Kommentar zur PostFür Preiserhöhungen ist es der falsche Zeitpunkt
Briefe und Pakete verschicken wird 2024 deutlich teurer. Die Kundschaft kann das nur akzeptieren. Für die Post könnte die Tarifpolitik aber unangenehm werden.
Am Donnerstag kam es für die Konsumentinnen und Konsumenten zum Preishammer: Der öffentliche Verkehr und die Post kündigten Tariferhöhungen für Ende Jahr respektive 2024 an. Während die Bahnbillette im Schnitt um 3,7 Prozent steigen, schert die Post aus. Die Preiserhöhungen für Briefe betragen 9 Prozent und für Pakete 21 Prozent.
Die zum Teil grossen Preiserhöhungen kommen zu einem falschen Zeitpunkt: Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine belastet die Inflation die Schweizer Haushalte. Nun werden sie noch zusätzlich gebeutelt. Gerade die Post als Staatsbetrieb steht mit ihren Aufschlägen bis zu einem Fünftel quer in der Landschaft. Die Teuerung verlangsamt sich und sank im Juni unter 2 Prozent.
Die Post kauft Firmen, die nicht zum Kerngeschäft beitragen – und erhöht die Preise trotzdem.
Andere staatsnahe Unternehmen wie die Swisscom verzichten vorerst darauf, ihre Preise zu erhöhen. Und der Telefonanbieter Sunrise, der als erster namhafter Dienstleister in diesem Sommer die Tarife angehoben hat, entschied sich für Preiserhöhungen von lediglich 4 Prozent. Irritierend ist auch, dass die Post noch stärkere Preiserhöhungen durchsetzen wollte. Der Preisüberwacher konnte dieses Ansinnen verhindern.
Den Konsumenten wird nichts anderes übrig bleiben, als die höheren Tarife zu akzeptieren. Für die Post könnte die Preispolitik jedoch noch unangenehm werden. Das Unternehmen bietet eine neue Angriffsfläche für Kritik aus dem Bundesparlament, das die Eidgenossenschaft als Eignerin in die Schranken weisen kann.
So hat die Post Geld für Übernahmen von Firmen, die nicht zum Kerngeschäft beitragen. Erst am Dienstag hatte der gelbe Riese die Übernahme von Terreactive bekannt gegeben, einem Cybersecurity-Anbieter aus dem Aargau. Gleichzeitig bittet der Regiebetrieb die Haushalte und Firmen als wichtigste Kunden stärker zur Kasse.
Gut möglich, dass jetzt die Debatte über das Restmonopol der Post auf Briefe wieder neu entfacht wird – und die Chancen steigen, dass dieses aufgehoben wird.
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