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Nach Signa-Pleite
Das ist der verschwiegene Thailänder, der Globus kauft

BANGKOK, THAILAND - 2014/05/15: Central Group CEO, Tos Chirathivat. (Photo by Peter Charlesworth/LightRocket via Getty Images)
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Tos Chirathivat ist ein verschwiegener Mensch. Der Chef der thailändischen Central Group tritt nur selten in der Öffentlichkeit auf. Nun soll der Kaufhausspezialist kurz vor der Übernahme der Luxuskaufhäuser der zahlungsunfähigen Signa-Gruppe von René Benko stehen.

Neben der Schweizer Warenhausgruppe Globus gehören dazu Selfridges in Grossbritannien und KaDeWe in Deutschland, wie das deutsche «Handelsblatt» berichtet.

Nach monatelangen Verhandlungen könnte es jetzt rasch gehen. Die erste Übernahme könnte in Kürze abgeschlossen werden. Es gehe eher um Wochen als um Monate, wie die Zeitung unter Berufung auf Insider schreibt. Übernimmt Chirathivat die Anteile der Signa, wird seine Bekanntheit in Europa schlagartig steigen.

Eine Einwandererdynastie aus China

Der 59-Jährige steht seit 2014 an der Spitze der Central Group. Das Konglomerat wird von der Familie Chirathivat kontrolliert. Deren Ursprünge liegen in China. Tiang Chirathivat, der Grossvater des jetzigen Unternehmenschefs, wanderte in den 1920er-Jahren aus China nach Thailand ein. 1947 startete er in Bangkok mit dem Verkauf von Büchern und Heften. Später erweiterte er sein Sortiment um Kleider und Kosmetika.

Sein Sohn Samrit eröffnete 1956 das damals grösste Einkaufszentrum in Thailand. 1994 stieg mit Tos Chirathivat die dritte Generation in das Familienunternehmen ein. Er hatte zuvor in den USA studiert und wollte eigentlich Investmentbanker werden.

Sich einen Überblick über die weitverzweigte Familie zu verschaffen, ist fast unmöglich. Grossvater Tiang hatte mit seinen drei Ehefrauen 25 Kinder. Sämtliche Stränge des Chirathivat-Clans sind an der Central Group beteiligt. Die Familie besetzt sämtliche Schlüsselpositionen innerhalb des Unternehmens. Die oberste Managementebene der Central Group ist fast ausschliesslich mit Familienmitgliedern besetzt.

Zur Central Group gehören Einkaufszentren, Restaurants, Hotels und Supermärkte, hauptsächlich in Thailand und Vietnam. Der Schritt nach Europa erfolgte 2011 mit dem Kauf des Luxuskaufhauses La Rinascente in Mailand. Eigenen Angaben zufolge betreibt die Central Group mehr als 3700 Niederlassungen und beschäftigt 80’000 Angestellte.

Seit 2015 mit René Benko im Geschäft

Heute gehören die Chirathivats zu den reichsten Familien Thailands. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzte ihr Vermögen im vergangenen Jahr auf 12,4 Milliarden Dollar. Vor der Pandemie lag es allerdings bedeutend höher. Monatelang blieben die Touristen, die für Andrang in den Einkaufszentren des Landes sorgten, aus. Die Investitionen in Europa sollen die starke Abhängigkeit vom Heimmarkt verringern.

Mit René Benko macht der 59-jährige Chirathivat bereits seit mehreren Jahren Geschäfte. 2015 hat der thailändische Geschäftsmann von Signa die Hälfte an KaDeWe übernommen. 2020 kauften sie gemeinsam der Migros Globus ab, im Dezember 2021 kam Selfridges dazu.

Doch das Verhältnis zwischen den beiden Partnern hat sich in letzter Zeit merklich abgekühlt. Ein Streitpunkt sind die überhöhten Mieten, welche die Kaufhäuser den Immobiliengesellschaften abliefern müssen. Dem Vernehmen nach musste KaDeWe in Deutschland deswegen Insolvenz anmelden.

Auf der Gläubigerliste der Immobilientochter Signa Prime findet sich auch die Forderung einer Gesellschaft, die der Central Group zuzurechnen ist. Es geht um Schadenersatz in der Höhe von 175,3 Millionen Euro.

Ein Investor mit einem langen Zeithorizont

Rund um die Globus-Kaufhäuser ist allerdings nach wie vor vieles unklar. So wirkt sich die intransparente Struktur der Signa-Gruppe erschwerend auf die Übernahme aus.

René Benko hatte das operative Geschäft der Luxuskaufhäuser in der European Invest Holding parkiert. Mitte Dezember hatte die Gesellschaft mit Sitz in Zürich die provisorische Nachlassstundung beantragt, die noch bis zum 12. April läuft und wohl verlängert werden dürfte. Die Warenhausimmobilien wiederum liegen in anderen Gesellschaften. So ist nach wie vor unklar, ob die Central Group nur am operativen Geschäft interessiert ist oder auch an den Globus-Immobilien. Über die Bühne gehen könnte der Kauf dann laut einem Globus-Insider Ende April, Anfang Mai.

Als wahrscheinlich gilt, dass die Central Group an der bisherigen Strategie festhalten wird, die Signa-Kaufhäuser im Luxusbereich zu positionieren. Im Fall von Globus könnte sich dies für die kleineren Standorte wie Bern, Luzern oder St. Gallen als schwierig erweisen. Eine Sprecherin der Central Group kommentiert die Medienberichte auf Anfrage nicht. Auch von Globus gibt es keinen Kommentar.

Am attraktivsten für Chirathivat ist sicher Selfridges. Für die britischen Luxuskaufhäuser hatten die Central Group und Signa Ende 2021 rund 4,5 Milliarden Dollar bezahlt. Beim Kauf prognostizierte er Selfridges eine «glänzende Zukunft für die nächsten hundert Jahre».

Diese Einstellung passt zu Chirathivat. Er gilt als Investor mit einem langen Zeithorizont. Die Central Group verkaufe fast nie etwas aus dem Portfolio, sagte er Ende 2021 in einem seiner seltenen Interviews dem britischen Magazin «Monocle».

Für ihn haben Kaufhäuser nach wie vor eine wichtige Rolle, vor allem als sozialer Ort und Treffpunkt. «Das funktioniert aber nicht, wenn es zehn an einem Ort gibt», sagte Chirathivat in dem Interview weiter. Eine Stadt brauche nur eines oder zwei.

Für Globus wird die Zukunft damit nicht einfacher.