Testspiel gegen EstlandZuerst gibts vier Tore, dann folgt der Schreckmoment
Die Nationalmannschaft gewinnt den zweitletzten Test vor dem EM-Start. Beim 4:0 gegen Estland erzielen Zuber, Amdouni, Elvedi und Shaqiri die Tore. Doch am Ende muss Fabian Schär vom Feld.
Wenn die Welle durchs Stadion geht, ist die Begeisterung grenzenlos gross. Oder die Langeweile riesig. Am Dienstagabend in Luzern geht die Welle durchs Stadion, als die 35. Minute läuft. Und das Problem dabei ist: Mit der Freude über das Länderspiel hat sie wenig zu tun.
Elf Tage, bevor es an der Europameisterschaft losgeht, spielt die Schweiz gegen Estland. Und als das Publikum mit der Selbstunterhaltung startet, ist das grellste an diesem Match schon seit geraumer Zeit das Tenue von Nationalgoalie Yvon Mvogo. Der 29-Jährige steht im Tor, weil Yann Sommer noch pausiert und Gregor Kobel spät zum Team stösst. Und Mvogo trägt bei seinem Auftritt von oben bis unten Goaliekleider in Leuchtstift-Gelb.
Dabei sollte der Laufsteg bei diesem Match den Stürmern gehören. Nationaltrainer Murat Yakin sucht Angreifer, die Tore erzielen können, zuletzt traf seine Mannschaft in drei Partien nur ein Mal. Und die Esten müssten ein idealer Gegner sein, um zu Chancen und Treffern zu kommen. In der EM-Qualifikation haben sie in acht Spielen einen Punkt geholt, 22 Gegentore kassiert und gegen Belgien und Schweden 0:5 verloren.
Die Schweiz beginnt auf vielen Positionen in Bestbesetzung, mit Manuel Akanji, Granit Xhaka, Remo Freuler oder Xherdan Shaqiri zum Beispiel. Steven Zuber ist auch zurück nach einem Jahr Absenz. Und ganz vorne steht ein Neuling. Kwadwo Duah, geboren in London, aufgewachsen in Bern und jetzt in Bulgarien bei Ludogorez Rasgrad unter Vertrag. Yakin hat den 27-Jährigen nach einer Saison mit 10 Ligatoren und 5 Assists in 20 Einsätzen für die EM-Vorbereitung aufgeboten. Vor dem Match sagt er, Duah habe sich im Training hervorgetan, er sei «sicher einer der Gewinner, ein sehr kompletter Stürmer, er hat eine gute Geschwindigkeit und das Timing stimmt».
Duahs Problem wird, dass er gar nicht richtig zum Zug kommt. Die Schweizer sind nicht in der Lage, den Gegner über längere Zeit zu dominieren. Und Duah wird zur Pause ausgewechselt. Bis dahin hat er lediglich einen guten Abschluss, Goalie Matvei Igonen wehrt seinen Kopfball in der 17. Minute ab.
Die Schweiz müsste zu diesem Zeitpunkt bereits führen, doch Shaqiri hat es in der 6. Minute nicht geschafft, den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu bringen. Und so gelingt Zuber das 1:0. Er bleibt in der 20. Minute zwar mit seinem ersten Versuch hängen, setzt aber entschieden nach und trifft dann wunderbar in die hohe Ecke.
Amdouni trifft schon wieder
Es ist Zubers 11. Tor für die Nationalmannschaft im 53. Einsatz. Und der Höhepunkt der ersten Halbzeit, die nach dem ordentlichen Beginn der Schweizer stark an Niveau einbüsst. Deshalb braucht es dann eben die Welle. Und die Pause für Veränderungen. Für Duah kommt Zeki Amdouni. Und der Stürmer, mit Burnley gerade aus der Premier League abgestiegen, braucht 105 Sekunden, um für sich zu werben. Er trifft nach Zuspiel des ebenfalls neu gekommenen Vargas, steht jetzt bei 7 Toren in 14 Spielen und leitet die vergnüglichste Phase der Partie ein.
Die Schweizer stürmen nun lustvoll. Der aufgerückte Verteidiger Nico Elvedi schaufelt den Ball nach einem Shaqiri-Freistoss aus kurzer Distanz zum 3:0 ins Tor (63.). Shaqiri vergibt die erste Penaltychance nach dem Foul an Amdouni. Doch weil Torhüter Igonen die Linie zu früh verlassen hat, darf er nochmals anlaufen. Die zweite Gelegenheit nutzt er in der 70. Minute zum 4:0.
Es ist der spielerische Schlusspunkt in einer sehr, sehr einseitigen Partie, die für Steven Zuber und Zeki Amdouni wohl den grössten Wert hatte. Es ist aber nicht das Ende des Spiels. Verteidiger Fabian Schär muss den Platz kurz vor Schluss verletzt verlassen, die Schweizer beenden die Partie in Unterzahl.
