

Ich möchte Sie anregen, den Humor zu behalten und ihn immer wieder bewusst neu zu suchen, zum Beispiel in den humorvollen Detektivgeschichten von G.K. Chesterton über «Father Brown». Dieser sagte einmal: «Humor ist eine Erscheinungsform der Religion, denn nur der, der über den Dingen steht, kann sie belächeln.» Wir können über den Dingen stehen. Gott zeigt es uns durch die Auferweckung von Jesus, durch Ostern.

Berthold W. Haerter, Pfarrer, Oberrieden