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Fotografie: Rumi Ando
Diesem Tokio wurde der Stecker gezogen

"Tokyo Nude" from Rumi Ando
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Die Stadt auf den Bildern der japanischen Fotografin Rumi Ando sieht aus, als sei sie aus Bauklötzen gebaut: Quadrat, Rechteck, Dreieck, bewusst arrangiert, in manchmal bunten, immer apart kombinierten Farben.

Es ist verblüffend, dass diese Motive tatsächlich echt sind – und nicht der Fantasie der Künstlerin oder einem Computerprogramm entsprungen. Die Serie «Tokyo Nude» zeigt Ansichten aus dem Zentrum der japanischen Millionenstadt, vor Ort fotografiert.

Allerdings erscheint das Tokio auf diesen Bildern fremd, sogar befremdlich: frei von Menschen, blinkenden Lichtern, Werbetafeln, Antennen oder Fenstern. Und seltsam still, als hätte jemand der Stadt den Stecker gezogen.

"Tokyo Nude" from Rumi Ando
"Tokyo Nude" from Rumi Ando
"Tokyo Nude" from Rumi Ando

Rumi Ando bearbeitet ihre Bilder stark, sie entfernt jeglichen «visuellen Lärm», wie sie sagt, und macht die Stadt «nude», also nackt. Dabei treten die Komposition, die Geometrie, die Wiederholung von Formen und Farben in den Vordergrund, was nicht von ungefähr an abstrakte Kunst erinnert: Bevor sie sich der Fotografie zuwandte, hat die heute 39-Jährige zeitgenössische Kunst studiert.

"Tokyo Nude" from Rumi Ando
"Tokyo Nude" from Rumi Ando
"Tokyo Nude" from Rumi Ando
"Tokyo Nude" from Rumi Ando

Ein weiterer Einfluss, der sich auf Rumi Andos Fotografien offenbart, ist die traditionelle japanische Malerei des Yamato-e. Die frühmittelalterliche Kunstform zeichnet sich aus durch Flächigkeit und durch das Fehlen von Perspektive.

"Tokyo Nude" from Rumi Ando

Diesen Effekt erzielt Rumi Ando – die übrigens auch als Retuscheurin für die Werbung arbeitet –, indem sie die Gebäude oft nur in Ausschnitten ohne Tiefenwirkung zeigt und damit wie Modelle oder Kulissen aussehen lässt. So entzieht sie ihren Motiven das Wirkliche und erschafft ein fiktives, träumerisches Tokio, über dem eine fast meditative Ruhe liegt.

Wer dabei an japanische Zen-Gärten denkt, liegt vielleicht nicht ganz falsch, denn das Tokio von Rumi Ando scheint mehr eine gestaltete Landschaft zu sein als eine pulsierende Metropole.