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Wachstum steigt künstlich
Warum die Fussball-EM und Olympia die Schweizer Konjunktur verfälschen

Swiss fans celebrate during an international friendly soccer match between Switzerland and Estonia at the Swissporarena in Lucerne, Switzerland, Tuesday, June 4, 2024. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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In diesem Sommer spielt der Sport eine grosse Rolle: In wenigen Tagen beginnt die Fussball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland. Und nur knapp zwei Wochen nach dem EM-Final in Berlin werden schon die Olympischen Spiele in Paris eröffnet.

Diese beiden Grossereignisse sind nicht nur für Sportfans relevant, sondern auch für die Konjunkturforschung. «Denn durch EM und Olympia steigt das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) um 0,4 Prozentpunkte», schreibt die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich in einem neuen Bericht. Ohne die beiden Wettkämpfe würde das BIP gemäss der Konjunkturprognose nur um 1,2 Prozent steigen, mit den beiden Events beträgt die Steigerungsrate 1,6 Prozent.

Bruttoinlandprodukt ist verfälscht

Der Grund: In der Schweiz sitzen der Europäische Fussballverband UEFA, das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie auch der Weltfussballverband (FIFA). «Diese Organisationen verbuchen alle zwei Jahre durch den Verkauf von Übertragungs- und Markenrechten für EM, WM und Olympia hohe Einnahmen», sagt KOF-Ökonom Alexander Rathke. Für ein kleines Land wie die Schweiz sorgen diese Erträge für Schwankungen der Wirtschaftsentwicklung, die nichts mit dem eigentlichen Konjunkturverlauf zu tun haben. Auch auf die Beschäftigung haben diese Schwankungen kaum einen Effekt.

Aus diesem Grund berechnet die KOF grundsätzlich neben dem klassischen BIP auch das sportbereinigte BIP. Letzteres ist für die Konjunkturbeobachtung sogar relevanter. «Das nicht bereinigte BIP gibt falsche Signale», sagt Rathke. So sinkt die Wachstumsrate des nicht bereinigten BIP im nächsten Jahr, obwohl konjunkturell die Tendenz aufgrund der erwarteten weltwirtschaftlichen Erholung genau umgekehrt ist.

Die grosse Abhängigkeit der Schweiz von den Sportveranstaltungen ist ein Sonderfall. Ein Land mit einem grossen BIP wie Grossbritannien kennt solche Effekte kaum, obwohl das Land zum Beispiel den Internationalen Tennisweltverband  (ITF) beheimatet. Die zusätzliche Wertschöpfung fällt dort kaum ins Gewicht, so die Experten der KOF in ihrem Bericht.

Wegzug der Fifa wäre kein Problem für Schweizer Wirtschaft

Vom BIP-Effekt in der Schweiz durch TV- und Lizenzeinnahmen zu unterscheiden ist der Konjunktureffekt für den Veranstalter von Sportgrossereignissen – doch sei der laut den KOF-Experten nicht immer positiv.

Auch von der Ausrichtung der Frauenfussball-EM 2025 in der Schweiz erwartet Rathke keinen grossen Konjunktureffekt. «Im Vergleich zu Olympischen Spielen oder einer EM oder WM im Männerfussball sind die Einnahmen eher gering.»

Gerüchte eines Umzugs des seit 1932 in Zürich ansässigen Weltfussballverbands Fifa nach Saudiarabien oder in die USA machen Rathke derweil keine grossen Sorgen. «Dass viele grosse  Sportorganisationen  ihren Sitz in der Schweiz haben, ist eine schöne Sache, aber nicht zentral für den Wohlstand der Schweiz», sagt Rathke. (arm/jb)

SDA