Schär sei wegen muskulärer Probleme vom Rasen gegangen, erklärt Yakin später. Der Nationalcoach ist zuversichtlich, dass es sich nur um kleines Problemchen und nicht um eine gravierendere Verletzung handelt. Am Freitag muss er sein EM-Kader benennen.
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Der Ticker zum Nachlesen
Aus, aus, das Spiel ist aus!
Die Schweiz gewinnt standesgemäss gegen Estland 4:0. Die zweite Halbzeit brachte nicht nur drei Tore mehr. Sie war auch unterhaltsamer, weil die Schweizer leichtfüssiger kombinierten. Die Tore schossen Steven Zuber vor, sowie Zeki Amdouni, Nico Elvedi und Xherdan Shaqiri im zweiten Penaltyversuch nach der Pause.
Hier folgt demnächst ein ausführlicher Bericht zum zweitletzten Test der Schweizer vor der EM-Endrunde in Deutschland
Chance Estland
Elvedi verliert den Zweikampf gegen Tamm. Und dann kommt Anier tatsächlich mit einem Hackentrick zum Abschluss. Das wäre das Tor des Abends geworden – aber Mvogo ist auf dem Posten und darf seine zweite Parade des Abends zeigen.
Palumets für Poom bei den Esten.
Schär raus
Hoffentlich ist das nichts Schwerwiegendes! Fabian Schär geht vom Feld, obwohl die Schweizer nicht mehr wechseln dürfen. Die Schweizer also jetzt mit zehn gegen elf. Und bei Schär die bange Frage: Will das was bedeuten mit Blick auf die EM?
Vassiljev kommt für Hussar bei den Esten. Der Mann ist 39. Und tritt heute zurück.
Mvogo wackelt
Da ist Mvogo tatsächlich etwas unsicher, als eine Flanke vor seinem Fünfmeterraum hindurchrauscht. Er versucht, mit den Fäusten zu klären, aber der Ball geht zu wenig weit. Die Esten können nicht profitieren.
Bei den Schweizern geht Captain Granit Xhaka. Er wird ersetzt durch Michel Aebischer.
Vetkal geht. Tur kommt. Und Anier für Lepik.
Standesgemäss
Das Resultat sieht jetzt standesgemäss aus. Aber auch das Spiel der Schweizer ist in der zweiten Halbzeit um einiges beweglicher, druckvoller, lustvoller. Liegt es an den Wechseln? An taktischen Umstellungen? An Esten, denen der Schnauf ausgeht? Egal. Das Publikum wird unterhalten. Und wenn es so weitergeht, fallen da vielleicht sogar noch ein paar Tore mehr.
Shaqiri darf wiedderholen
Okay, das macht eigentlich keinen Sinn. Der Fuss des Goalies war viellecht 5 Millimeter von der Linie weg. Egal, Shaqiri darf noch einmal antreten. Igonen geht wieder nach unten rechts aus Sicht des Schützen, Shaqiri schiesst diesmal aber nach oben links. Tor, 4:0.
Verschossen
Tor! Xherdan Shaqiri scheitert tatsächlich an Igonen.
Oder hatte der Goalie keinen Fuss mehr auf der Linie? Ganz knappe Sache.
Penalty Schweiz
Schär auf Amdouni, der wird von Poom am Fuss getroffen. Es gibt Elfmeter. Zurecht, wie ich finde, weil Poom ihn unten rechts trifft. Sehr ungestüm, der Este.
Nico Elvedi trifft! Es ist fünfeinhalb Jahre nach seinem ersten sein zweites Länderspieltor. Nach Shaqiris Freistoss kommt erst Schär zum Kopfball, der wird noch abgewehrt. Aber dann ist Elvedi da, um den Abpraller zu verwerten.
Shein kommt bei den Esten für Ainsalu.
Vargas verletzt
Ruben Vargas wird an der Hand behandelt.
Ausserdem kommen Fabian Rieder und Leonidas Stergiou für Dan Ndoye und Silvan Widmer.
Parade Mvogo
Jetzt darf Mvogo tatsächlich zweimal den Ball mit den Händen abwehren. Erst fliegt er in eine Flanke, dann rettet er sehr schön gegen einen Weitschuss von Pikk, der oben links ins Tor geflogen wäre.
Schuss Poom
Poom … und da hätte es beinahe Bumm gemacht. Der Este schiesst aus 18 Metern, der Ball geht einen Meter am Tor vorbei. Aber Yvon Mvogo hat wenigstens mal einen Grund gefunden, um sein Trikot ein klein wenig dreckig zu machen. Der Schweizer Goalie fliegt, ohne dass er eingreifen muss.
Chance Amdouni
Zeki Amdouni macht hier klar, dass er auch an die EM will. Diesmal kommt er von halblinks zum Schuss, diesmal aber wehrt Igonen mit dem Fuss ab. Im Duell mit Duah liegt Amdouni aber bereits vorn.
Schuss Sierro
Vincent Sierro schiesst aus 17 Metern. Der Ball geht zwar direkt auf Igonen, aber damit hat Sierro schon eine aufregende Szene mehr als sein Vorgänger Freuler in der ersten Halbzeit.
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