Fotografie: «Fragile Beauty»Was bei Elton John an den Wänden hängt
Von Modefotografie bis zu grossen Momenten der Zeitgeschichte: Elton John zeigt in London einen Teil seiner umfangreichen Sammlung.
Immer, wenn seine Eltern stritten, fand Elton John in seinem Kinderzimmer zwischen Büchern, Schallplatten und Spielzeug Trost. «Sie schrien mich nicht an und machten mich nicht traurig.» Später, als er mit Bernie Taupin anfing, Musik zu machen, und kaum Geld hatte, kaufte er sich günstige Kunstposter oder schnitt Fotos aus Zeitschriften aus.
Heute zählt die Fotosammlung der Poplegende mit über 7000 Bildern zu einer der grössten weltweit. Zu sehen ist ein Teil davon derzeit in der Ausstellung «Fragile Beauty» im Victoria and Albert Museum in London.
Nachdem er 1990 seinen Drogenentzug abgeschlossen hatte, fing Elton John zusammen mit seinem Partner David Furnish an, Fotografien zu sammeln. Marilyn Monroe, die nachdenklich über das Filmset von «The Misfits» läuft, Chet Baker, dessen Trompete sein Gesicht verdeckt, ein Knabe mit einer Spielzeughandgranate und keckem Blick: Es sind Bilder, die von Legenden der Fotografie geschossen wurden, von Diane Arbus über Richard Avedon, Robert Mapplethorpe, Cindy Sherman, Andy Warhol, Peter Hujar oder Zanele Muholi.
Sie zeigen Schönheit, Tiefe, Verzweiflung und Begehren. Von besonderer Bedeutung sind in der Ausstellung die Arbeiten von Nan Goldin. In ihrer «Thanksgiving»-Serie zeigt sie ihr Leben der 70er- bis 90er-Jahre in New York und Boston. In Schnappschussästhetik thematisiert sie Aids, Sucht und Missbrauch. «Ich glaube, mich hat nie etwas mehr berührt als der Anblick dieser Fotografien», so Elton John.
Auch Schlüsselmomente der Bürgerrechtsbewegung der 1960er, des Aids-Aktivismus der 80er und der Ereignisse des 11. September 2001 sind Themen der Ausstellung.
«Wir haben unsere Sammlung nie als Investition betrachtet, sondern als Bereicherung unseres Lebens», sagt Furnish. Im Gegensatz zu vielen anderen Sammlern, die ihre Schätze in dunkle Schubladen stecken, lebt das Paar mit der Kunst: In seiner Villa in Frankreich ist jeder Quadratzentimeter Wandfläche mit Fotografien bedeckt.
Die Sammlung umfasst auch einige Bilder von Elton John selbst, etwa das Porträt von David LaChapelle. Ursprünglich sollte Elton John vor einem Teller mit künstlichen Spiegeleiern sitzen. Zum Spass klemmte er sich die Eier hinter die Brillengläser – so entstand eine weitere Ikone der Fotografiegeschichte.
Ausstellung bis 5. Januar 2025 im Victoria and Albert Museum London. Buch zur Ausstellung: Fragile Beauty. Zerbrechliche Schönheit. Knesebeck-Verlag, 2024, ca. 70 Fr.
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