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Geldberater zu lokalen Geldanlagen
Beim Investieren in Privatfirmen darf man die Risiken nicht ausblenden

Male welders shaping metal from recycle metal using a grinder in a steel mill.
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Nach einer Erbschaft bekam ich den Tipp, einen Teil des Vermögens in einer lokalen, kleinen Firma anzulegen. Diese betreibt ein Fernheizungsnetz mit Schnitzelheizung. Der Ertrag wurde mir auf 2 bis 2,5 Prozent angegeben, die Laufzeit mit fünf Jahren oder länger. Mir scheint das eine gute Sache. Ich habe keinerlei Wissen über Geldanlagen. Zudem bin ich äusserst konservativ eingestellt: Sicherheit über alles, kein Profit. Mich würde Ihre Meinung interessieren. M. K.

Viele Anlegerinnen und Anleger möchten ihr Geld in Firmen aus ihrer Region investieren, die sie kennen und bei denen sie eine gute Vorstellung haben, was diese machen. Fernheizungsnetze mit Schnitzelheizung werden insbesondere in ländlichen Gegenden der Schweiz mit viel Wald häufiger gebaut, was sinnvoll ist, da so auf nachhaltige Weise mit einer hier vorhandenen Ressource Wärme und Energie produziert wird. Wenn man mit eigenem Geld einen Beitrag zu einer guten Sache leisten und darauf eine Rendite erwirtschaften kann, sind dies schon fast ideale Voraussetzungen. All diese Aspekte sprechen für die Anlageidee.

Leider muss ich auf ein paar Haken hinweisen: Wenn Sie einen Teil Ihres Geldes in die Firma investieren, tätigen Sie eine Privatmarkt-Einzelanlage – entweder indem Sie Kapital in Form eines Darlehens zur Verfügung stellen oder Anteile erwerben. Sie legen Geld in einer einzelnen Firma an und gehen je nach Summe allenfalls ein Klumpenrisiko ein. Gerade wenn man direkt in einer einzelnen Firma anlegt, sollte man deren Finanzkennzahlen genau kennen und analysieren, was je nach Komplexität der Gesellschaft einiges an Fachwissen voraussetzt.

Ein rascher Ausstieg wie bei Aktien ist nicht möglich

Das Problem bei Direktinvestitionen ist, dass man vielleicht versteht, was die Firma macht, aber schwer abschätzen kann, welche Risiken sie eingeht. Jede Firma ist mit Geschäftsrisiken konfrontiert – auch solche, die nachhaltig agieren. Die Rahmenbedingungen können sich ändern, die Führung kann Fehler machen, oder wichtige Partner können aussteigen, was die Rentabilität verändern kann. Indem man sich direkt an einer einzelnen Firma beteiligt oder ihr Darlehen gibt, geht man bei dieser ins Risiko.

Im positiven Fall entwickelt sich das Unternehmen gut, man erhält jedes Jahr einen Ertrag, und allenfalls nimmt sogar der Wert der Anteile zu. Doch eine Garantie dafür haben Sie nicht. Vielleicht entwickelt sich die Firma auch weniger rosig. Gerade bei Privatmarkt-Einzelanlagen muss man immer auch damit rechnen, dass es schiefgeht, und man muss daher bereit sein, sein investiertes Geld vollständig zu verlieren – selbst bei einem Darlehen. Wenn man dazu nicht bereit ist, sollte man keine Privatmarktanlagen vornehmen.

Als Privatanleger muss man sich fragen, wer genau für das investierte Geld haftet, wenn sich die Sache doch nicht ganz so gut entwickelt. Und man muss sich überlegen, wie man bei einer Firma wieder aussteigen kann, falls man das investierte Geld plötzlich wieder braucht. Ein rascher Ausstieg wie bei Aktien oder Fonds an der Börse ist bei Direktinvestments in der Regel nicht möglich. Meist muss man überhaupt erst einen möglichen Käufer finden, was in guten Zeiten eher möglich ist, bei einer negativen Entwicklung meist aber schon fast unmöglich wird, oder aber man muss seine Anteile weit unter dem investierten Betrag hergeben.

Geringere Risiken bei Kassenobligationen

Bei Darlehen wiederum ist nie hundertprozentig garantiert, dass die Rückzahlung später gegeben ist. Voraussetzung für Direktanlage ist neben einer hohen Risikobereitschaft auch ein sehr langer Anlagehorizont, da die Handelbarkeit von privat gehaltenen Firmenanteilen oft schwerfällig ist. Wirklich attraktiv ist die in Aussicht gestellte Rendite angesichts der Risiken nicht. Eine ähnliche Rendite ist inzwischen bei einzelnen Banken auch mit einer Kassenobligation mit langer Laufzeit von zehn Jahren möglich, bei der Sie geringere Risiken tragen.

Wer als Anleger, wie Sie schreiben, Wert auf höchste Sicherheit legt, sollte aus meiner Sicht keine Privatmarkt-Einzelanlagen tätigen – also nicht direkt in eine einzelne Firma investieren. Nicht, weil dies keine gute Sache wäre, sondern ganz einfach darum, weil man die Risiken, die man realistischerweise damit trägt, nicht unterschätzen sollte.