Schüsse bei WahlkampfauftrittAttentat auf Trump – das ist über den Angriff bekannt
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump entkam einem Mordversuch, bei einer Wahlkampfrede traf ein Schuss sein rechtes Ohr. Der Secret Service tötete den Schützen.
Was ist passiert?
Um wenige Zentimeter nur scheint Donald Trump dem Tod entgangen zu sein. Ein paar Tausend Zuschauer bei einer Wahlkampfveranstaltung sahen es live, binnen Minuten erreichte der Videoclip dann Millionen Menschen: Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner fasst sich mitten in einer Rede ans rechte Ohr, geht dann kurz nieder, wird sofort von Secret-Service-Agenten umringt und von der Bühne geführt. Der frühere US-Präsident ist an diesem Samstagnachmittag in Butler, Pennsylvania, soeben von einem Schützen verletzt worden.
Wie geht es Trump?
Mit Blut im Gesicht wird er in Sicherheit gebracht, ein jetzt schon historisches Fotos zeigt ihn mit geballter Faust zwischen Sicherheitsleuten, hinter sich die amerikanische Flagge. «Ich wurde angeschossen von einer Kugel, die den oberen Teil meines rechten Ohrs durchdrungen hat», schrieb Trump am Abend auf seiner Plattform TruthSocial. Ihm gehe es ansonsten gut, berichtete sein Team. Ein Video zeigte später, wie er in New Jersey aus seinem Flugzeug stieg. Er verbrachte die Nacht in seinem privaten Golfclub.
Was ist mit dem Schützen?
Von einer erhöhten Lage ausserhalb des Geländes habe der mutmassliche Schütze um 18.15 Uhr Ortszeit mehrere Schüsse auf die Bühne abgegeben, teilte der Secret Service, die Schutzgarde des US-Präsidenten, mit.
Der Secret Service habe den Schützen «neutralisiert», dieser sei «verstorben», hiess es in der Mitteilung weiter. Ein Zuschauer wurde getötet, zwei weitere erlitten schwere Verletzungen. Die Behörden ermitteln wegen Mordversuches.
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Was macht das mit dem Wahlkampf?
Das Attentat heizt den ohnehin gehässigen US-Wahlkampf wohl noch mehr auf. In den vergangenen Tagen war vor allem über die Gesundheit des gegenwärtigen Präsidenten Joe Biden debattiert worden, der 81-Jährige will trotz fragiler Auftritte am 5. November wieder für die Demokraten antreten. Diese Diskussionen um Biden dürften nach dem Attentat verstummen. Biden verurteilte den Anschlag und sprach mit Trump am Telefon.
Für den 78-jährigen Ex-Präsidenten beginnt am Montag der Nominierungskongress der Republikaner in Milwaukee.
Was sagt Trump nach den Schüssen?
«Ich wusste sofort, dass etwas nicht in Ordnung war, als ich einen zischenden Laut hörte, Schüsse, und ich spürte sofort, wie die Kugel meine Haut zerriss», schilderte Trump den Moment auf TruthSocial: «Es war eine starke Blutung, da habe ich gemerkt, was gerade passierte. Gott segne Amerika.»
Die Mikrofone liefen weiter, als die Agenten Trumps Zustand checkten und die Evakuierung vorbereiteten. Nach einer knappen Minute hiess es: «Der Schütze ist tot, wir können uns bewegen.» Die Personenschützer zogen den früheren Präsidenten hoch und umringten ihn, um ihn mit ihren Körpern abzuschirmen. «Lasst mich meine Schuhe nehmen», sagte Trump noch, dann wurde er von der Bühne geführt, gestützt von einer Agentin, mit blutigem Ohr, zwei Blutstreifen auf der Wange. Wütend hob er die rechte Faust und schüttelte sie, die Zuschauer antworteten, indem sie ebenfalls die rechte Faust erhoben und riefen «USA, USA, USA». Dann führten die Secret-Service-Leute Trump zu einem schwarzen Geländewagen und rasten davon.
Die Veranstaltung wurde sofort unterbrochen und die Zuschauerränge geräumt. «Es scheint, als habe er grosses Glück gehabt», sagte David McCormick, Senatskandidat der Republikaner in Pennsylvania, der mit Trump an der Veranstaltung war. Eine Person hinter Trump sei getroffen worden, «es war da viel Blut».
Was weiss man über den Täter?
Zum Todesopfer sowie den Verletzten im Publikum lagen zunächst keine bestätigten Informationen vor. Der Schütze konnte mittlerweile identifiziert werden. Auch die Ermittlungen zum Motiv seien in Gang.
Wann gab es so was zuletzt?
Der frühere Präsident und Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird vom Secret Service beschützt, dem Dienst, der auch für die Sicherheit des Weissen Hauses und des amtierenden Präsidenten verantwortlich ist. Er ist der erste amtierende oder ehemalige Präsident, auf den ein Attentat verübt wird, seit Ronald Reagan 1981 in Washington verletzt worden war.
