Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Harsche Kritik nach Trump-Attentat
«Fundamentales Versagen» des Secret Service

Dramatische Szenen in Butler: Agenten des Secret Service bringen den am Ohr verletzten Donald Trump in Sicherheit.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es gelang den Scharfschützen des Secret Service rasch, am Samstagabend den 20-jährigen Mann zu «neutralisieren», der auf Donald Trump geschossen hatte. Allerdings hätte es gar nicht zum Mordversuch am republikanischen Präsidentschaftskandidaten kommen dürfen. Das ist die überwiegende Meinung von Sicherheitsexperten, die sich nach dem gestrigen Anschlag in Butler, Pennsylvania, zu Wort gemeldet haben. Nach dem Entsetzen steht der Secret Service in der Kritik.

«Das war ein fundamentales Sicherheitsversagen», sagte Steve Nottingham dem TV-Sender NBC. Der Ex-Kommandant der Spezialpolizeieinheit SWAT sprach von offensichtlichen Pannen bei der Überwachung des Veranstaltungsortes und seiner Umgebung. Der Attentäter hatte sich auf einem Gebäudedach positioniert, das sich etwa 120 Meter vom Rednerpodium Trumps befindet. Laut Nottingham müssten gerade höhere Positionen schon vor der Veranstaltung gesichert werden. «Unbefugte dürfen sich nicht auf Dächern aufhalten.»

Der ehemalige Secret-Service-Mitarbeiter Paul Eckloff erklärte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Sicherheitsbeamten routinemässig alle Dächer mit Sicht auf eine Kundgebung überwachen. «Der Attentäter hat sich entweder versteckt, bis er zu einer Bedrohung wurde», sagte Eckloff. «Oder er war keine Bedrohung, bis er zu seiner Waffe griff.»

Es stellen sich dringende Fragen. Vor allem: Wie kam der Attentäter auf das Gebäudedach? Aber auch: Waren zu wenige Sicherheitsbeamte im Einsatz? Warum hat die Überwachung nicht funktioniert? Wurden Hinweise ignoriert?

Augenzeugen hatten Verdächtigen der Polizei gemeldet

In den US-Medien äusserten sich mehrere Augenzeugen, die den Attentäter gesehen haben wollen, wie er von einem Gebäudedach auf ein anderes stieg. Sie hätten ihre Beobachtungen umgehend Sicherheitsbeamten auf dem Veranstaltungsgelände gemeldet. Doch das war zu spät: Dem Attentäter gelang es trotzdem, mit einem halbautomatischen Sturmgewehr AR-15 mehrere Schüsse in Richtung Trump zu feuern. Der Ex-Präsident und Wahlkämpfer kam mit einer Verletzung am rechten Ohr davon. Doch ein Zuschauer starb beim Attentat, und zwei weitere Personen erlitten schwere Verletzungen. Und der Attentäter selbst wurde getötet.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

«Es gab grosse Sicherheitslücken», kommentierte Blake Hall, ein Veteran des Irakkrieges und damals Einsatzoffizier einer Sniper-Einheit der US-Armee, auf der Plattform X. «Sonst wäre es nicht möglich gewesen», auf Trump auf dem Rednerpodium zu schiessen. «Das gegenüberliegende Dach ist eine offensichtliche Schussposition. Zur Sicherung hätte die Polizei eingesetzt werden sollen. Zudem hätten Überwachungsdrohnen eingesetzt werden sollen.»

Nach dem Anschlag auf Trump meldete sich auch der einflussreiche X-Besitzer und Unternehmer Elon Musk zu Wort – mit einem Statement, das zusätzliche Diskussionen auslösen wird, weil er damit Verschwörungserzählungen anheizt. «Extreme Inkompetenz! Oder war es Absicht? Wie auch immer – die Führung des Secret Service muss zurücktreten.»

Für die Sicherheit bei der republikanischen Wahlveranstaltung in Butler war der Secret Service verantwortlich – mit Unterstützung der Staatspolizei des Bundesstaates Pennsylvania. Der Secret Service ist der Sicherheitsdienst des US-Präsidenten und des Weissen Hauses, er ist jedoch auch für die Sicherheit von früheren Präsidenten, wie eben Trump, verantwortlich.

Wird Trump ein stärkerer Schutz verweigert?

Nach dem Attentat hat sich das FBI überrascht darüber gezeigt, wie viel Freiraum der Schütze offenbar hatte. Es sei «erstaunlich», dass der Schütze so viele Schüsse habe abgeben können, sagte der zuständige Spezialagent Kevin Rojek vor Reportern. Auf die Frage, ob die Sicherheitsleute erst mitbekommen hätten, dass ein Schütze auf dem Dach gewesen sei, als Schüsse gefallen seien, antwortete Rojek: «Das ist unsere Einschätzung zu diesem Zeitpunkt.» Vor dem Zwischenfall habe es keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohung gegeben.

Die Kritik richtet sich nun nicht nur an den Secret Service, sondern auch an die US-Regierung. Mike Waltz, ein republikanischer Abgeordneter aus Florida, sagte, dass Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas, der für die innere Sicherheit zuständig sei, mehrfach einen stärkeren Schutz von Trump verweigert habe. Das wurde vom Secret Service umgehend dementiert.

Nach dem Mordversuch an Trump steckt der Secret Service in Erklärungsnot, in seiner grössten Krise seit Jahrzehnten. Bisher hat er sich nicht zum Versagen in Butler geäussert. Kimberly Cheatle, Direktor des Secret Service, muss am 22. Juli vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses Erklärungen liefern, wie Medien berichten. Die Öffentlichkeit in den USA erwartet aber schon bald Antworten – und allenfalls personelle und andere Konsequenzen.