Der Captain zu RücktrittsgedankenNach Shaqiri und Sommer auch Xhaka? Da schüttelt dieser vehement den Kopf
Der Schweizer Fussball-Rekordnationalspieler will nichts von einem Rücktritt wissen und ist vor dem Spiel gegen Dänemark um gute Stimmung bemüht – dabei geht es für die Schweiz um einiges.
Granit Xhaka kann nicht mehr viel überraschen. Höchstens noch er selbst. Als er bei der Medienkonferenz vor dem Spiel gegen Dänemark am Dienstag (20.45 Uhr) eine Frage auf Englisch gestellt bekommt, fragt er zuerst beim Medienchef nach, in welcher Sprache er antworten soll. Auf Deutsch, heisst es. Und Xhaka? Beginnt seine Ausführungen auf Englisch. Erst nach den Schmunzlern in der Runde bemerkt er den kleinen Fauxpas.
Die restlichen 20 Minuten bringt der 32-Jährige dann souverän hinter sich, es ist ja auch ein Termin, wie ihn Xhaka schon zigmal erlebt hat. Die stets politisch aufgeladene Situation in Spielen gegen Serbien ist Thema, Xhaka sagt, alles andere als Pfiffe gegen seine Person hätte ihn am Samstag überrascht. Er habe versucht, sich positiv und professionell zu verhalten.
Eine Niederlage gab es dennoch, die dritte in Folge nach der wunderbaren EM, die für die Schweizer erst im Viertelfinal gegen England endete. Dazu bleibt die Schweiz erneut ohne Tor, in der Nations League droht der Abstieg. Die Kritik, die dem Team nun entgegenschwappt, greift weit. Und es half nichts, dass Nationaltrainer Murat Yakin am Samstag mehr als einmal wiederholte, dass vieles gegen sein Team gelaufen sei.
Zu viele Fehler, zu wenig Effizienz
Noch einmal lässt sich Yakin zu dieser Feststellung nicht hinreissen. Er sitzt an diesem Montagnachmittag neben Xhaka und sagt: «Wichtig ist, dass wir keine Ausreden suchen.» Zu fehlerhaft sei die Schweiz gewesen, zu wenig effizient in der Offensive auch. «Spass am Fussball zu haben, ist das eine», so Yakin, «aber dass zu wenig entsteht, haben wir auch angesprochen.»
Zu reden gab am Samstag auch der Penalty in der zweiten Halbzeit, den Breel Embolo ohne viel Wucht aufs serbische Tor brachte. «Breel hat sich gut gefühlt und gefragt, ob er den Penalty bekommt», berichtet Xhaka. Darum habe der Stürmer dann schiessen dürfen, obwohl er nicht zu den drei Namen gehörte, die dafür vorgesehen waren. «Wir sind keine Egoisten», sagt Xhaka, «und Breel war nicht der Erste und wird nicht der Letzte sein, der verschiesst.»
Alles in Ordnung also bei diesem Nationalteam? Kein Post-EM-Blues? Das versuchen Yakin und Xhaka zu vermitteln. Sie lassen sich auch nicht davon aus der Ruhe bringen, dass die vielen dänischen Journalisten so etwas wie eine Schweizer Kampfansage hören möchten. Am ersten Spieltag der Nations League sah Xhaka die Rote Karte, unter anderem weil er sich nach dem ersten Treffer der Dänen darüber echauffierte, dass diese das Spiel nicht unterbrachen, als Embolo verletzt am Boden lag.
Seit sieben Jahren in St. Gallen unbesiegt
Trotzdem und auch trotz Xhakas nicht ganz ernsthaft gemeinter Aussage, es könnte ja an der guten Bratwurst liegen, dass die Schweiz im St. Galler Kybunpark seit sieben Jahren nicht mehr verlor, schwebt da etwas über dem Nationalteam. Die Gruppe machte spielerisch nicht den besten Eindruck, die Rücktritte von Xherdan Shaqiri, Yann Sommer und Fabian Schär scheinen sie härter getroffen zu haben, als man vielleicht glauben mochte.
Die drei waren Säulen der Nationalmannschaft, zumindest Sommer und Schär bis zum Schluss. Und der Umbruch ist mit ihren Rücktritten längst nicht abgeschlossen, von den Stammkräften haben auch Silvan Widmer (31), Remo Freuler (32) und Ricardo Rodriguez (32) die 30 überschritten. Und Xhaka. Die Frage, ob er der Nächste sein könnte, ist noch nicht einmal fertiggestellt, da schüttelt der 32-jährige Captain vehement den Kopf.
Und dann bringt er noch eine Xhaka-Antwort: «Im Fussball gibt es für mich kein jung oder alt, nur gut und schlecht.» Die Jungen würden ihre Chancen nun bekommen, «und sie müssen liefern». Lieber früher als später, dürfte er sich noch denken. Verliert die Schweiz am Dienstagabend gegen Dänemark und gewinnt Serbien überraschend in Spanien, ist der Abstieg in die Liga B der Nations League nach vier Spielen schon besiegelt.
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