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Über 2700 Dollar pro Unze
Auf Rekordjagd: Der rätsel­hafte Anstieg des Goldpreises

Schmuck, Goldvrenelis, Broschen, eine Perlenkette und Goldringe in einer Schmuckschatulle, aufgenommen am 1. April 2008 in Zuerich, Schweiz. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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In Kürze:
  • Der Goldpreis kletterte auf über 2700 Dollar, ein Plus von 40 Prozent im vergangenen Jahr.
  • Steigende US-Staatsverschuldung wird als Treiber für die Nachfrage gesehen.
  • Analysten erwarten, dass der Preis auf 3000 Dollar steigen könnte.
  • In der Schweiz veräusserten viele Anleger ihre Goldbestände wegen des hohen Preises.

Der Goldpreis steigt und steigt. Der Preis für eine Unze Gold kletterte zuletzt auf über 2700 Dollar. Das entspricht einem Plus von 40 Prozent im vergangenen Jahr. Eine eindeutige Erklärung dafür ist nicht so leicht zu finden. Im Frühling hiess es, dass die Nachfrage aus China der wichtigste Treiber des Goldpreises sei. Sowohl der Staat als auch Private haben damals nach dem Zusammenbruch des Immobilienmarkts Gold als Geldanlage gesucht. 

Nun macht ein neuer Erklärungsversuch die Runde. Die steigende Staatsverschuldung in den USA soll eine wichtige Rolle für die grosse Nachfrage nach Gold sein. So bezeichnet die Bank of America das US-Budget als «nicht nachhaltig».

«Die Staatsverschuldung wird in drei Jahren, also noch innerhalb der nächsten Amtszeit des Präsidenten, ein neues Rekordhoch erreichen», heisst es in dem Bericht. Die vielen Versprechen aus den Wahlprogrammen und anderen Auftritten der Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump werden zu Mehrausgaben und Mindereinnahmen für den US-Staatshaushalt führen. (Lesen Sie dazu den Artikel «Werden die USA zum neuen Griechenland?»)

Goldreserven dienen als Alternative zum Dollar

Diese Aussicht auf steigende Staatsschulden dürfte laut den Analysten der Bank of America den Goldpreis weiter antreiben: «Dies macht Gold zu einem attraktiven Vermögenswert, sodass wir unser Ziel von 3000 Dollar pro Unze bekräftigen.» Gold könnte angesichts der Sorgen um das US-Budget «zum ultimativen sicheren Hafen werden». Also als Schutz vor einem neuerlichen Anstieg der Inflation. 

Die Goldanalysten der UBS haben laut der «Financial Times» dasselbe Preisziel wie ihre Kollegen der Bank of America ausgelobt. Auch sie schätzen, dass er auf 3000 Dollar klettern könnte. Ein weiterer Treiber dafür ist der nächste US-Zinsentscheid. Die nächste Sitzung der US-Notenbank findet Anfang November statt. Wenn sie die Zinsen weiter senkt, heizt das die Nachfrage zusätzlich an. 

Einen ganz anderen Grund für den Preisanstieg führt der Topökonom Mohamed El-Erian in seiner «Financial Times»-Kolumne an. Er glaubt, dass der steigende Goldpreis nichts mit einer Haushaltskrise in den USA, der Angst vor der Inflation oder sinkenden Zinsen zu tun habe, sondern dass anhaltende Käufe ausländischer Zentralbanken ein wichtiger Faktor seien. Seine These: Die Länder bauen Goldreserven auf, um vom Dollar unabhängiger zu werden. Es sei ein Hinweis dafür, dass die USA an geopolitischem Einfluss verlieren würden.

In der Schweiz wurde viel Goldschmuck zu Geld gemacht

So richtig klar ist damit die Explosion des Goldpreises noch nicht. Sicher ist aber: Auch in der Schweiz ist das Edelmetall beliebt. Dies zeigt eine Umfrage der Universität St. Gallen und des Edelmetallhändlers Philoro. Die Schweizerinnen und Schweizer schätzen das Edelmetall für seine Stabilität. Weitere wichtige Gründe für einen Kauf sind die Vorsorge vor wirtschaftlichen Krisen und die mögliche Rendite

Doch offenbar haben viele der Befragten die hohen Goldkurse der letzten Monate genutzt, um ihre Bestände mit Gewinn zu verkaufen. «In der Schweiz konnten wir über die letzten Monate hinweg beobachten, dass viele Anleger Gold in Form von Münzen, Barren oder Schmuck verkauft haben», erklärt Christian Brenner, Geschäftsführer von Philoro in der Schweiz. «Angesichts der Teuerung suchen die Leute nach Wegen, um an liquide Mittel zu gelangen.» Die Lust, in Gold zu investieren, habe mit dem steigenden Goldpreis in Europa und in den Ländern des Westens generell leicht abgenommen, während sie im Osten, vorab in China, stark zugenommen habe, so Brenner.

Ein Fünftel des Goldes von Privaten lagert ungesichert zuhause

Dabei zeigt sich ein überraschendes Ergebnis bei der Frage danach, wo Schweizerinnen und Schweizer ihr Gold aufbewahren. Laut der Umfrage setzen 39 Prozent auf einen Tresor oder ein Schliessfach bei einer Bank, 18 Prozent nutzen einen Tresor oder einen Safe zu Hause. 

Doch gibt es tatsächlich Schweizerinnen und Schweizer, die ihr Gold an ausgefallenen Orten lagern. 15 Prozent verstecken das Gold in der Wohnung, 5 Prozent vergraben es gar im Garten. Sven Reinecke, Direktor des Instituts für Marketing an der Universität St.Gallen sagt: «Der Anteil derjenigen, die ihr Gold völlig ungesichert aufbewahren, beträgt insgesamt 20 Prozent. Ein überraschend hoher Anteil.»

Zwar raten viele Expertinnen und Experten davon ab, das Geld im Garten zu vergraben. Wer sich aber dennoch sicherer fühlt, sein Edelmetall so zu lagern, findet dazu Leitfäden im Internet, die das Wiederfinden etwas einfacher machen sollten.