Geldberater über AktienNur auf eine maximale Dividende zu schielen, ist riskant
Anleger sollten darauf achten, dass Firmen zuverlässige Dividendenzahler sind. Optisch hohe Renditen können auch aufgrund Kurseinbrüchen entstehen.
Den Erlös aus dem Verkauf einer Zweitwohnung möchten wir in unspektakuläre, konstante Dividendenperlen kompensieren. Ich denke an sechs bis acht Positionen wie Zurich Insurance, Banque Cantonale Vaudoise, Oerlikon, BB Biotech und ähnliche. Da ich nur die Hälfte des Erlöses platziere, bin ich auf diesen Kapitalteil nicht angewiesen, jedoch erwarte ich eine Rendite auf den Anlagen von 5 Prozent. Was halten Sie davon? Wenn Sie noch zwei bis drei Empfehlungen haben, wäre das interessant. J.T.
Indem Sie einen Teil des Geldes aus dem Zweitwohnungsverkauf in Dividendenperlen investieren, würden Sie teilweise den Ausfall des Einkommens abfedern, das Sie bislang durch Mieteinnahmen aus der Wohnung hatten. Allerdings muss ich Ihre Erwartungen gleich in mehrfacher Hinsicht dämpfen. Zwar kann man mit eine Reihe von Schweizer Dividendenperlen anständige Renditen erzielen. Doch sollten Sie bedenken, dass Sie nur mit einer Nettorendite nach Gebühren rechnen sollten und nicht mit den effektiv ausgewiesenen Dividendenrenditen bei den einzelnen Unternehmen.
Je nachdem wie hoch Ihre Depot- und Transaktionsgebühren ausfallen, wird die Rendite geschmälert. Auch die Inflationsentwicklung gilt es im Auge zu behalten, wobei Aktien aus meiner Sicht ein guter Weg sind, um sich vor der Inflation zu schützen. Allerdings gilt es zu bedenken, dass Sie mit Aktien zwangsläufig ein erhöhtes Risiko eingehen und mit starken Kursschwankungen rechnen müssen. Wenn Sie gut damit leben können, dass Sie phasenweise auf grösseren Buchverlusten sitzen und das investierte Geld sicher in den nächsten Jahren nicht brauchen, spricht nichts gegen Ihre angedachte Strategie mit Dividendenperlen.
Nicht realistisch halte ich Ihre Erwartung einer jährlichen Rendite von 5 Prozent – nicht nur, weil Sie dabei die Bankgebühren nicht berücksichtigt haben, sondern auch, weil Sie jederzeit damit rechnen müssen, dass eine Firma die Dividende kürzt oder sogar streicht. Gerade deshalb sollte man meines Erachtens nicht in erster Linie darauf achten, welche Unternehmen die höchsten Dividendenrenditen aufweisen, sondern wie zuverlässig die Firmen die Dividenden zahlen oder sogar erhöhen.
Erstklassige Dividendenzahler sind aus meiner Sicht etwa der Lebensversicherer Swiss Life oder Nahrungsmittelkonzern Nestlé, aber auch die Swisscom, der Zementkonzern Holcim oder die Pharmariesen Novartis und Roche. Auch die von Ihnen genannte Zurich Insurance zählt zu diesem Kreis. Nun werden Sie zu Recht einwenden, dass die Dividendenrenditen dieser Gesellschaften mit Ausnahme der Zurich Insurance und der Swiss Life unter den 5 Prozent liegen, welche Sie anstreben. Dem ist so.
Rendite von 5 Prozent ist unrealistisch
Nur: Auch mit einer Dividendenrendite von 2 bis 4 Prozent sind Sie gut bedient, wenn Sie eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, dass die Dividenden zuverlässig bezahlt oder über Zeit angehoben werden. Kritisch bin ich bei der von Ihnen erwähnten Oerlikon: Diese hat die Dividende um 15 Rappen auf 20 Rappen je Aktie gekürzt. Ich halte die Aktie auch für riskant. BB Biotech bietet nach wie vor eine attraktive Dividende, wird aber durch den Abschwung in der Biotechbranche angesichts der tiefen Zinsen belastet und hat die Dividende von 2.85 auf 2 Franken gekürzt.
Attraktive Dividenden bieten neben der soliden Banque Cantonale Vaudoise die Versicherer Helvetia und Baloise, der Logistiker Kühne+Nagel, DKSH, BKW, Mobilezone, Richemont, Meier Tobler, Galenica und nicht zuletzt die Swiss Re, bei der allerdings aufgrund ihrer Geschäftstätigkeit als Rückversicherer für Grossereignisse phasenweise mit starken Kursrückschlägen gerechnet werden muss. Bei den meisten Titeln schaffen Sie keine 5 Prozent. Dieses Ziel sollten Sie sich abschminken, zumal Sie unbedingt breit diversifizieren und nicht nur auf einige wenige Dividendenstars setzen sollten.
Noch höhere Dividendenrenditen sind bei Aktien aus dem Euro- oder Dollarraum machbar. Davon rate ich Ihnen aber ab, da Sie bei solchen Engagements neben den unternehmerischen Risiken der einzelnen Gesellschaft auch noch ein beträchtliches Währungsrisiko mittragen. Falls Sie dieses absichern, geht ein Teil der Rendite für die höheren Gebühren drauf.
Fehler gefunden?Jetzt melden.