Geldberater zu FinanzanlagenSelbst Spezialisten fällt es schwer, einen Index zu schlagen
Wer in Aktien mit vermeintlicher Unterbewertung investieren möchte, kann ein Anlagezertifikat auf das Value-Portfolio der «Finanz und Wirtschaft» nutzen. Eine Erfolgsgarantie gib es auch da nicht.
Seit einiger Zeit sieht man oft Werbung zum Investieren von «Finanz und Wirtschaft» mit dem «Value-Portfolio». Sie behauptet, dass ihr Value-Portfolio den SMI und den Stoxx Europe 50 bei weitem übertroffen habe. Es wäre schön, zu erfahren, wie gut diese Produkte wirklich sind. M. B.
Der FuW-Value-Portfolio-Index bildet ein Musterportfolio, das in der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» (die wie die SonntagsZeitung zum Tamedia-Verlag gehört) veröffentlicht wird, ab. Dieser Index repliziert Anlagen in weltweiten Value-Aktien mit Fokus Nordamerika und Europa aus verschiedenen Branchen.
Die Indexzusammensetzung wird vierteljährlich durch das Indexkomitee überprüft, dem die Chefredaktion der Zeitung sowie deren Ressortleiter und zuständige Fachredaktoren angehören. Ziel des Musterportfolios ist es, ein besseres Risiko- und Renditeprofil als der S&P 500, der Stoxx Europe 50 und der SMI zu erreichen.
Wer vom Musterportfolio überzeugt ist, kann das FuW-Anlagezertifikat in Schweizer Franken erwerben, das an der Schweizer Börse SIX unter dem Kürzel FWVP gehandelt wird. Herausgeberin des Anlagezertifikates ist Leonteq.
Die Dividenden werden nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert. Die Verwaltungsgebühren betragen 0,8 Prozent pro Jahr, was in ähnlicher Höhe ist von aktiv verwalteten Anlagefonds, aber deutlich teurer ist als passiv verwaltete Fonds, die an einen Index wie den S&P-500-Index oder den SMI gekoppelt sind. Exchange Traded Funds auf den S&P-500-Index gibt es bereits ab 0,03 Prozent Kosten pro Jahr.
Die Besonderheit des FuW-Value-Portfolios liegt darin, dass nicht einfach ein grosser Index abgebildet wird, sondern auf der Basis der Fundamentalanalyse der Fachredaktoren der «Finanz und Wirtschaft» ein Aktienkorb mit Papieren aus der Schweiz, dem übrigen Europa und Amerika mit unterschiedlicher Gewichtung zusammengestellt wird, vom dem sich das Indexkomitee langfristig eine Überperformance gegenüber den grossen Indizes der USA, der Schweiz und dem übrigen Europa verspricht.
Dem Portfolio gehören aus der Schweiz etwa Papiere wie Roche, Nestlé, Burckhardt Compression, SFS, Barry Callebaut und Georg-Fischer und aus den USA Titel von Microsoft, Alphabet, Boston Scientific, Coca-Cola, Merck, Applied Materials, Accenture oder Apple an. Aus Europa sind unter anderem Axa, Andritz, DSM Firmenich und Infineon vertreten. Beigemischt sind auch Papiere aus Kanada sowie Cashpositionen in US-Dollars, Euros, kanadischen Dollars und Franken.
Value-Aktien sind Aktien von Unternehmen, die als unterbewertet gelten. Damit sich die gegenüber klassischen Indexprodukten höheren jährlichen Gebühren rechtfertigen, muss mit dem Produkt eine Überperformance im Vergleich zu den Indizes der abgedeckten Märkte erzielt werden.
Im Fall des SMI ist dies eindeutig gelungen. Gegenüber dem S&P-500-Index und dem Euro-Stoxx-50-Index wurde dieses Ziel indes nicht erreicht. Hier wären Sie besser gefahren, wenn Sie je einen günstigeren Exchange Traded Fund auf den S&P-500-Index und den Euro-Stoxx-50-Index gekauft hätten. In Zukunft kann sich dies wieder ändern.
Zu beachten gilt es zudem, dass es sich bei den FuW-Anlagezertifikaten um ein Exchange Traded Product handelt und man einem Emittentenrisiko ausgesetzt ist. Allerdings ist der jeweils aktuelle Gegenwert des Produkts mit einem Pfand gesichert, das bei der Abwicklungsstelle SIX SIS hinterlegt ist. Dennoch trägt man mit diesem Aktienprodukt erhöhte Anlagerisiken und muss starke Kursschwankungen in Kauf nehmen.
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