Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Begehrtes Edelmetall
Was Gold in Krisenzeiten als Vermögensanlage bringt

Aufbereitung von Goldbarren in einer russischen Giesserei. Gelegentlich ist es schwierig, festzustellen, wo und unter welchen Bedingungen das Gold abgebaut wurde.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Krieg in der Ukraine und die hohen Inflationsraten in mehreren Ländern sorgen dafür, dass vermehrt Gold gekauft wird. Dazu die wichtigsten Antworten:

Warum ist Gold in Krisenzeiten gefragt?

Wenn in Krisenzeiten die Aktienkurse einbrechen, steigt in der Regel der Goldpreis. Der Grund ist leicht nachvollziehbar: Der Aktienkurs hängt vom erwarteten Unternehmensgewinn ab – in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wie zum Beispiel während eines Krieges rechnen Anlegerinnen und Anleger mit schlechteren Geschäftsergebnissen und stossen ihre Wertschriften öfters ab

Indem sie die flüssigen Mittel in solchen Momenten vermehrt in Gold investieren, erhalten sie mehr Sicherheit. Denn eine wirtschaftlich schwierige Lage hat anders als bei Aktien keinen direkten Einfluss auf den Wert des Edelmetalls. Die erhöhte Nachfrage kann aber vorübergehend zu einer starken Wertsteigerung führen. «Im Corona-Jahr 2020 war Gold die rentabelste Anlageklasse», sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef der Raiffeisen-Gruppe. 

Neben einer Absicherung in Krisenzeiten bietet Gold Schutz vor der allgemeinen Teuerung. «Bleibt das Vermögen bei steigender Inflation und nach wie vor tiefer Verzinsung auf dem Konto oder in Staatsanleihen investiert, geht häufig Geld verloren», sagt Geissbühler. Mit einer Teuerungsrate von 7,5 Prozent in den USA und 5 Prozent in europäischen Ländern sei Gold deshalb momentan für viele eine attraktive Alternative zum Bankkonto. 

Auf welche Weise kann ich in Gold investieren?

Zwar können Privatpersonen bei einem Händler oder einer Bank Goldbarren kaufen, doch für die meisten ist das nicht die ideale Anlageform. Denn erstens stellt sich die Frage, wohin mit dem Gold, damit es sicher verwahrt bleibt. Und zweitens bezahlt man einen vergleichsweise hohen Aufschlag von ungefähr 1,5 bis 2 Prozent, wie Matthias Geissbühler erläutert. 

Als weitere Möglichkeit bietet sich der Kauf von börsengehandelten Edelmetallfonds (ETF) oder der Kauf von börsengehandelten Wertpapieren an, die in Rohstoffe investieren (ETC). Bei den ETF ist das Gold in der Regel physisch hinterlegt, bei den ETC nicht. Die Gebühren liegen bei jährlich ungefähr einem halben Prozent oder auch weniger.

Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler empfiehlt Wertpapiere mit physischer Hinterlegung. «Bei Investments in Gold geht es ja um Sicherheit, da macht es wenig Sinn, zusätzliche Risiken einzugehen.» Aus diesem Grund ist es insbesondere für unerfahrene Anleger nicht ratsam, in komplexe Goldzertifikate mit hohen Risiken zu investieren. 

Mit erheblichen Risiken verknüpft sind auch Aktien von Goldminen. Sie sind noch volatiler als der Goldpreis. Die Minen befinden sich zudem oft in Schwellenländern, wo unter anderem politische Entscheide zu schwer abschätzbaren Verlusten führen können.

Lohnt sich das Goldvreneli?

Anlegerinnen und Anleger sollten weder Goldvreneli noch Goldmünzen kaufen, wie sie in verschiedenen Ländern herausgegeben werden. Bei diesen Münzen handelt es sich meist um Massenware mit wenig Aussicht auf rasch steigenden Sammlerwert. Zudem ist der Preisaufschlag deutlich höher als beim Kauf von Goldbarren. Kurz: Eine Goldmünze mag ein schönes Geschenk sein, aber als Anlage ist sie nicht empfehlenswert.

Was bringt Gold als Vermögensanlage?

«Im Römischen Reich erhielt ein Legionär für eine Unze Gold eine Grundausrüstung, heute kann sich ein Bankangestellter für die gleiche Menge Gold einkleiden», sagt Matthias Geissbühler. Was er damit sagen will: Gold behält seinen Wert über grosse Zeiträume. Doch langfristig ist der Kursgewinn deutlich geringer als bei Aktien.

Zudem stehen hinter Gold keine Unternehmen, die Gewinn erwirtschaften und in Form von Dividenden oder Zinsen auszahlen. Historische Zahlen zeigen, dass Gold langfristig deutlich weniger Rendite beschert als Wertschriften. Der durchschnittliche Wertzuwachs der vergangenen vierzig Jahre reiche gerade aus, um ungefähr die Teuerung auszugleichen, sagt Geissbühler. Mit anderen Worten: Real liess sich über diesen längeren Zeitraum praktisch kein Gewinn erzielen.

Gold macht also vor allem Sinn, um das Vermögen zu diversifizieren und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Kursverluste abzufedern. Anlagechef Geissbühler empfiehlt, in normalen Zeiten höchstens 5 Prozent des Portfolios in Gold anzulegen. Aktuell dürfe es aufgrund des Ukraine-Kriegs und des Inflationsdrucks aber auch ein wenig mehr sein. 

Ist es ethisch und ökologisch vertretbar, Gold zu kaufen?

Da sich manche Minen in Schwellenländern oder Konfliktregionen befinden, kommt es im Zusammenhang mit dem Abbau von Gold immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen und ökologischen Problemen. Gelegentlich ist es schwierig, die Herkunft festzustellen, unter anderem weil Gold aus verschiedenen Quellen vermischt werden kann. Deshalb sind Lieferketten von Gold anfällig für Kinderarbeit, Umweltschäden und Geldwäscherei

Seit einiger Zeit bieten Finanzinstitute vermehrt nachhaltiges Gold an, das verschiedenen Standards gerecht werden soll. Kundinnen und Kunden bezahlen dafür etwas höhere Gebühren als bei herkömmlichen Produkten.

Warum ist Gold von der Mehrwertsteuer befreit?

Bei Gold gibt es eine steuerliche Sondernorm: Anders als andere Edelmetalle oder sonstige Produkte ist es von der Mehrwertsteuer befreit. Das gilt aber nicht für Schmuck, sondern nur für Goldbarren mit anerkannten Stempelzeichen, staatliche Goldmünzen wie das Goldvreneli oder Gold in Rohform. 

Diese Sondernorm wurde 1954 unter der damaligen Warenumsatzsteuer eingeführt. Dafür nennt die Eidgenössische Steuerverwaltung zwei Gründe. Erstens hatte Gold damals auch eine Bedeutung als internationales Zahlungsmittel. Und zweitens wurde mit der Steuerbefreiung dem Werkplatz Schweiz Rechnung getragen.

Denn die Schweiz – beziehungsweise ihre Edelmetallgiessereien – erlangte im Weltmarkt eine immer grössere Bedeutung. Tatsächlich werden hierzulande heute rund 40 Prozent des weltweit geschürften Goldes verarbeitet.