Die USA haben eine lange Geschichte politischer Gewalt, vier Präsidenten wurden in ihrer Amtszeit umgebracht, angefangen bei Abraham Lincoln 1865 bis John F. Kennedy 1963. Auch dessen Bruder, der Präsidentschaftskandidat Robert Kennedy, starb 1968 durch Schüsse. Vor der Gefahr von Gewalttaten im aktuell aufgeheizten politischen Klima im Wahljahr war in den vergangenen Monaten immer wieder gewarnt worden.
Was sagt Biden?
Der Demokrat befand sich während des Angriffs auf seinen Gegner von den Republikanern in einer katholischen Messe in der St. Edmond Catholic Church in Rehoboth, er besitzt dort an der Küste von Delaware ein Ferienhaus. «In Amerika gibt es keinen Platz für diese Art von Gewalt», sagte er. «Das ist krank. Das ist krank. Das ist einer der Gründe, warum wir dieses Land vereinen müssen. Wir können nicht zulassen, dass so etwas passiert. Wir können nicht so sein. Wir können das nicht dulden.»
Er habe versucht, «Donald zu erreichen», doch dieser sei bei seinen Ärzten. Später sprachen die beiden am Telefon, der Inhalt des Gesprächs wurde nicht publik. Seinen Wochenendaufenthalt brach der Präsident noch in der Nacht ab und flog zurück nach Washington, er hatte sich seit Freitag am Strand vom Nato-Gipfel erholen wollen. Biden sprach angesichts der Vorfälle auch mit Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro und Bob Dandoy, dem Bürgermeister von Butler, wo die Schüsse auf Trump gefallen waren. Am Sonntagmorgen will er sich vom Ministerium für Heimatsicherheit und dem FBI informieren lassen.
Seit Jahren und zuletzt besonders attackieren sich Biden und Trump scharf. Sie werfen sich gegenseitig vor, die USA ruinieren zu wollen. Biden weist immer wieder darauf hin, welche Gefahr eine Rückkehr Trumps ins Weisse Haus für die amerikanische Demokratie bedeuten würde. Erst am Freitagabend sagte er an einer Wahlkampfveranstaltung in Detroit: «Donald Trump ist eine Bedrohung für diese Nation und das meine ich aus tiefstem Herzen.» Er erinnert auch regelmässig an den Sturm von Trump-Anhängern am 6. Januar 2021 auf das Kapitol sowie an dessen Verurteilung wegen Betrugs sowie seine zahlreichen Prozesse.
Elon Musk, Chef von Tesla und der Plattform X, reagierte auf den Ermordungsversuch, indem er seine «volle Unterstützung für Präsident Trump» abgab. Musk hat soeben einen namhaften Betrag an ein Super-PAC überwiesen, das die Kampagne Trumps unterstützt, wie Bloomberg berichtete.
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Wie reagiert die US-Politik?
Der Republikaner Newt Gingrich, einst Sprecher im Repräsentantenhaus, gibt Biden jetzt die Mitschuld an dem Attentat. «Wenn Sie lesen, was Biden in den letzten Monaten gesagt hat, war das eine Einladung», zitiert ihn die Zeitung «Washington Post». Gingrich meint, Trump habe kurz vor dem Einschlag der Kugel seinen Kopf gedreht. «Sein Überleben heute Abend ist eine Fügung des Schicksals», sagte er. Trump sei der Kopf einer nationalen Bewegung. «Jeder Mensch fühlt sich als Teil dieser Bewegung. Und sie wird nur noch grösser werden. Morgen früh wird es weniger «Never-Trumpers» geben.»
Die rechtskonservative Vereinigung CPAC behauptet, man habe «gerade das schreckliche Ende der gefährlichen Rhetorik der Linken miterlebt». Jahrelang hätten «die Linke und die Medien Präsident Trump belogen und dämonisiert». Aber Trump sei «ein Kämpfer». Man müsse für ihn beten «und dafür sorgen, dass er und unser Land wieder gesund werden.»
Der dritte Präsidentschaftsbewerber, der Unabhängige Robert F. Kennedy Jr., erinnerte auf dem Sender «Fox News» auch an den Mord an seinem Vater Robert F. Kennedy 1968, seinerzeit Justizminister. «Wir können nicht zulassen, dass unser Land in Gewalt umschlägt», sagte er. Die politische Hetze müsse eingeschränkt werden.
Zahlreiche Demokraten, von Vizepräsidentin Kamala Harris über den früheren Präsidenten Barack Obama bis zu Minderheitsführer Hakeem Jeffries, verurteilten den Angriff. «In unserer Demokratie ist absolut kein Platz für politische Gewalt», schrieb etwa Obama auf X.
Donald Trump schickte kurz vor Mitternacht eine Textnachricht an seine Anhänger: «Ich werde niemals aufgeben.»
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